Zum Erfolg von Renate Koppensteiner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, die Freiheit zu haben, Dinge mit Freude und Engagement tun zu können, die mich interessieren, Entwicklungen mitgestalten und Verantwortung tragen zu können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja - wobei ich mir nicht jeden Tag Gedanken über meinen Erfolg mache.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
In erster Linie war die Begeisterung wesentlich, mit der ich mich auf meinen Beruf einließ. Wichtig war auch meine Ausdauer, denn speziell in der Wissenschaft sind immer wieder Durststrecken zu überstehen. Ganz sicher war auch das familiäre Umfeld von großer Bedeutung. Ich wuchs in einer harmonischen Familie auf, in einem Milieu, in welchem Bildung eine große Rolle spielt, und ich mußte mir mein Studium nicht selber finanzieren. Natürlich sind auch Glück, Zufall und die Tatsache, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, nicht unbedeutend. Ist es für Sie als Frau im Berufsleben schwieriger, erfolgreich zu sein? Das ist ein sehr weitläufiges Thema. Prinzipiell haben es Frauen schon schwerer, andererseits findet man auch immer wieder Personen mit einem weiten Horizont, die hier keinen Unterschied machen. Sobald man als Frau als Konkurrenz wahrgenommen wird, sieht man sich teilweise sehr unkorrekten Angriffen ausgesetzt. Meines Erachtens fällt der berufliche Aufstieg Frauen zuweilen schwerer, weil sie über weniger gute Netzwerke verfügen. Aber ich denke auch, daß sich diese Dinge langsam ändern.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Mein erstes wirklich großes und bewußtes Erfolgserlebnis war meine Habilitation. Da hatte ich das Gefühl, etwas erreicht zu haben.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung, nach Zürich zu gehen, war zweifellos die richtige, obwohl es vor allem am Anfang nicht sehr leicht war. Doch nach etwa zwei Jahren konnte ich sagen, eine gute Entscheidung getroffen zu haben.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In erster Linie muß ich hier meine Familie nennen, die mich immer unterstützte, mich aber durchaus auch mit kritischen Fragen konfrontierte, beispielsweise während der Zeit meiner Habilitation. Sicherlich prägte mich auch Prof. Ehringer, der unser Fachgebiet in Österreich aufgebaut hatte und seine Abteilung mit eiserner Hand leitete. In meiner heutigen Position muß ich sagen, daß ich so manche seiner damaligen einsamen Entscheidungen jetzt besser verstehe. Er war es, der mein Interesse für dieses Fach geweckt hatte, und in dessen Umfeld ich jene Arbeiten realisieren konnte, die meinen Ruf nach Zürich erst ermöglichten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Der Ruf nach Zürich war zweifellos eine sehr große Anerkennung, und die Tatsache, daß man mich nach acht Jahren dort mit allen Mitteln halten wollte, empfand ich ebenfalls als ein Zeichen der Anerkennung.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Etliche Mitarbeiter an dieser Abteilung freuten sich sehr über meinen Eintritt, aber vielleicht erwartete sich der eine oder der andere zu Beginn mehr Durchschlagskraft meinerseits. Auch mir geht so manches zu langsam, doch es sind uns einfach Grenzen gesetzt, vor allem administrativer Natur.Welche sind die Stärken Ihrer Abteilung? Die Abteilung ist die größte angiologische Abteilung Europas und hat die höchsten Patientenzahlen. Da sammelt sich viel Erfahrung an. Die Abteilung ist seit Jahrzehnten wissenschaftlich sehr aktiv und besitzt international einen guten Ruf.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? In der Medizin sind heute mehr denn je internationale Kooperation und Erfahrungsaustausch gefragt. Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit in Zürich habe ich viele gute Kontakte zu Kollegen am Universitätsspital Zürich.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Eine gute Organisation ist notwendig, um diese beiden Bereiche in Einklang zu bringen, speziell wenn Kinder da sind (ich habe einen kleinen Sohn).
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Entscheidend ist, das, was man tut, auch gerne zu tun. Junge Menschen sollten unbedingt auf ihre Begabungen hören. Man wird unglücklich, wenn man zu spät erkennt, daß man in der falschen Sparte gelandet ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Eine exzellente Patientenbetreuung an meiner Abteilung, in der Forschung möglichst viel internationale Kooperation.