Zum Erfolg von Hannelore Schmidt
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich ganz persönlich bedeutet Erfolg, die tägliche Arbeit vor meinem Gewissen verantworten zu können. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Im Grunde genommen war meine Entwicklung eine Einsicht in die Notwendigkeit. Unser damaliger Chef, Dr. Kötzschke, wurde an eine andere Universität berufen, ich rückte nach und übernahm seine Aufgaben, allen voran die Lehre, in die ich anfänglich viel Zeit und Mühe investierte, um die Vorlesungen dem internationalen Niveau entsprechend halten zu können.Wie begegneten Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags? Herausforderungen packte ich stets an, wie es notwendig war, mit Fleiß und Zielstrebigkeit. Ich scheute keine Arbeit. Um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, arbeitete ich sehr rationell, mit optimaler Zeitnutzung. Die Doppelbelastung aus Beruf und Haushalt war auch der Grund, warum wir nur ein Kind haben.Ist es für Sie als Frau an der Universität schwieriger, erfolgreich zu sein? Ja, das empfand ich auf alle Fälle als schwieriger. Man muß als Frau immer doppelt so viel leisten wie ein Mann, um anerkannt zu werden, und man darf sich keine Fehler leisten.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Bereits Mitte der siebziger Jahre war ich in Leipzig in der Lehre tätig. Das Fachgebiet der Parodontologie war zu jener Zeit ein neues. Zur Verbreitung der Erkenntnisse daraus gründete ich in Leipzig einen Arbeitskreis und unterstützte die Arbeitskreise in Halle und Gera bei der Weiterbildungstätigkeit. Zu sehen, wie die Kollegen aus diesen Arbeitskreisen ihr erworbenes Wissen in die Praxis umsetzten, war schon ein gewisser Erfolg, über den ich mich freute. Es war schön zu sehen, wie die Weitergabe meiner Kenntnisse auf fruchtbaren Boden fiel. Die Professur, die erste in Leipzig, sehe ich letztlich als I-Tüpfelchen meines Erfolges.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Originalität ist immer besser. Wissen, das international erworben wurde, muß man sich zu eigen machen, um dann auch in der Forschung bestehen zu können.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Dr. Kötzschke habe ich zu verdanken, daß ich zu meinem Fachgebiet gekommen bin. Als damaliger Oberarzt hatte er die Aufgabe, innerhalb der chirurgischen Abteilung eine Abteilung für Parodontologie zu gründen. Er fragte mich, ob ich mitarbeiten wolle, und ich hatte Interesse. Damals, 1961, war dies ein Fachgebiet, das sich erst in Entwicklung befand und an den Universitäten noch nicht gelehrt wurde. Mein Mann hat mich jederzeit moralisch sehr unterstützt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Von offizieller Seite wurde mir die Verdienstmedaille der Gesellschaft für Stomatologie der DDR überreicht und der Titel Medizinalrat verliehen. Besonders aber war mir die Anerkennung von Kollegen und Studenten wertvoll, war sie doch nach der Wende der Grund, daß meine Weiterbildungen so gut besucht wurden.Welche Rolle spielten die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg? Meine Mitarbeiter waren stets fleißig und einsatzbereit. Sie haben mich zwar in meiner Karriere nicht unterstützt, haben aber während meiner Zeit als Abteilungsleiterin entscheidend mit dazu beigetragen, daß die Lehre gut und reibungslos vonstatten gehen konnte.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man muß beharrlich sein Ziel verfolgen, dabei den nötigen Fleiß entwickeln und darf sich nicht von anderen Leuten beeinflussen oder beirren lassen.
Ihr Lebensmotto?
Ohne Fleiß kein Preis.