Zum Erfolg von Johannes Hahn
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg sehe ich darin begründet, Vorstellungen, die man als richtig erachtet, umsetzen zu können. Anerkennung ist eine Folge des Erfolges.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich betrachte mich als erfolgreich und bin auch sehr stolz auf die Performance unseres Parteiteams und auf unsere Wahlergebnisse.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe keine lupenreine Politiker-Karriere hinter mir, sondern ich bin der einzige unter den Wiener ÖVP-Spitzenkandidaten, der alternierend auch außerhalb der Partei erfolgreich arbeitete. Auch wenn man Wirtschaft und Politik nicht wirklich miteinander vergleichen kann, ist es möglich, Brauchbares aus jedem Bereich für den jeweils anderen herauszufiltern. Ich sehe es als einen Vorteil, Berufserfahrung in Produktionshallen erworben zu haben und dabei vieles von Menschen aus der Unternehmenswelt direkt gehört zu haben. Zu meinen persönlichen Qualitäten gehört die Toleranz. Ich lasse auch gute Ideen von Mitgliedern einer anderen Partei zu. Ich bin ja auch Mensch, es spielen nicht nur parteipolitische Dimensionen eine Rolle, auch wenn es bei Koalitionsbehandlungen darum geht, seine Position derart einzubringen, dass sie auf den geringsten Widerstand stößt. Sicher bin ich sehr hartnäckig, ohne mich auf etwas zu verbohren, aber ich verliere mein Ziel nicht aus den Augen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich war immer ein Mensch, der strategisch vorgeht und überlegt, welche Auswirkungen Maßnahmen auf das Umfeld und die Betroffenen haben, und ich kann mich in anstehende Themen hineinarbeiten. Jede Krise ist der Beginn einer neuen Chance, und insofern kann ich mit schwierigen Situationen gut umgehen. Ich höre mir gerne Meinungen anderer an, Menschen zu führen heißt aber letztlich, entscheidungsfähig zu sein, auch wenn die politische Arbeit eine Art Prozessarbeit ohne Ende ist.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gab zu verschiedenen Zeiten immer wieder unterschiedlichen Menschen, von denen ich das eine oder andere lernen konnte. Ein dezidiertes Vorbild hatte ich aber nicht. Es ging mir darum, meinen eigenen Stil zu entwickeln.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ergibt sich in der Politik aus Wahlergebnissen. Ein Wahlkampf ist wie ein Börsegang und festigt das Image einer Partei.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich erwarte eine grundsätzlich optimistische Grundhaltung und Selbständigkeit und weiß Mitarbeiter zu schätzen, die Probleme lösen, anstatt sie zu erzeugen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die ÖVP ist eine Partei, die in Österreich sehr lange existiert und tiefe gesellschaftspolitische Wurzeln hat. Basis für die tägliche parteipolitische Arbeit ist ein landesweit gültiges Grundsatzprogramm. Im Mittelpunkt der ÖVP stehen eine christlich-soziale Haltung und das Persönlichkeitsprinzip. Die Freiheit des einzelnen endet dort, wo die Freiheit eines anderen beeinträchtigt wird. Diese Definition des Freiheitsbegriffs bezieht sich auf die Gestaltung eines sozialen Miteinanders. Die ÖVP gesteht jedem Bürger eine Lebensweise nach seiner eigenen Entscheidung zu. Frauen sollen zum Beispiel autark entscheiden, ob sie nach der Geburt eines Kindes zu Hause bleiben oder weiterhin ihrer Arbeit nachgehen wollen. Beide Perspektiven sind aus der Sicht der ÖVP gleich wertvoll. Eine kommunalpolitische Aufgabe ist es zum Beispiel, Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verfügung zu stellen. Ein weiteres Kernthema der ÖVP ist die Anerkennung einer ökosozialen, aber nicht einer freien Marktwirtschaft. Im sozialen Bereich sind wir für die Abkehr vom Gießkannensystem, die Sozialpolitik der ÖVP ist auf herausgearbeitete, schwerpunktmäßige Hilfeleistungen bedacht. Wir sind nicht dafür, dass jeder Bürger unreflektiert eine Mindestgrundversorgung von 800 Euro im Monat bezieht (wie es die Grünen vorschlagen), denn dabei wird kein Bezug auf die Vorgeschichte der Leistungsempfänger genommen. Ein nächstes Anliegen der ÖVP ist die Frage des angemessenen Status bzw. der angemessenen Stadtquote. Dr. Wolfgang Schüssel schrieb vor 25 Jahren das Buch "Mehr privat als Staat" über die angemessene Stadt, und ich meine, dass im Interesse der Allgemeinheit heute noch zu hinterfragen ist, welche Aufgaben eine kommunale Verwaltung und welche Aufgaben der Private zu erfüllen hat. Dabei sind betriebsökonomische, effiziente Kriterien heranzuziehen. Die ÖVP bekennt sich weiters zur Europäischen Union.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Je mehr man in der Öffentlichkeit steht, desto wichtiger wird der gelegentliche private Rückzug. Zu Hause wird kaum über Politik gesprochen. Ich habe mich aber daran gewöhnt, dass ich in meinem Umfeld mit politischen Fragen konfrontiert werde und erfahre als Politiker mediales Interesse.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wenn junge Menschen beruflich verschiedene Dinge ausprobieren, um herauszufinden, was ihnen liegt, entwickeln sie Selbstsicherheit und ein gutes Selbstwertgefühl, das eine gute Ausgangsbasis für nachhaltigen Erfolg ist. Es ist wichtig, ein Ziel so zu verfolgen, dass man unabhängig von seiner Position von anderen geschätzt wird. Man darf sich nicht hinter einer Funktion verschanzen, sondern soll sich dem Qualitätsbegriff verpflichten. Ich empfehle jungen Menschen auch, sich für gewisse Zeit in einer Organisation sozial zu engagieren, um früh soziale Kompetenz zu erwerben. Das ist meine private Meinung. Eine gute Ausbildung soll breit angelegt sein und über die rein fachliche Ausbildung hinausgehen. Man sollte lernen, sich wie auf einen Marathonlauf sukzessive auf das Berufsleben vorzubereiten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es gibt für uns als Großstadtpartei viele kommunalpolitische Themen, immer wieder auch neue, zu diskutieren und umzusetzen, auch mit Leuten, die gerne und motiviert mitarbeiten wollen. Diese aktive Form der Mitarbeit und des ungezwungenen Miteinanders stellt die schönste Form der Anerkennung dar.