Zum Erfolg von Dieter Mandl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich fühle mich immer dann erfolgreich, wenn ich meine Interessen verfolgen kann; wenn ich das, was mich interessiert, erforschen, mich ihm nähern und es schließlich erreichen kann. Interessen unterscheiden sich von Zielen. Interessen entstehen spontan, um ein Ziel zu formulieren, wenn man sich hinsetzt und nüchtern einen Plan entwirft. Forschung an der Universität ist eine Frage der Interessen, nicht der Ziele. Interessen verfolgen zu können, ist für mich das Wichtigste. Man entwickelt Interessen aufgrund persönlicher Begabungen, Interessen haben etwas zu tun mit dem Drang, etwas zu erforschen, zu hinterfragen, immer, auch abseits von der Wissenschaft.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich war immer ein sehr interessierter Mensch und ging mit großen Überzeugungen, Ambitionen und mit großem Engagement meinen Interessen nach. Ich war zugleich bemüht, meine Interessen möglichst frei und im selbst bestimmbaren Bereich festlegen zu können, ohne mich durch etwas behindern zu lassen. Gerade in dieser Haltung wurde ich durch meiner Kindheit in der Landwirtschaft geprägt, wo man zwar von der Natur abhängig ist, aber selbst entscheidet, was man anbaut. Die Universität schafft die Möglichkeit, interessensbezogen agieren zu können. An unserem Institut werden pro Semester bis zu 3.000 Prüfungen mit rund 700 beteiligten Studierenden abgehalten, und man hat seinen Job zu machen, aber trotzdem finde ich daneben noch den Freiraum und die Zeit, um meinen Interessen nachzugehen. Auf der Uni braucht man auch sehr viel Menschlichkeit, nicht Fachwissen allein. Bereits als Studentenvertreter engagierte ich mich für den menschlichen Umgang mit den Studierenden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Vor einigen Jahren, wenn ich in einen Hörsaal ging und sagte, da gibt es einen Job, wurde ich von den meisten sofort gefragt, wo ist der Job, wann kann ich anfangen. Wenn ich heute in einen Hörsaal gehe und sage, es gibt einen Job, kommen die Studenten zu mir und fragen, glauben Sie, ich könnte das schaffen? Und wenn sie dann auch noch erfahren, was man dabei verdienen könnte, bekommen sie gleich noch mehr Angst. Was ich heute vermisse, sind Leute mit Mumm, Leute, die sich etwas trauen. Diese Eigenschaft ist vielen verloren gegangen. Ich messe Personen in meinem Umfeld immer daran, ob sie sich ihren Qualifikationen, ihren Qualitäten, ihren persönlichen Talenten gemäß verhalten. Hat jemand Talente und nutzt sie nicht, wird er seiner eigenen Verantwortung nicht im gebührenden Maße gerecht. Ich habe vor jedem Menschen Respekt, der sein Potential ausschöpft. Mir sind Menschen begegnet mit Schaufel oder Besen in der Hand, die ihren Talenten entsprechend alles aus sich herausholten. Ich kenne andererseits so viele Leute, die nicht ihren Talenten entsprechend agieren, und bei denen habe ich Angst und Sorge. Würde sich jeder nach dem Grundsatz, seine Talente zu nutzen, verhalten, wären alle zufrieden mit sich und ihrem Leben.
Ihr Lebensmotto?
Ich bin ein Mensch, der Freiraum braucht. Deshalb trat ich immer für Freiheit in jeder Form im Sinne eines sehr umfassenden Freiheitsbegriffes ein: Das eigene Leben selbst gestalten zu können und dafür selbst verantwortlich zu sein.