Zum Erfolg von Helmut Paul
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Unter Erfolg verstehe ich, eine Zielsetzung zu haben, mit der man motiviert in den Alltag geht. Man will sich innerhalb der Mitbewerber durchsetzen. Als Beispiel nehme ich da den Sport, wo man eben nicht Zweiter sein möchte.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausdauer und Durchhaltevermögen waren beim Marathon wie auch im Beruf ausschlaggebende Faktoren meines Erfolges. Wichtig ist auch der Wille, der sich regelrecht im Kopf festsetzen muß. So schafft man es, sein Ziel zu erreichen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Je älter ich werde, desto klarer wird mir, daß man nicht sofort auf negative Einflüsse reagieren, sondern vielmehr abwartend ein paar Tage verstreichen lassen soll, um danach in Ruhe eine Lösung zu finden. So flaut der erste Ärger ein wenig ab, und man muß sich nicht gleich einer direkten Konfrontation stellen.Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein? Originalität ist der bessere Weg, denn man muß zu dem, was man sagt oder tut, stehen, auch wenn andere dies nicht unbedingt für richtig erachten. Ich muß hinter meinem Produkt bzw. meiner Dienstleistung, stehen, um meinem Gegenüber Glaubhaftigkeit zu vermitteln, und das funktioniert bei einer Imitation einfach nicht.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ein damals siebzigjähriger Anwaltskollege in Kärnten, der viel Lebenserfahrung hatte und sich durch die Gabe auszeichnete, mit wenigen Worten und Sätzen punktgenau das zu treffen, was er ausdrücken wollte, prägte mich sehr. Außerdem konnte er wunderbar menschliche Werte vermitteln, was ich heute generell vermisse. In der Marathon-Bewegung, die ja weltweit präsent ist und fast eine Ersatzreligion darstellt, suchen die Menschen in der Gemeinschaft eine Tätigkeit, in der sie an ihre Grenzen gehen, abschalten und lernen können, sich auf Dinge zu konzentrieren, die für sie wichtig sind. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang sind auch die in letzter Zeit wiederentdeckten Pilgerwege. Die Religionen selbst schaffen es im Moment nicht, den Menschen das zu geben, wonach sie suchen.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Ich habe zu einer Zeit begonnen, als im juristischen Umfeld noch Menschlichkeit vorhanden war. Der augenblickliche Druck und die verlangte Mehrarbeit gehen enorm auf Kosten der Qualität. Fälle werden fast EDV-mäßig behandelt, die Probleme der betroffenen Menschen werden dabei selten wirklich beachtet oder gelöst. Selbst unter Kollegen wird danach gestrebt, den anderen zu übervorteilen, und das ist ein Abbild der heutigen Gesellschaft und des allgemeinen beruflichen Alltags, wo Menschlichkeit keinen Stellenwert mehr einnimmt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
In jedem Fall - sei es beim Marathon oder in meiner Kanzlei - sind Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann, sehr wichtig. Die Politik lebt uns leider nicht vor, wie man eigenverantwortlich agiert. Menschen, denen diese Eigenschaft fehlt, sind leichter zu lenken. Daher ist es gar nicht so leicht, Mitarbeiter zu finden, die selbständig und eigenverantwortlich arbeiten.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Nach persönlicher Sympathie - Grundkenntnisse vorausgesetzt.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Nicht zuletzt ist Fortbildung auch eine Kostenfrage, weil gute Seminare sehr teuer sind. Somit beschränke ich mich auf zwei bis drei pro Jahr. Mit Gesetzesänderungen und -novellierungen muß man sich ständig auseinandersetzen, sonst ist eine Ausübung des Berufes sowieso nicht möglich.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Kommunikation ist enorm wichtig. Ich vermisse Respekt und Anerkennung des anderen. Die Orientierungslosigkeit, die uns auch von der Politik vorgegeben wird, suchen die Menschen auszugleichen. Sie suchen die Orientierung in der Musik, aber leider auch in den Drogen. Die generelle Dekadenz wird den nachfolgenden Generationen sicherlich Probleme bereiten. Soziale Integration und das neu propagierte Arbeiten im Netzwerk - früher waren das die Vereine - können wesentliche Schritte zu einer fruchtbaren Gemeinschaft sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Gesundheitlich und beruflich möchte ich den momentanen Standard halten, um meinen Beruf noch zehn Jahre ausüben zu können. In der verbleibenden Freizeit möchte ich noch das eine oder andere Land bereisen, um die Vielfalt der Menschen und ihre kulturellen Hintergründe zu studieren.