Zum Erfolg von Michael Kadletz
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Natürlich bin ich ehrgeizig, und Erfolg ist mir wichtig, wesentlich ist aber immer, daß auch die Parameter rundherum stimmen. Geld allein spielt jedenfalls keine große Rolle; wichtig ist vor allem die Leidenschaft für den Beruf! Eine Arbeit, die keinen Spaß macht, kann auch mit viel Geld nicht glücklich machen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Das würde ich schon sagen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich kann gut mit Menschen umgehen und mich auf ihre Bedürfnisse einstellen, wobei ich versuche, kreative und innovative Ideen in die Arbeit einzubringen. Die Bauherren kommen mit den unterschiedlichsten Wünschen in bezug auf ihre Projekte, und das spornt mich an. Ich bin flexibel und lernbegierig, und es freut mich, wenn jeder Tag etwas Neues mit sich bringt. Dann wird mir nicht langweilig! Meine Familie hat mich immer unterstützt.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin davon überzeugt, daß ich mit allen Herausforderungen in meinem Bereich fertig werde; ich setze mich mit der Thematik auseinander, und es macht mir Freude, selbst täglich dazuzulernen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Wenn man merkt, daß Bauherren auch nach Jahren noch gern in einem Haus leben, das man geplant hat, oder wenn man weiterempfohlen oder auf Projekte positiv angesprochen wird, dann verbucht man das sicher als persönlichen Erfolg. Erfolge sind die berühmten gelungenen Kompromißlösungen zwischen den Wünschen und Vorstellungen, Ideen oder sogar Visionen, mit denen sich der Architekt einem Projekt gerne nähern würde und dem restriktiven Rahmen, den der Bauherr und/oder die Umstände vorgeben.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Viele kleine Entscheidungen im richtigen Augenblick haben sicher zu meinem Erfolg beigetragen. Richtige Entscheidungen zu treffen ist meiner Ansicht nach auch ein bißchen Gefühlssache. Man kann nicht immer auf Nummer sicher gehen: manchmal muß man auch etwas riskieren, um am Ende Erfolg zu haben, sei es auch nur, einen Kredit von der Bank zu nehmen, selbst wenn man noch nicht zu 100 Prozent weiß, wie die Auftragslage im nächsten Jahr sein wird.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Jedes Büro lebt von der Qualität der Mitarbeiter.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Loyalität und Engagement muß der Bewerber neben einiger Erfahrung schon mitbringen. Wichtig ist auch zu wissen, daß heutzutage Hierarchien nicht mehr gefragt sind: beim Kaffeekochen oder Kopieren sind alle gleichermaßen angesprochen wie bei den Kreativleistungen - zu einem kreativen Team gehört auch eine soziale Einstellung. Flexibilität ist ein wichtiger Faktor in unserem Beruf. Wissen ist ebenso geteilt: die Jungen lernen von den Alten und auch umgekehrt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich lasse sie im Rahmen des Möglichen selbständig arbeiten und lernen, weil ich davon überzeugt bin, daß sie nur so später selbst allein erfolgreich sein werden. Gleichzeitig müssen sie aber wissen, daß sie im Fall des Falles auch beschützt sind, denn Fehler können jedem passieren, da darf man nicht gleich dramatisieren. Jeder soll gern zur Arbeit kommen, ein familiäres Klima ist wichtig. Auch arbeiten wir lieber an der Auslastungsgrenze, wenn es notwendig ist, dafür muß aber auch kein Mitarbeiter gekündigt werden, wenn die Auftragslage mal nicht so besonders sein sollte. In meiner bisherigen Selbständigkeit mußte ich noch nie einen Mitarbeiter entlassen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Auf den Kindern von heute lastet - auch wenn sie zum Teil scheinbar sehr behütet aufwachsen und sich zumindest finanziell keine Sorgen machen müssen - sicher ein enormer Druck, denn die Latte, die ihnen ihre Akademiker- und Karriereeltern legen, ist sehr hoch. Umso wichtiger wird es für sie sein, Bereiche zu finden, in denen sie leben und arbeiten möchten. Angehenden Architekten kann ich nur empfehlen, sich rechtzeitig zu überlegen, ob sie auch tatsächlich bauen und umsetzen wollen, oder ob sie virtuelles Projektieren am PC vorziehen, denn die tatsächliche Realität am Bau beansprucht wesentlich mehr Engagement und Auseinandersetzung, bringt aber meiner Meinung nach die größere Befriedigung als eine gestylte Projektmappe oder eine spektakulär fiktive 3D-Visualisierung - wenngleich selbstverständlich auch diese Arbeiten ihre Berechtigung haben und uns zu neuen Ideen inspirieren. Nur muß man eben wissen, wie man selbst mit Architektur umgehen will. Für mich persönlich war immer der Wunsch vorrangig, Ideen auch umsetzen zu dürfen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte zumindest den Status quo halten. Besser werden kann es immer, schlechter werden soll es nicht. Ein Projekt kann nie groß und interessant genug sein!
Ihr Lebensmotto?
Positiv denken und optimistisch sein.