Zur Karriere von Patrick Sowa
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich absolvierte nach der Hauptschule und einem Jahr Landwirtschaftlicher Fachschule ab 1998 im Hotel Karnerhof am Faaker See eine Kochlehre. Nach erfolgreichem Abschluß im Jahr 2001 wechselte ich in das Hotel Wörth in Maria Wörth, wo ich als Chef Garde Manger für die kalten Speisen zuständig war, außerdem übernahm ich zu Beginn auch die Patisserie. Das waren für mich jene Bereiche, bei denen man sich kreativ am meisten ausleben konnte. Nach dieser Saison ging ich in die Schweiz nach Samnaun, wo ich im Hotel Bündnerhof als Sous Chef arbeitete. Anschließend wechselte ich ins Restaurant Giersterbräu nach Wien und war dort ein halbes Jahr als Alleinkoch tätig. Da ich seit jeher ein begeisterter Musiker bin, beschloß ich 2004, das Kochen ruhen zu lassen und mich ganz meinem großen Hobby zu widmen. Ich begann als Straßenmusiker, daraus entwickelte sich langsam die dreiköpfige Band „Butterkeks“. Es war eine schöne Zeit und wertvolle Erfahrung, weil ich kompromißlos meinen Weg ging. Musik zu machen ist für mich ebenso eine Form, sich auszudrücken, wie Gedichte schreiben oder Kochen. Wir hatten etliche Auftritte in kleinen Clubs, auch die Kritiken waren recht gut, aber unser Verdienst war nicht so enorm, daß wir davon sorglos hätten leben können. Also wendete ich mich Anfang 2005 wieder meinem erlernten Beruf zu, ging nach Klagenfurt und kochte dort im besten italienisch-mediterranen Restaurant der Stadt, im mit drei Hauben ausgezeichneten Dolce Vita. Das war eine tolle Herausforderung, da ich einen italienischen Spitzenkoch, der zehn Jahre die Küche im Dolce Vita mitgeprägt hatte, ersetzen sollte. Es gab auch sehr viele Bewerber für diese Stelle, aber ich konnte mich mit meinem jugendlichen Elan durchsetzen. Ich blieb ein knappes Jahr, dann wurde mir der Streß in diesem Gourmettempel zu viel, und ich ging wieder nach Wien. Hier arbeitete ich kurze Zeit in einem Call Center, ehe mich mein früherer Chef vom Giersterbräu anrief und mir anbot, als Koch in sein Lokal zurückzukehren. Meine Bedingung aber war, daß ich nach 18 Uhr nicht mehr arbeiten muß, um genügend Zeit für die Musik und andere Dinge zu haben. Er ging zähneknirschend darauf ein. Es ist uns dann gelungen, mit dem bürgerlichen Wirtshaus Giersterbräu mit zwölfeinhalb Punkten in die Bewertung des Gault Millau aufgenommen zu werden. Trotzdem war es für mich ein Kompromiß, denn auf der Karte standen sich Wiener Schnitzel und Seeteufel, Tafelspitz und eingelegter Bachsaibling gegenüber. Ich sehe Kochen als eine Kunstform, und obwohl ich ab und zu gerne Wiener Küche esse, ist es nicht meine Art zu kochen. Daher arbeitete ich zwischendurch sehr erfolgreich im Call Center und war dann auch beim HPS Hierhold Presentation Service tätig. HPS ist ein Anbieter von Seminaren und Trainings im Präsentationsbereich, und es war ein guter Job, bei dem ich auch von zu Hause aus arbeiten konnte. Zu dieser Zeit war ich ein „Zerrissener“, und ich überlegte, was mich an der Gastronomie eigentlich so stört, und warum ich trotzdem so gern koche. Ich kam zu dem Ergebnis, daß das größte Problem in der Gastronomie für mich die Gastronomen sind. Abläufe und Strukturen sind vorgegeben, und ich kann mich nicht nach meinen Vorstellungen entfalten. So reifte der Entschluß, mich selbständig zu machen, und ich begann ein geeignetes Lokal zu suchen. Ich fand eine leerstehende Location in der Burggasse. Deren Besitzer wollte sich dort seinen Traum mit einem eigenen Gastronomiebetrieb erfüllen, war damit aber etwas überfordert. Ich bot meine Hilfe an, und so entstand ein Suppenlokal, bei dem auch noch eine Grafikerin als Quereinsteigerin beteiligt war. Diese Konstellation war ein wenig unglücklich, da ich als Profi-Koch doch wesentlich höhere Ansprüche stellte als meine Kollegen. Ende 2006 sperrten wir den Suppenimbiß zu, und Mike Fromm, der Besitzer, beauftragte die Grafikerin Iris, daraus binnen zwei Monaten etwas Neues zu machen. Das klappte nicht so recht, und Mike meinte, ich solle mich der Sache annehmen. Mit Claudia Wegrostek fanden wir noch eine Investorin, die sich auch um soziale und künstlerische Belange kümmerte. So eröffnete nach einer mehrwöchigen Umbauphase Ende Februar 2007 das Sweet & Sour Café, und bald zählten wir auch Mitarbeiter von Werbeagenturen oder Plattenfirmen zu unseren Gästen. Die Küche war zu Beginn recht einfach gehalten, doch ich entwickelte sie immer weiter, und bald kamen die Gäste des Essens wegen. Die Sache erhielt eine gewisse Eigendynamik, als Schwerpunkt kristallisierte sich die gehobene, leichte Fischküche heraus. Das Sweet & Sour ging binnen kürzester Zeit ab wie eine Rakete, und plötzlich wurde ich gefragt, ob ich auch woanders kochen würde. Das Projekt interessierte mich, und im Sommer 2007 wurde das Lokal, auch auf Wunsch des Besitzers Mike Fromm, der sich inzwischen in New York verliebt und verlobt hatte, anderweitig verpachtet. Das neue Lokal in der Schleifmühlgasse ist der geeignete Rahmen, wo ich Kunst, Kultur, Musik und Essen in angenehmer Atmosphäre verbinden kann.