Zum Erfolg von Josef Edlinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
In der landwirtschaftlichen Struktur scheitert vieles am Unverständnis zwischen den Generationen. Vielfach geben die Alten das Zepter nicht aus der Hand, was die Jungen wiederum daran hindert, eigene Schritte zu setzen. Ich mußte diese Erfahrungen nicht machen, hatte immer freie Hand und konnte nach meinem Dafürhalten entscheiden. Das Zusammenspiel der Generationen ist daher enorm wichtig, um erfolgreich zu sein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Die erworbene Praxis kommt mir heute sehr zugute.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich stelle mich diesen Herausforderungen mit Gelassenheit. Wichtig ist zu erkennen, wann welche Schritte gesetzt werden müssen, um als Winzer erfolgreich zu sein.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Erst in der Schule erfuhr ich, daß man einen kleinen Weinbaubetrieb nicht unbedingt auflassen muß, sondern daß es noch die Möglichkeit der Erweiterung in Form von Sortenausbau gibt. Dies zeigte mir das Praktikum bei einem österreichischen Top-Winzer in Spitz an der Donau, wo ich gesehen habe, daß dieser Weg wirklich funktioniert, wenn man sich bemüht.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ja, mein Vater hat mich sehr geprägt. Er unterstützt mich immer noch, wo er kann.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ich finde es schade, daß wir Winzer es nicht wirklich schaffen, zusammenzuarbeiten - fast könnte man sagen, daß Engstirnigkeit regiert. Bestrebungen zur Zusammenarbeit kenne ich nur in vereinzelten Regionen. Hier würde mir eine bundesweite Bestimmung gefallen, wo nur derjenige eine Auszeichnung erhält, der mit anderen zusammenarbeitet. Dies würde sicherlich internationale Erfolge nach sich ziehen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich habe eine flexible Helferin, die überall einsetzbar ist. Saisonal beschäftigen wir noch Aushilfskräfte, weil Qualitätsarbeit doch recht aufwendig ist. Unsere Hauptklientel sind Ab-Hof- und Privatkunden. Meine Frau übernimmt einen wesentlichen Teil der Kundenbetreuung und kümmert sich auch um kaufmännische Belange.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Es gelingt mir ganz gut, diese beiden Bereiche zu trennen. Nach Möglichkeit höre ich täglich um 18 Uhr zu arbeiten auf, auch weil ich großen Wert darauf lege, für meine Kinder Zeit zu haben.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich informiere mich auf Fachvorträgen über Neuheiten, vor allem im Winter nütze ich meine Zeit für Weiterbildung. Ich beschäftige mich auch mit Fachlektüre, wobei mich vor allem interessiert, wie in anderen Weinbaugebieten der Welt gearbeitet wird und welche Trends auf uns zukommen. Das eine oder andere konnte ich auch schon für meinen eigenen Betrieb nützen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich glaube, daß sich innerhalb der Branche noch sehr viel verändern wird. Sollte ein Weinbaubetrieb vorhanden sein, so rate ich, diesen unbedingt zu erhalten, auszubauen, kontinuierlich mit guter Qualität zu arbeiten und sich am Markt zu positionieren. Das Zusammenspiel von Alt und Jung muß dabei auch beachtet werden. Ich glaube, daß sich den österreichischen Winzern in den nächsten Jahren viele Chancen bieten werden. Wein boomt zur Zeit, die Kunden werden immer jünger, und jeder ist interessiert daran, mitreden zu können und über Wein Bescheid zu wissen. Die Vielfalt der Arbeit eines Winzers, das Zusammenspiel mit der Natur und jährlich neue Ergebnisse machen unsere Aufgaben so interessant. Den Jungen möchte ich daher raten, diese Chancen zu erkennen.