Zum Erfolg von Werner Nussmüller
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, zufrieden zu leben. Wenn ich in einem harmonischen Umfeld die Freiheit habe, für mich Dinge entscheiden zu können, ohne jemand anderen zu verletzen, dann bin ich zufrieden und damit auch erfolgreich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Der Background der Familie war für mich wesentlich, denn er hat es mir ermöglicht, mich auf meine berufliche Arbeit zu konzentrieren. Wesentliche Eigenschaften meiner Person sind eine große Neugier und meine Risikofreudigkeit. Kreativität verbunden mit Durchhaltevermögen ist in meinem Beruf außerdem ganz wichtig. Ein kreativer Entwurf muß meist mit langem Atem und viel Fachwissen durchgeführt werden. Ich denke, das ist der Punkt, an dem viele Architekten scheitern. Ich habe eine gewisse Mediatorenfähigkeit, kann gut zuhören und in die Menschen hineinhorchen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Es gibt da einen sehr schönen Spruch: Schwierigkeiten sind Chancen in Arbeitskleidung, und an diesen Spruch halte ich mich. Bei der Bewältigung von Herausforderungen entstehen viele Dinge in der Diskussion mit den Mitarbeitern, ein andermal kommt mir eine Idee, die gerade paßt. Eine fixe Strategie gibt es da nicht. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Es gibt keine Einzelperson, im Laufe der Zeit waren es viele Menschen, vor allem aber haben mich Aufgaben geprägt. Ich war zum Beispiel drei Jahre lang Obmann der Modellschule in Graz und habe dabei viel gelernt. Ich bin auch Obmann des Wohnbundes in Graz, wo es um das Thema Mitbestimmung der Bewohner beim Wohnbau geht. Wir arbeiten mit Soziologen zusammen, um Probleme vor Ort zu lösen. Fachübergreifendes Arbeiten mit Menschen aus den unterschiedlichsten Disziplinen ist wohl das prägendste Element.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Gerade in meinem Job bin ich von guten Mitarbeitern abhängig. Sie tragen das Büro. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich habe schon verschiedene Methoden angewandt. Im Endeffekt ist es aber am besten, ich schaue meinen Bewerbern in die Augen und rede eine Viertelstunde mit ihnen. Wenn sich nach einem Monat Probezeit herausstellt, daß sie sich gut ins Team einordnen und da ihren Platz finden, sind sie perfekt. Natürlich müssen Aspiranten auch etwas erreichen wollen, also Zielvorstellungen haben. Das Handwerkszeug lernt man bald einmal.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere meine Mitarbeiter durch gute Bezahlung, gemeinsame Aktivitäten (Schifahren usw.) und dadurch, daß ich da bin, wenn sie mich brauchen. Wir haben einmal wöchentlich eine Bürobesprechung und einmal monatlich eine Teambesprechung. Mein Ziel ist es, daß die Mitarbeiter einander freundschaftlich verbunden sind.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ein Türke, der untertags normal arbeitet, um zwei Uhr nachmittags aufhört, sich vor sein Teppichgeschäft setzt, um Teppiche zu verkaufen, und spätabends bis zwei Uhr früh noch mit einem Kunden durch den Souk geht, verkörpert für mich das Idealbild des arbeitenden Menschen. So will ich es auch halten: ich will mir im Berufsalltag die Freude schaffen. Ich halte nichts vom hart arbeitenden und viel joggenden Managertyp. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Mehr in sich hineinhören als auf Vorbilder in der Presse schauen. Selbst an seinem Charakter feilen und von Allgemeinplätzen wegkommen. Immer wieder innehalten und nachdenken.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte in fünf Jahren in Pension gehen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Die Übergabe ist in Vorbereitung.
Ihr Lebensmotto?
Kismet. Akzeptanz, daß ich nicht alles beeinflussen kann, verbunden mit der Gewißheit: auch wenn etwas schmerzlich ist, ergibt sich eine Chance daraus.