Zum Erfolg von Josef Meringer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, Informationen so weiterzugeben, daß der Empfänger sie auch versteht und für sich selbst erfolgreich umsetzen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn der Kunde zufrieden ist und seine Gäste und Kunden sowie meine Tätigkeit entsprechend honoriert, fühle ich mich erfolgreich.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Man muß den Erfolg immer auf lange Sicht sehen, ein kurzfristiges Hoch ist zwar sehr schön, aber nur wer auf lange Frist plant, wird auch nachhaltig erfolgreich sein. Ich habe mir meine Ziele schon immer weit im vorhinein gesteckt und mir die nötige Zeit eingeräumt, sie zu erreichen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich betrachte alle meine Kunden und überhaupt alle Menschen völlig gleichwertig und ohne Vorurteile. Ich versuche jedes Problem spezifisch sofort zu lösen, oder zumindest binnen kürzester Zeit einen Vorschlag zu unterbreiten, mit dem der Kunde zufrieden ist, und der es ihm ermöglicht, mit der Umsetzung der Verbesserung zu starten. Ich betrachte meine Aufgaben immer aus der Sicht des Kunden. Diese Sichtweise habe ich mir im Rahmen des EKS-Studiums angeeignet, um sie in der ganzen Welt einzusetzen. In der Praxis, ob in Europa, den USA, Australien oder Japan, habe ich festgestellt, daß ich mit dieser Methode - der Konzentration auf People Business - die meisten meiner Kunden zufriedenstellen konnte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
1970, in der Gewürzmühle in Salzburg, habe ich die entsprechende Verantwortung übernommen und das doppelte Gehalt verlangt - von da an war ich erfolgreich. Ich traf meistens die richtigen Entscheidungen und führte die Küche so, wie ich es wollte. Gästeorientiertes Verhalten vorzuleben und mit engagierten Mitarbeitern zu arbeiten funktionierte, zur Zufriedenheit aller Beteiligten, sehr gut.In welcher Situation haben Sie sich erfolgreich entschieden? Eine meiner erfolgreichsten Entscheidungen war sicherlich mein Wechsel zur Rational AG, wo ich die Produktvermarktung neu kreierte, definierte und in voller Verantwortung in mehreren Bereichen mitgestaltete. So trug ich maßgeblich zum weltweiten Erfolg bei. Bei meinem Eintritt war die Firma ein kleines Unternehmen mit 30 Mitarbeitern, als ich sie aus privaten Gründen verließ, waren dort 600 Mitarbeiter beschäftigt.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Auf jeden Fall Originalität - eine Kopie bleibt immer eine Kopie. Jeder Mensch ist ein Original mit eindeutigen Merkmalen, Stärken und Schwächen und muß seinen Weg gehen, seine Spuren hinterlassen. Das geht nicht, wenn man versucht, etwas darzustellen, was man nicht ist, was nicht aus der inneren Überzeugung kommt, wofür man nicht steht. Jeder soll seine eigene Meinung haben und zu dieser stehen, nicht die von anderen kopieren und wiedergeben.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein Großvater war für mich ein großes Vorbild, denn er war ein sehr disziplinierter und ehrlicher Mann. Er lebte nach ganz klaren Prinzipien und hatte eine unglaubliche Lebensfreude, die sehr auf mich abgefärbt hat.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Eine sehr schöne Anerkennung besteht für mich darin, daß mich der Amerikaner Tom Peters in seinem Buch Jenseits der Hierarchien - Liberation Management erwähnt hat. Er bezeichnete mich als besonderen Anwalt der Kunden im Unternehmen, als Mittler zu E & K im Sinne des Kundennutzen und als Botschafter im People Business.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Als ich noch in der Gastronomie tätig war, waren meine Mitarbeiter in den verschiedenen Bereichen als tatkräftige Brigade absolut wichtig für mich. Wir haben immer als Team gearbeitet und unseren Erfolg immer gemeinsam verbucht. Dies habe ich auch in der Großküchenindustrie so beibehalten, wenngleich aufgrund der Aufgabenstellung bzw. projektbezogen einmal der Spezialist, einmal der Generalist und einmal das Team gefragt ist.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich empfehle meinen Kunden immer, ihre Mitarbeiter sehr ernst zu nehmen, zu achten und zu respektieren, nicht zu belügen, immer die Wahrheit zu sagen, damit sie wissen, woran sie sind, und sich entsprechend entwickeln können. Das schafft ein positives Arbeitsklima, die Unternehmenskultur entfaltet sich entsprechend. Beides ist sehr wichtig für einen Betrieb, um die Loyalität der Mitarbeiter zu gewinnen und die Hidden Champions zu halten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Beide Bereiche habe ich nie wirklich getrennt. Josef Meringer ist auch nur ein Mensch und kann nicht im Beruf ein Problem haben, nach Hause gehen und den Glücklichen spielen; umgekehrt gilt das gleiche. Dieses Schauspiel hält niemand auf Dauer durch. Wenn es die Zeit erlaubt, erledige ich private Dinge während der Geschäftszeit, unternehme etwas mit meiner Familie oder fahre mit dem Motorrad in die Natur. Und wenn es der Beruf, das Geschäft erfordert, dann arbeite ich auch an Wochenenden oder Feiertagen. Was immer wichtig ist: den Kunden zufriedenzustellen und Versprechen einzuhalten. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Die Generation meiner Tochter hat schon den Anfang gemacht. Ausbildung, andere Länder kennen lernen, interaktive Kommunikation, Weiterbildung, Mut zum Risiko, weg von Hotel Mama usw. Den heutigen Jugendlichen würde ich raten, ihre Chancen zu suchen, zu nutzen, ihren eigenen Weg zu gehen und sich nicht zu viel beeinflussen zu lassen. Natürlich kann man von den Erfahrenen lernen, man muß das Rad nicht immer wieder neu erfinden. Seit ich jung war, haben sich die Zeiten geändert, und die damaligen Regeln gelten heute nicht mehr. Meine Enkelkinder werden mit ganz anderen Herausforderungen in ihrem Leben zu kämpfen haben. Die Jugend muß heute ihre eigenen Erfahrungen machen, sich der heutigen Zeit anpassen, Fremdsprachen lernen und für fremde Kulturen offen sein. Wichtig sind ein starker, verläßlicher Charakter, Individualität, Flexibilität, Kommunikation, Lebensfreude, tun wollen und Offenheit für Neues. Die Welt wird immer kleiner - alles wächst zusammen. Wir alle sind Teil eines Ganzen und können uns nicht separieren.