Zum Erfolg von Wilhelm Korab
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, Anerkennung meiner Patienten zu erfahren und in der Chirurgie keine Fehler zu machen. Erfolg heißt für mich auch, seitens anerkannter Persönlichkeiten die Zuweisung zu spezifischen Themen und Fragestellungen zu erhalten. Ein konkreter Erfolg ist für mich, daß ich heute als Sachverständiger auch über eminente Kollegen, Professoren, etc. zu entscheiden habe. Daß mit alledem auch materielle Vorteile einhergehen, ist sozusagen eine angenehme Nebenerscheinung. Erfolg bedeutet für mich schließlich auch, daß mein Kind besser wird als ich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich als anerkannt. Ich habe nicht unbedingt den Erfolg, den ich mir erwartet habe, aber ich hoffe, auf dem richtigen Weg zu sein.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Da gibt es drei Komponenten: Zunächst sagte eine Internistin einmal zu meinem damaligen Chef: Der Korab ist der einzige eines fremden Faches, mit dem man kommunikativ zusammenarbeiten kann. Der zweite Punkt war die Anerkennung, die ich durch meine Publikationen im Fach der Verbrennungen, bei Kongressen, etc. erhielt, und als dritten Punkt möchte ich Napoleon zitieren, der bekanntlich sagte, daß man auch ein bißchen Fortüne benötige. Aus zwei konkreten Erlebnissen mit Kollegen lernte ich auch eine gewisse Demut und den Bezug zur Realität, welche mich seither auf meinem Lebensweg begleiten. Ich habe außerdem immer versucht, Mensch zu bleiben.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich als erfolgreich, als ich vor 18 Jahren ein dreijähriges Kind mit einer großflächigen Verbrennung dritten Grades nach sechs Wochen völlig geheilt aus dem Krankenhaus entlassen konnte.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich war lange Zeit erster Oberarzt am Preyer'schen Kinderspital, bis die Abteilung geschlossen wurde. Es stellte sich damals die Frage, wer die Abteilung bis zur Schließung führen würde. Ich hatte damals einen Freund und Kollegen, der ranghöher war als ich und mein Leben begleitete. Wir ergänzten einander fachlich sehr gut. Es war mir klar, daß ich ihm den Vortritt zu lassen und ihm als sein Adlatus zur Seite zu stehen hatte. Ich glaube, das war eine meiner guten Entscheidungen. Meine beste Entscheidung war jedoch folgende: Derselbe Kollege setzte eine Mißbildungsoperation nach sehr modernen, aus den USA kommenden Vorstellungen an, die auch gelungen war. Doch das Kind, knapp unter einem Jahr, bekam eine Bauchfellentzündung mit Darmverschluß - eine in diesem Alter sehr häufig tödliche Komplikation. Es mußte also operiert werden. Ich war damals geübt für Darmverschlüsse, und das Kind war der jüngste Patient, den ich in diesem Bereich je operiert hatte. Trotz der Zweifel meines Kollegen war das Resultat der Operation sehr gut.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ganz sicher waren das zunächst mein Vater und später Prof. Kyrle, und schließlich auch der Kärntner Oberarzt Dr. Härb, der mich durch seine Strenge und gerechte und zielorientierte Erziehung in der Allgemeinen Chirurgie sehr stark prägte. Eine weitere, für mich prägende Persönlichkeit war Primarius Preier, dessen Stärke darin bestand, in heiklen Situationen immer präsent zu sein.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfuhr sehr viel Anerkennung im Bereich der Verbrennungen: Einmal wurde ich von der Intensivstation in Waidhofen an der Ybbs geholt, wo ich Patient war, um ein Verbrennungsopfer zu behandeln, ein anderes Mal landete der AKH-Hubschrauber vor dem Preyer'schen Kinderspital. Anerkennung erfuhr ich außerdem seitens meiner Patienten sowie durch Publikationen in Fachzeitschriften.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
In der Kinderchirurgie gibt es mehrere medizinische Probleme. Medizinpolitisch gibt es das Problem der Definition dessen, was Kinderchirurgie ist und was nicht. Ein weiteres Problem sind die Schließungen von kinderchirurgischen Stationen seitens der Politik, da aufgrund der Pränataldiagnostik die Mißbildungsoperationen zahlenmäßig sehr stark zurückgehen.
Welche sind die Stärken Ihrer Ordination? Meine Grundsätze bzw. Leitlinien sind offene und ehrliche Kommunikation, Vertrauen, Menschlichkeit und Humanität, Rücksicht auf Mensch und Natur und die Erkenntnisse der Medizin. Ich bin dem Humanismus verpflichtet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Eine Zeitlang war es sehr schwierig. Es war nur möglich, da ich das Grundprinzip des gegenseitigen Vertrauens auch in der Familie anwandte. Das Verständnis meiner Gattin war mir immer sicher.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Nach vorne schauen, das Wort modern nicht als Schlagwort sehen, sondern immer kritisch prüfen, was als modern angepriesen wird. Immer nach dem Warum fragen und nicht vergessen, daß wir Menschen mit menschlichen Schwächen sind. Einen Kompromiß zu schließen darf nicht als Schwäche interpretiert werden; man sollte mehr Vertrauen als Mißtrauen an den Tag legen!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel war und ist es immer gewesen, ein anständiger und guter Mensch zu sein.
Ihr Lebensmotto?
Nur ein guter Mensch kann ein guter Arzt sein. (Hermann Nothnagel)