Zum Erfolg von Gernot Gapp
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich sehe es als meine Verpflichtung, die Verantwortung für andere zu tragen. Das will gelernt sein, und man muß dafür Bereitschaft zeigen. Als Kind der Nachkriegsgeneration habe ich, meist unbewußt, viel von dieser Hilfsbereitschaft und Nachbarschaftshilfe erfahren. Erfolg bedeutet für mich, anderen Menschen helfen zu können. Wenn jemand dank meiner Hilfe eine problematische Situation überwindet, fühle ich mich erfolgreich und zufrieden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im bescheidenen Rahmen sehe ich mich schon als erfolgreich. Meine Hilfsbereitschaft wird im ÖTK gerne angenommen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich konnte nur erfolgreich sein, weil ich eine intakte Familie, ein glückliches Privatleben im Hintergrund habe. Die Familie ist die Keimzelle des Staates, aber auch des Berufes. Wichtig ist auch ein gutes Zeitmanagement, sowohl beruflich als auch privat. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ein alter Kollege, Graf Ritter Edler Egon von Pogles, konnte das Ende der Kaiserzeit nicht ganz überwinden und lebte sehr stark in der Vergangenheit. Er verfügte über ein enormes, profundes Wissen und wußte auf jede Frage binnen zwei Minuten die richtige Antwort. Trotz seiner etwas schrulligen Persönlichkeit war er für uns Junge ein väterlicher Freund.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich bin in meinem Umkreis und Umfeld sehr bekannt und werde auch oft um Rat gefragt. Das ist eine schöne Anerkennung meiner Person und auch eine gewisse Genugtuung.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Von meinen Kameraden beim ÖTK werde ich als Kumpel und verläßlicher Freund gesehen. Ich bin ein äußerst aktiver Mensch, der sich um viele Belange kümmert und gern organisiert.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Unsere Stärke beim ÖTK liegt im menschlichen Umgang. Ein alter Bergsteiger sagte einmal zu mir: „Eigentlich muß man im Alpenverein und beim ÖTK Mitglied sein. Beim Alpenverein kannst du dir mehr leisten, aber beim ÖTK sind die sympathischeren Leute.“ Außerdem verfügen wir über die größte Indoor-Kletterhalle im Raum Wien und betreiben Tausende Kilometer markierte Wanderwege. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir werden immer wieder mit dem Alpenverein verglichen, da wir ja auch eine gemeinsame Basis haben. Der Alpenverein konnte sich nach dem Krieg früher etablieren als der Österreichische Touristenklub. Da es dort aber, beeinflußt durch Deutschland, recht preußisch zuging, rief das Alpenvereinsmitglied Prälat Wildenauer wieder den ÖTK ins Leben. Trotzdem gibt es heute mit dem Alpenverein eine gute Zusammenarbeit.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau behauptet zwar, ich bin der Macho zu Hause, aber in Wahrheit haben wir ein Matriarchat. Denn ohne meine Frau ginge nichts. Ich war zeitweise ja nur ein Bettgänger, da ich durch meinen Beruf und meine Tätigkeit für den ÖTK sehr viel unterwegs war. Das wird sich durch meine Pensionierung hoffentlich zum Besseren wenden. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Junge Leute sind heute immer weniger bereit, Verantwortung für andere zu übernehmen, da sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Das sieht man an den steigenden Scheidungszahlen. Ich würde mir wünschen, daß hier wieder ein Umdenken stattfindet. Respektiere die Meinung deiner Mitmenschen und sei dir nicht zu schade, deine Meinung gegebenenfalls zu ändern. In beruflicher Hinsicht rate ich: lerne, wenn es Zeit ist, zu lernen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
In den letzten Jahren wurde die Jugendarbeit beim ÖTK vernachlässigt. Es ist daher unser Ziel, wieder näher an die Jugend heranzukommen.