Zum Erfolg von Josef Kovarik
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Auf meinem Gebiet beruht Erfolg darauf, überliefertes Wissen aufzunehmen und es dann mit persönlichen Erfahrungen zu bereichern. Persönliche Erfahrungswerte sind für mich von großer Bedeutung, und in meinem Tun war mir stets der Einklang von Körper, Geist und Seele sehr wichtig. Allgemein bedeutet Erfolg für mich, Zufriedenheit mit mir selbst zu erlangen. Was ich tue, muß ich vor mir selbst verantworten können. Am Ende des Lebens erkennt jeder Mensch dann ohnehin, nicht nur richtige, sondern auch so manch falsche Entscheidung getroffen zu haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich habe mehr erreicht, als ich mir in jungen Jahren vorstellen konnte. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich betreibe fünfmal pro Woche aktiv Sport, bin also nicht nur mit der Theorie meines fachlichen Schwerpunktes vertraut. Es ist mir ein zentrales Anliegen, meine Forschungsarbeit wissenschaftlich zu begründen, und dies möglichst unabhängig von der Industrie und dem aktuellen Wissenschaftsbetrieb.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich gehe geradlinig an die Dinge heran und analysiere ein Problem zunächst, bevor ich den bestmöglichen Weg suche, um mein Ziel zu verwirklichen. Weiters achte ich darauf, daß bei meiner gewählten Lösungsmethode kein anderer das Nachsehen hat. Durch vernünftige Gespräche und Verhandlungen sind 95 Prozent der Probleme in Einklang mit den Betroffenen lösbar. Ich stehe hundertprozentig zu eventuellen Fehlentscheidungen, da mir bewußt ist: Ein Sieg hat viele Väter, eine Niederlage keinen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? In der Schule war mir einer meiner Professoren ein Vorbild. Er beherrschte acht Fremdsprachen und beeindruckte nicht nur mich mit seinem unkonventionellen Wesen. Junge Menschen brauchen Vorbilder, und jeder Erwachsene sollte sich daher seiner Vorbildwirkung und seiner diesbezüglichen Verantwortung bewußt sein. Leider sind geistige Werte und so auch deren Vermittlung in unserer Gesellschaft altmodisch geworden.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Man öffnet Manipulationsversuchen die Tür, wenn man sich zu sehr von Anerkennung abhängig macht. Insofern ziehe ich eine gesunde Selbsteinschätzung der Anerkennung von außen vor.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit sind für mich die wichtigsten Kriterien. Alles andere läßt sich nachträglich erwerben, so auch fehlendes Know-how.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn man sich auf nur einen Lebensbereich konzentriert, kann das bei Brüchen oder sonstigen Wechselfällen des Lebens nachteilig sein. Eine strikte Trennung der Lebensbereiche erachte ich daher nicht als notwendig. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Eine fundierte Ausbildung halte ich für wesentlich, jedoch sollte man sich nicht in einem Spezialgebiet verlieren, sondern sich mit unterschiedlichen Gebieten auseinandersetzen. Anerkennung für seine Leistungen zu erfahren - im Sinne der aristotelischen Differenzierung der Gerechtigkeit in justitia directiva und justitia distributiva - muß in unserer Gesellschaft wieder eine größere Rolle spielen. Bei der Berufswahl sollten nicht finanzielle Aspekte oder der Gedanke Hauptsache, ein Job! im Vordergrund stehen, sondern die Chance, sich weiterzuentwickeln und Erfahrungen zu erwerben. Auch sollte man meines Erachtens eine individuelle Meinungs- und Wertebildung wieder in den Mittelpunkt rücken. Die Massengesellschaft ist in dieser Hinsicht kein brauchbares Vorbild. Der Respekt gilt jenen, die sich von der Masse abzugrenzen verstehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Solange es mir meine Gesundheit erlaubt, möchte ich körperlich und geistig rege bleiben. Mein Vorbild ist in dieser Hinsicht Prof. Hollmann aus Deutschland, der mit 80 Jahren aussieht wie 60 und agil wie ein 50jähriger ist. Seine Lebenseinstellung beruht eben auf einer ganzheitlichen Sicht.
Ihr Lebensmotto?
Bleibe selbst Dir treu, dann bleiben treu Dir die Zeiten! (Weisheit aus der Wiener Sezession)