Zum Erfolg von Ottokar F. Finsterwalder
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich verknüpfe Erfolg sehr eng mit dem Beruf. Ich persönlich hatte mir zum Ziel gesetzt, Vorstandsmitglied der damaligen Creditanstalt-Bankverein zu werden. Das habe ich erreicht und diese Funktion über zehn Jahre lang ausgeübt. Es ist aber schwierig, die dabei erzielten Erfolge zu individualisieren, da sie ja zu einem Großteil auf Teamarbeit basieren. Es ist mir gelungen, diese strategischen Ziele über einen kurzen Zeitraum zu verwirklichen. Als ich zur CA kam, gab es kein internationales Geschäft. Bei meinem Ausscheiden aus der Bank hatten mindestens 50 Prozent der Geschäfte eine internationale Basis. Dieser Erfolg ist objektiv nachvollziehbar.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hatte eine Vision, aufgrund derer ich mir strategische Ziele setzte. Es ist mir gelungen, diese Ziele über einen kurzen, aber doch ausreichenden Zeitraum zu verwirklichen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich lebte sieben Jahre in England und lernte dort Sigmund Warburg kennen, der ein herausragender Banker war. Er kam als Deutscher nach England und gründete dort ein sehr erfolgreiches Bankhaus. Warburg machte mir deutlich, daß das Geheimnis des Erfolges darin liegt, die richtigen Menschen zu finden, die mit einem und für einen arbeiten. Er war ein großer Meister im Orten und Identifizieren von Persönlichkeiten, die ihm stets zu weiteren Erfolgen verhalfen. Ich selbst arbeitete damals als Direktor in einer Londoner Bank, und zwei Menschen waren mir besonders wichtig: Mein Chef Sir Philipp de Zulueta war eigentlich Diplomat und stieg mit 45 Jahren ins Bankgeschäft ein. Er bestätigte die Erfahrung, daß man auch in einem anderen Beruf sehr erfolgreich sein kann, wenn man in seinem angestammten Beruf gut war. Er war ein geschickter Verhandler und besaß die Fähigkeit, gute Kunden anzuziehen und zu überzeugen. Von ihm lernte ich, wie man mit wichtigen Kunden umgeht. Die zweite Persönlichkeit war William de Gelsey, ein gebürtiger Ungar, der eigentlich Chemiker war und später ein erfolgreicher Banker wurde. An ihm beeindruckten mich seine unermüdliche Energie und sein Arbeitseinsatz. Er lebte mir vor, daß man nur mit großem Fleiß und Engagement etwas erreichen kann.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter sind der ausschlaggebende Faktor für das Erreichen eines Zieles. Die Auswahl guter Mitarbeiter ist ein entscheidendes Element.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich habe sehr viel Zeit aufgewendet, um die richtigen Mitarbeiter zur Umsetzung meiner Visionen bei der Creditanstalt zu finden. Die wichtigsten Auswahlkriterien waren eine gute Ausbildung, ein waches, helles und intelligentes Auftreten, und der Nachweis einer gewissen Erfahrung, die nicht notwendigerweise sachbezogen sein mußte. Es war wichtig, die Kompetenz in dem jeweiligen Bereich, wo der potentielle Mitarbeiter tätig sein sollte, zu erkennen. Entscheidend war nicht die Erfahrung im Bankwesen, sondern die Flexibilität in der Anwendung der eigenen Kräfte.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich halte es für äußerst wichtig, in der ersten und zweiten Phase des Berufslebensebens hundertprozentigen Einsatz zu bringen. Große Offenheit im Denken und Flexibilität stehen stets im Vordergrund.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich werde auch in Zukunft einige wichtige Aufsichtsratspositionen einnehmen sowie in einzelnen, interessanten Fällen auch Beratungsmandate übernehmen.