Zum Erfolg von Peter Wolsdorff
Was ist für Sie Erfolg? Wenn man das vorgenommene Ziel erreicht hat. Persönlicher Erfolg kann immer nur vor der eigenen Person bestehen. Als Schauspieler hatte ich meine Erfolge am Wiener Volkstheater - dabei ist Erfolg, wenn man als Schauspieler richtig besetzt ist. Als Preuße war es eine kleine Sensation, daß ich bei Schnitzler-Aufführungen mitwirkte. Der Erfolg wuchs damals aus der wunderbaren Zusammenarbeit mit Prof. Manker. Die erste Regie machte ich in Carnuntum. Damals merkte ich, daß mir diese Tätigkeit viel Spaß machte, und führte sie dann am Volkstheater weiter.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich wurde in Entscheidungen immer hineingestoßen - es ergab sich einfach.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Ich denke, daß meine künstlerische und kaufmännische Leistung anerkannt wird.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Für mich ist Erfolg bzw. Karriere schicksalhaft. Keiner kann Karriere machen, wenn ihm sein Schicksal im Weg steht. Beeinflussen kann man Können und Fleiß. Talent ist dabei grundsätzlich Voraussetzung. Wenn man eine Tätigkeit gern ausführt, dann wird man dabei auch gut sein - egal ob man Bäcker oder Schauspieler ist. Bei mir war das Talent und der Drang zur Schauspielerei von Haus aus da. Dazu kam dann eine gründliche Ausbildung und vor allem auch die Praxis als Schauspieler. Diese fehlt heute vielen Intendanten, die von der Schule kommen, ohne eine Schauspielpraxis zu haben. Meine Karriere verlief bilderbuchhaft: Schauspiel von der Pike auf, Regie, kleine und dann große Intendanz.Nach welchen Kriterien suchen Sie Stücke aus? Ich versuche hier einen Mix aus Klassik und Moderne zu finden. Wichtig ist, Stücke nach dem Inhalt auszusuchen, etwas mitteilen zu wollen. Nicht Trends mitzumachen, weil etwas attraktiv ist und ein paar Leute belustigt, sondern auch den Mut zu haben, dem Trend etwas entgegenzusetzen. Ich bevorzuge Stücke, die Auswege aufzeigen, nicht nur Dekadenz und Schlechtigkeit, z.B. das Musical La Mancha, das großartig unterhaltend gemacht ist, in dem auch beglückende Werte und Inhalte sind - das macht Spaß, und die Leute merken das auch.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Schauspieler zu werden strebt man wohl nicht an - das ist mitgegeben - das ist so wie Mensch werden wollen. Das Talent dazu, die Sehnsucht, Bühnenmensch werden zu wollen, macht sich schon der Kindheit bemerkbar. Dieser Drang ließ mich nicht mehr los. Zur Regie wurde ich hingestoßen. Später war schon der Wunsch da, etwas mehr Verantwortung zu übernehmen, eine Theatergruppe zu leiten und mit einer Gruppe zu arbeiten.Welche Rolle spielt die Familie? Eine ganz entscheidende. Ich könnte mir nicht vorstellen, allein oder in einer losen Beziehung zu leben und dabei einen so anspruchsvollen Beruf auszuüben. Dazu muß eine harmonische, intakte Beziehung, eine verständnisvolle Partnerin da sein, mit der man auch alle Probleme besprechen kann. Man muß sich sicher sein können, daß das Gespräch nicht am nächsten Tag in der Zeitung steht.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Nach fachlichen Kriterien, beruflicher Eignung und Können. An zweiter Stelle steht die Verträglichkeit mit dem ganzen Ensemble, keine Rolle spielt dabei Alter oder ähnliches.
Kennen Sie Niederlagen und wie gehen Sie damit um?
Wichtig ist, einmal stillzuhalten - Niederlagen muß man ebenso wie Erfolg mit Gleichmut ertragen, sie wegstecken und analysieren können. Aus Niederlagen muß man lernen.Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? Aus der Freude an der Tätigkeit, die mich seelisch und körperlich ausfüllt. Wenn es sein muß und wenn man es will, schafft man sehr viel, auch mit nur drei Stunden Schlaf auszukommen.
Ihre Ziele?
Theater zu machen, bei dem alle Zuseher seelisch profitieren, mit Theater Welten zu verändern. Mit unserer Arbeit können wir sehr viel bewirken - auch wenn man nicht sieht, was in einem Menschen vorgeht, so kann trotzdem etwas in ihm passieren - daran glaube ich, und deshalb macht mir die Arbeit Spaß.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Jede Anerkennung freut mich persönlich. Am meisten freut mich, wenn die Anerkennung das ganze Theater - das ganze Team - betrifft, unser Image damit steigt. Das macht mich glücklich und bestätigt mich. Umgekehrt trifft es mich sehr, wenn das Haus - ungerechtfertigt, wie es Kritiker immer wieder schaffen - niedergemacht wird.
Ihr Lebensmotto?
Ich mag die Philosophie Schillers, die persönliche Freiheit - die Freiheit des Geistes. Man macht Schauspielerei bzw. Theater, weil man seinen Mitmenschen etwas geben möchte.
Haben Sie Vorbilder?
Kein direktes. Auch wenn ich gewisse Größen bewundert habe, so habe ich niemanden nachgeeifert.
Ein Ratschlag zum Erfolg?
Dazu fällt mir Theodor Storm ein: An meine Söhne: Arbeit scheue nicht und wachen, aber hüte deine Seele vor dem Karrieremachen. Besonders in unserem Beruf ist das wichtig. Karriere bedeutet nicht, in jedem Witzblatt zu stehen - das sollten auch junge Schauspieler bedenken.