Zum Erfolg von Walter Zinggl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Neben den monetären Aspekten zeigt sich für mich der Erfolg darin, dass ich einen Beitrag für die positive Entwicklung von ehemaligen Mitarbeitern leisten durfte. Sehr viele von ihnen haben sich ausgezeichnet entwickelt und eine tolle Karriere absolviert. Darüber freue ich mich sehr.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, wie bereits oben erwähnt, durfte ich Menschen bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Im Team zu arbeiten – war für mich eine Lernquelle! Dabei sieht man die Mitmenschen anders, als wenn man als Einzelkämpfer tätig ist. Unabhängig davon, ob ein Mitarbeiter eine akademische Ausbildung hat oder nicht, zählt für eine Führungskraft, dass man das Talent und Potential des betreffenden Mitarbeiters erkennt. Speziell in der Dienstleistungsbranche steht der Mensch im Vordergrund. Am Beginn seiner Karriere sollte man sein Handwerk beherrschen und die Spielregeln kennen. Im Laufe der Zeit nimmt der operative Bereich nicht nur deswegen weniger Raum ein, weil man vielleicht mehr Mitarbeiter hat, die sich um die einzelnen Belange kümmern, sondern leichter erledigt werden können, als in den Anfangsjahren. Meiner Ansicht nach, eignet man sich Verhaltensmuster und auch eine sogenannte Problemlösungskompetenz an. Ich behaupte es gibt ein Problemlösungsgedächtnis, denn bei Vorgängen die man nicht zum ersten Mal erlebt, reagiert man gelassener, weil man weiß, wie es funktioniert. Im Zuge von mehr Verantwortung ist auch der strategische Bereich eine interessante Komponente geworden.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen eine sehr große Rolle. Heuer feierten wir das zwanzigjährige Bestehen unseres Unternehmens! Der Großteil der Mitarbeiterbelegschaft arbeitet bereits länger als fünfzehn Jahre im Unternehmen. Auf Grund dieser Tatsache, ziehe ich als Geschäftsführer den Schluss daraus, dass die Rahmenbedingungen passen und sich die Mitarbeiter wohl fühlen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch die Art eines Vorreiters, d.h. man zeigt vor, wie der Job funktioniert. Dies gelingt aber nur, wenn man selbst bereits ist, dies auch zu tun. Festhalten möchte ich, dass dies aber nicht bedeutet, dass ich jede Tätigkeit im Unternehmen auch selbst ausüben kann. Dazu gehört auch, dass man als Führungskraft in der Lage ist, eine Organisation aufzubauen, vorzuleben, wie man mit Mitmenschen umgeht und das Unternehmen nach außen hin repräsentiert. Meiner Meinung nach kann man nicht von Mitarbeitern verlangen, dass sie den Dienstleistungsgedanken leben, wenn die Führungskraft dazu nicht bereit ist. Betreffend Führungsstil möchte ich bemerken, dass ich im Laufe meiner bisherigen Tätigkeiten, die klassische Hierarchie nie kennen lernte. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich viel verändert. So änderten sich auch die Wertigkeiten in unserer Gesellschaft. Wir sind heute mit Herausforderungen konfrontiert, die es in den 80iger Jahren noch nicht gab. Auf diese neue Wertigkeiten zu reagieren, diese zu verstehen und sich damit auseinander zu setzen, sehe ich als große Herausforderung für Führungskräfte.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Wir kennen unsere Mitbewerber am Markt. Es gibt jedoch keine TV-Vermarkter, welche in der gleichen Situation sind wie wir. Wir unterscheiden uns durch die Art der Sender, die Größe der Organisation und spezielle Rahmenbedingungen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Vorbilder im eigentlich Sinn - nein! Im Laufe meiner Karriere hatte ich das Glück auf mehrere Menschen zu treffen, welche mich für einen gewissen Zeitraum sehr beeindruckten und es war eine Bereichung mir Ihnen zu kommunizieren. Dazu gehörte u.a. Wolfgang Slupetzky, Gründer und Leiter der österreichischen Ogilvy Gruppe, welcher im Jahre 2007 verstarb.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir sind in der Lage schneller als die Mitbewerber auf Marktsituationen zu reagieren, weil wir einfach schlanker aufgestellt sind. Auch die Gesellschafterstruktur ist eine eigenständige. Wir sind keine Konzerntochter und werden auch nicht von Deutschland aus gesteuert, sondern wir können in Österreich eigenständig operieren. Wir haben eine mehr als gute Position im Medienbereich und unsere Dienstleistungen werden sehr stark nachgefragt. Auf Grund unserer komfortablen Position richten wir unser Augenmerk auch auf die Zukunft des Marktes und arbeiten daran, den zukünftigen Herausforderungen zu entsprechen.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Eine Frage stellt sich in unserer Branche laufend: wann kommt es seitens des Kunden zu einem Verständnis, dass die Kondition nicht jedes Jahr besser wird, auch wenn vielleicht noch mehr bezahlt wird, trotz des Rabattes, werde ich nicht dafür zahlen, dass ich die betreffende Werbung ausstrahlen darf. Es ist kein neues Problem, aber es ein sehr unangenehmes Problem. Ein weiteres Thema sehe ich darin eine Lösung zu finden, wie wir es schaffen die Transformation von linearen Fernsehen (linear bedeutet, dass zu diesem Zeitpunkt wo die Sendung ausgestrahlt wird, auch vom Zuseher gesehen wird) in den Bereich „Total Video“, also non-lineare und lineare Nutzung zusammengefasst. In einer Zeit wo Abrufplattformen und Streamingdienste boomen ist dies ein sehr großes Thema, welches noch nicht gelöst wurde.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung hat für mich einen hohen Stellenwert! Mindestens eine Stunde reserviere ich mir pro Woche um österreichische und internationale Fachmedien zu studieren. Darüber hinaus, gehören auch Zusammenkünfte mit Persönlichkeiten in ähnlicher Positionen, speziell aus dem Ausland, zu meiner Fortbildung. Auch im Rahmen meiner Vortragstätigkeit ist das Thema Fortbildung präsent, denn meiner Erfahrung nach, ist es gleichgültig ob man als Student an einer Vorlesung teilnimmt oder als Vortragender, denn beide Seiten lernen permanent.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Persönlich vertrete ich die Ansicht, dass Beruf und Privatleben ihren Stellenwert haben. Es kann jedoch in beiden Bereichen zu Spitzenphasen kommen, wo einmal der eine Bereich mehr überwiegt, als der andere. Unabhängig davon, sollte man die Mitarbeiter nicht als ein Wesen betrachten, welche ihre privaten Belange vor Betreten des Büros vor der Türe ablegen. Ich vertrete die Ansicht, es darf auch Dinge mit hohem Stellenwert geben, die außerhalb meines Jobs liegen. Wenn es im beruflichen Alltag zu Problemen kommt und diese sind am Freitag noch nicht geklärt, so sollte man sie in eine Art Schublade stecken und erst am Montag öffnen, denn sonst verwandelt sich das Wochenende in eine Nachdenkphase und dies sollte nicht sein. Wenn dringende Arbeiten anstehen, muss auch an Wochenenden gearbeitet werden, oder das Wochenende beginnt erst am Samstagnachmittag. Wenn man seinen Lebensunterhalt durch seinen Job finanziert, sollte man diese Situation auch berücksichtigen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die eigene Flexibilität zu bewahren! Wir leben in einer Gesellschaft, wo der Wissenszuwachs gigantische Ausmaße erreicht hat. Dazu bedarf es der Überzeugung, dass das bisherig Gelernte nicht ausreicht, um den Anforderungen gerecht zu werden. Die permanente Bereitschaft seinen eigenen Horizont zu erweitern, ist wichtiger, als je zuvor. Wenn man sich für eine Tätigkeit im Medienbereich interessiert, sollte man kein Einzelkämpfer sein. Teamfähigkeit steht eindeutig im Vordergrund und das Verstehen wie ein Team funktioniert, ist eine Eigenschaft die man einfach erwartet. Ebenso wichtig ist das Thema der Informationstechnologie, d.h. der Umgang mit ihnen sollte eine Selbstverständlichkeit sein, und braucht nicht gesondert erwähnt zu werden. Man sollte nicht den Fehler machen, die Computerkenntnisse bzw. Fähigkeiten zu seinen Stärken zu zählen, denn die EDV ist ein Werkzeug und nicht mehr. Ein weiterer Punkt für eine erfolgreiche Tätigkeit in der Medienbranche sind die Fremdsprachen. So ist Englisch eine Selbstverständlichkeit. Je mehr Sprachen man beherrscht, desto besser sind die Chancen. Auch hier gilt es zu verstehen, dass die Fremdsprache nur ein Werkzeug ist. Wenn man die Zukunft dieses Metiers betrachtet, so ist sie meiner Ansicht nach, weder als besorgniserregend, noch als sehr sonnig zu bezeichnen. Unsere Branche ist eine Industrie geworden, welche im Leben der Menschen immer mehr Raum findet. Der Medienkonsum steigt stetig und ist auch auf die vermehrte Nutzung des Internets zurückzuführen. Wenn man sich mit diesem Metier intensiv beschäftigt, bemerkt man, dass die Automatisierungsvorgänge immer mehr werden. Desto wichtiger sehe ich die bereits angesprochenen Grundeigenschaften, als Voraussetzungen um den zukünftigen Anforderungen unserer Branche gerecht zu werden. Die Lernbereitschaft gepaart mit Neugierde, sehe ich als Bereiche an, welche in der Dienstleistungsbranche unumgänglich sind, um Erfolg zu haben.