Zum Erfolg von Ursula Xell-Skreiner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich in erster Linie die Zufriedenheit meiner Klienten. Unabhängig vom Ausgang eines Verfahrens - man kann nicht jeden Prozeß gewinnen - ist ein Fall für mich dann kein Erfolg, wenn der Klient mit meiner Arbeit nicht zufrieden ist. Recht und Gerechtigkeit sind ja nicht immer das Gleiche, und es ist wichtig, dem Klienten die Gründe für den Ausgang eines Verfahrens gut vermitteln zu können. Wenn Klienten wieder kommen und mich weiterempfehlen, dann bedeutet das für mich Erfolg.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Auf meine Weise sehe ich mich ganz sicher als erfolgreich. Ich bin eine Art Opinion Leader. Den Menschen ist es wichtig, was ich denke und fühle; ein Zeichen, daß sie als richtig ansehen, was ich tue und wohin ich gehe. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich denke, daß für meinen Erfolg zu einem sehr großen Teil meine Persönlichkeit ausschlaggebend war, deren Entwicklung sehr stark mit meinem persönlichen Schicksal zusammenhängt. Durch den frühen Tod meiner Mutter im Jahre 1981 wurde ich schon in jungen Jahren mit großer Verantwortung bedacht, wodurch ich mir aus einem positiven Denken heraus sehr viele Grundsätze und eine Lebenseinstellung aneignete, die mich von einem Tag auf den anderen erwachsen werden ließen. Seither zieht es sich auch wie ein roter Faden durch mein Leben, daß Menschen zu mir kommen, um mich um Rat zu fragen. Ich gebe meine persönlichen Erfahrungen weiter wie in einer Art Lebensschule. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Persönlich würde ich dies verneinen. Ich komme mit Männern bestens aus, allerdings gibt es oft Grenzen, über die sich kaum eine Frau hinwegsetzen kann. Damit meine ich gewachsene männlich dominierte Netzwerke wie CV, Freimaurer u.ä. Dagegen kommt man schwer bis gar nicht an. Man kann hier nur von den Männern lernen. Daran arbeite ich. Es kommt eben vor, daß einer Frau ein nicht unbedingt höherqualifizierter Mann für einen Auftrag vorgezogen wird, weil er eben ein einflußreiches Netzwerk hinter sich hat. In meinem beruflichen Alltag würde ich sogar sagen, daß es Frauen leichter haben. Es gibt so etwas wie ein Berufsethos und korrekte Umgangsformen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ab dem ersten Jahr meiner beruflichen Selbständigkeit fühlte ich mich erfolgreich. Zunächst wurde ich lange von typisch weiblichen Selbstzweifeln geplagt und traute mir vieles nicht zu. Dann wagte ich den Sprung ins kalte Wasser, und es ging rasch bergauf. Ich schrieb nie rote Zahlen, weder zu Beginn und noch viel weniger später.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Aus heutiger Sicht war dies der Schritt in die Selbständigkeit an sich. Die Trennung von meinem ersten Kanzleipartner nach dreieinhalb Jahren hat die für mich beste Form der völligen geschäftlichen Unabhängigkeit gebracht. Seither bin ich rundum glücklich und zufrieden und dankbar für diese Entscheidung. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Nein. Es gibt niemanden, dem ich nacheifere. Einzig mein Onkel, der Kunsthistoriker Prof. DDr. Wilfried Skreiner, beeindruckte mich nachhaltig durch seine umfassende Bildung auf allen erdenklichen Wissensgebieten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Abgesehen vom Honorar, das zuweilen auch üppiger ausfällt als gefordert - was eine klare Anerkennung darstellt -, ist für mich Lob und Anerkennung von älteren und erfahrenen Menschen von großer Bedeutung. Wenn mein Freund Alfred Worm mich dem Bundespräsidenten oder ähnlich hochstehenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur als eine der besten Anwältinnen Österreichs vorstellt, dann ist dies für mich eine der schönsten Anerkennungen, die ich mir vorstellen kann. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Wir reden zu wenig miteinander. Die Kommunikation unter den Anwälten ist eher schlecht, was vielleicht auch am verständlichen Zeitmangel liegen mag. Auch das Engagement in der Rechtsanwaltskammer läßt zu wünschen übrig, was wohl auch mit dem völlig veralteten und verfassungswidrigen Wahlsystem zusammenhängt. Welche sind die Stärken Ihrer Kanzlei? Die Freundlichkeit, die Offenheit, der Humor und der unkomplizierte Umgang mit den Menschen gehören zu unseren Stärken. Wir sind eine freundliche, serviceorientierte Kanzlei.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Beides muß bewußt gelebt und gepflegt werden, und zwar strikt getrennt. Ich habe keine Kinder und halte mir aber mein Wochenende immer strikt frei von Arbeit - so sehr ich mich auch unter der Woche für meinen Beruf engagiere, auch am Abend. Ich bin jedenfalls sehr glücklich, wie sich mein Leben gegenwärtig gestaltet.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine wichtigste Philosophie lautet Der Weg ist das Ziel. Ich habe aufgehört, einem konkreten Ziel nachzulaufen, ich muß keine bestimmten Positionen und Umsatzahlen erreichen. Ich habe mir immer wieder punktuelle Ziele gesteckt, nach deren Erreichen ich um nichts glücklicher oder zufriedener war. Heute bemühe ich mich einfach, jeden Tag so bewußt wie möglich zu leben. Auch das Glück meiner Freunde sowie meiner Umgebung liegt mir am Herzen. Auch Glück soll geteilt werden, sonst ist es für mich keines.