Zum Erfolg von Friedhelm Zehetner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Karriere und Erfolg sind nur mit Leidenschaft möglich. Diese betrachte ich als die Quintessenz des Erfolges. Eigenes Land zu besitzen empfinde ich als wirklichen Luxus. Der Erfolg dieses Betriebes hat viele Väter und Mütter. Man kann Berge versetzen, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Platz auf die richtigen Menschen trifft und die richtigen Ideen hat. Das uralte Sprichwort Jeder ist seines Glückes Schmied ist für mich richtungsweisend. Ich konnte immer frei entscheiden und glaube, daß einem der Erfolg bereits in die Wiege gelegt wird. Erfolg erlebt jedes Kind schon mit den ersten Dingen, die ihm gelingen. Ich glaube, daß Menschen, die Erfolg haben, eine wunderbare Kindheit hatten. Dort ist die Wurzel zu suchen. Sie gehen nie gebückt, sondern erhobenen Hauptes durchs Leben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich in erster Linie als glücklich. Ich habe eines schönen Tages das Wort Arbeit aus meinem Sprachschatz gestrichen, denn ich betrachte mein Tun als Beschäftigung, Bewegung und Leben. Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich aufwache, daß ich selbst den Tag gestalten kann. Ich muß nicht funktionieren oder mich an jemanden anpassen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Bereits als Kind wollte ich Landwirt werden, allerdings nicht auf die herkömmliche Weise. Mich interessierte die Praxis, lernen wollte ich diesen Beruf jedoch nicht. Ich absolvierte die Studienberechtigungsprüfung und studierte einige Zeit Sportwissenschaften und Pädagogik. Schlußendlich kaufte ich drei Kühe und pachtete 1988 eine Landwirtschaft in Oberösterreich. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den Behörden, da ich kein gelernter Landwirt war, züchtete ich Galloway-Rinder, eine anglikanische Rasse, die hauptsächlich in Nordamerika verbreitet ist. Von schottischen und kanadischen Züchtern holte ich mir das nötige Wissen. Meine Herde umfaßt mittlerweile über 600 Tiere und wir sind seit 18 Jahren anerkannter Biobetrieb.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Nein, mein Vater hatte selbst keine Ahnung von der Landwirtschaft, sodaß ich diesen Beruf völlig unbelastet ergreifen und auch alle Fehler selbst machen konnte. Meine Mutter meinte, ich brauche nicht so viel zu arbeiten wie sie. Sie erkannte früh, daß bei mir die Dinge anders liefen und sagte, ich muß es nur erwarten können und darf nichts erzwingen. Alles, was nicht leicht geht, solle ich bleiben lassen - eine weise Aussage, und eine Philosophie, mit der ich bis jetzt recht gut gefahren bin. Jeder Tag hat seine Geschichte, aus der sich etwas entwickelt. Philosophisch ausgedrückt ist jeder Mensch ein Fluß, der sich nur in seiner ureigenen Geschwindigkeit zu bewegen braucht - nicht zu schnell und nicht zu langsam. Ich lernte früh, Zuversicht zu haben, weil die Menschen um mich herum nicht ängstlich waren.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Der Beruf des Bauern ist ein essentieller, da es ohne uns kein Leben gäbe. Jedoch sind wir moderne Sklaven geworden, abhängig von Almosen und einer EU-Lobby. Wir haben das Produkt in der Hand, aber keiner bemerkt es, alles ist zu selbstverständlich geworden. Die Ausbildung in Österreich hat nicht das Niveau, das europa- oder weltweit bereits Standard ist. Da sind wir innerhalb der Familie wieder gefordert, positives Gedankengut weiterzugeben. Wir in Österreich wissen eigentlich nicht, welch hochwertige Produkte, welch wunderbares Wasser und welch wunderschöne Landschaft wir unser Eigen nennen können. Da finde ich es äußerst betrüblich, daß wir Bauern nichts anderes zu tun haben, als uns über Preise zu streiten.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Wir züchten seit 15 Jahren erstklassige Tiere und brauchen keinerlei Werbung zu machen. Wir sind der größte Mutterkuhbetrieb Österreichs, und an die 200 Tiere verlassen jährlich unseren Hof. Wir können damit die Nachfrage bei weitem nicht abdecken.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau teilt meine Begeisterung für die Tiere und den Beruf mit der gleichen Leidenschaft.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Für die Jugend wünsche ich mir, daß der Berufsstand Bauer wieder den Stellenwert bekommt, den er schon einmal gehabt hat. Das Wort Bauer soll kein Schimpfwort sein, denn wir leben an der Wurzel des Lebens und sind für viele Lebewesen verantwortlich.