Zur Karriere von Otto Weber
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Meine Kindheit hat mein weiteres Leben sehr geprägt. Mein Vater, der als Bergmann arbeitete, kehrte schwer verwundet aus dem Zweiten Weltkrieg heim. Ich wurde als drittes Kind 1961 in die Familie geboren und mußte auf vieles verzichten, da das Geld knapp war. Wir besaßen einen kleinen Hof, an dem ich schon sehr früh tatkräftig mitarbeitete. Als ich elf Jahre alt war, wußte ich bereits, daß ich Tischler werden wollte, und setzte meinen Willen auch gegen den Widerstand meiner Familie durch. 1975 begann ich meine Lehre in Bernstein, wohin ich täglich einen Weg von zehn Kilometern zu Fuß zurücklegen mußte. Im zweiten Lehrjahr wechselte ich zur Tischlerei Kirnbauer in Oberschützen, wo ich auch nach Abschluß meiner Ausbildung bis 1983 tätig war. Während meiner Lehrzeit hatte ich auch in meiner Freizeit viel gearbeitet, um Geld zu verdienen. 1983 wechselte ich zur Firma Horst Korner nach Unterschützen; da ich mir jedoch vorgenommen hatte, mich kontinuierlich weiterzubilden, nahm ich 1985 ein Angebot der Firma Köberl an, wo ich im Zuschnitt und im Verkauf tätig war. 1990 erwarb ich den Gewerbeschein und wollte mich mit einem Tischlerbetrieb selbständig machen, doch es stellte sich als gar nicht so einfach heraus, ein geeignetes Betriebsgebäude zu finden. Als ich 1992 mein Glück in meiner Heimatgemeinde Mariasdorf versuchte, begannen die Schwierigkeiten erst richtig. Zunächst stellten sich meine Freunde gegen mich, dann die Nachbarn, und schließlich agierte auch der Bürgermeister, mein eigener Cousin, gegen meinen Plan, einen Tischlerbetrieb in Mariasdorf zu eröffnen, da seiner Meinung nach Mariasdorf keinen Tischlerbetrieb benötigt. Das war schon paradox. Nachdem ich zweimal vergeblich versucht hatte, einen eigenen Betrieb auf die Beine zu stellen, riet mir die Bezirkshauptmannschaft, nach Oberwart zu gehen, wo ich willkommen wäre. 1993 mietete ich die Halle der Firma Köberl relativ günstig und richtete dort neben einem Tischlerbetrieb auch ein Küchenstudio ein. Nachdem im Dezember 2000 die Bezirkshauptmannschaft die Halle aufgrund Baufälligkeit geschlossen hatte, mußte ich meinen Betrieb sofort einstellen. Ich stampfte unverzüglich einen neuen Betrieb aus dem Boden und investierte eine Riesensumme von damals 15 Millionen Schilling. Die Finanzierung war sehr mühsam, doch ich schaffte es trotzdem in kürzester Zeit, einen neuen Betrieb zu gründen. Ich hatte eingewilligt, sämtliche Risiken zu tragen, und alle denkbaren Sicherheiten gegeben, damit die Bank mein Vorhaben finanzierte. Seit 2001 befindet sich mein Betrieb hier am Standort in Unterwart, wo ich sechs Mitarbeiter beschäftige. Der Weg bis heute war ein langer Kampf, doch all diese Hindernisse machten aus mir einen Kämpfer, durch jeden Rückschlag wurde ich noch stärker. Für mich existierte nur die Arbeit. Ich stehe für Handschlagqualität, und Freundschaft zählt für mich mehr als Verwandtschaft. Auch seitens der Politik erfuhr ich wenig Unterstützung. Ich versuchte, vom Land Förderungen zu erhalten, und kontaktierte deshalb auch Landeshauptmann Hans Niessl, da meine Situation einzigartig war. Nach vielen vergeblichen Versuchen schaffte ich es, mit ihm zu sprechen, und erhielt schließlich auch eine Förderung - zwar weniger, als mir eigentlich zustand, doch ich war zufrieden mit dem, was ich erhielt.