Zum Erfolg von Ulrike Pecina
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, nach Dienstschluß das Krankenhaus zu verlassen, in dem Wissen, daß ich Kinder gut auf die Welt gebracht habe, die Mütter gesund und alle glücklich sind. Toll ist es natürlich auch, Ansehen zu genießen und verbale Anerkennung zu erhalten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich erkenne den Erfolg in der Anerkennung meiner Tätigkeit. Die Leitung der Hebammenstation hat mich sehr stolz gemacht.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Für mich ist Hebamme kein Beruf sondern Berufung, daher war es mir immer ein großes Anliegen, unsere werdenden Mütter physisch wie psychisch bestens betreut zu wissen. Sehr wichtig war auch, daß ich mit den Ärzten stets gut auskam und diese mir großes Vertrauen entgegenbrachten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Es geht einem meistens nicht so gut, wenn Komplikationen auftreten, auch wenn man selbst gar nicht daran schuld ist. Wenn eine Geburt nicht reibungslos verläuft, wenn beispielsweise ein Kaiserschnitt gemacht werden muß, oder das Kind nicht auf normalem Wege zur Welt kommen kann, sehe ich es manchmal als Mißerfolg, obwohl es nicht in meiner Macht steht, dies zu beeinflussen. Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? Gerade in unserem Bereich ist das nicht der Fall - Frau zu sein ist bei der Geburtsbegleitung sicher förderlich.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich meine Tätigkeit als Hebamme 1985 nach der Karenz meines vierten Kindes wieder aufnahm, wurde mir großes Vertrauen entgegengebracht. Dies spornte mich an, mehr als nur mein Bestes zu geben.Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Die werdenden Mütter sind verschiedene Charaktere, auch die Geburten sind kaum identisch. Originalität und Kreativität sind daher gefragt, nur einige wenige Verrichtungen sind immer gleich. Authentizität ist mit Sicherheit ein Vorteil im Leben.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Es gibt niemand speziellen, jedoch möchte ich erwähnen, daß ich mit meinem Vorgesetzten immer sehr gut zusammenarbeitete.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die schönste Anerkennung ist natürlich jene, die man in verbaler Form durch die Mütter erhält. Vom Krankenhaus selbst erhält man ebenfalls Anerkennung.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Es gibt in jedem Beruf bzw. in jeder Position Personen, mit denen man nicht harmoniert, aber das ist im Grunde das einzige Problem.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Als Hebamme ist man auf sich alleine gestellt. Für meinen Erfolg war ich selbst verantwortlich, und Fortbildung war mir immer sehr wichtig.Wie motivierten Sie Ihre Mitarbeiterinnen? Motivation erfolgte in unserem Hause durch Entsendung zu diversen Fortbildungen und die beste und aktuellste medizinische Information.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Es könnte sein, daß einige Hebammen neidisch auf mich waren, da ich sehr gute Kontakte zu den Ärzten hatte und deren Vertrauen genoß. Ansonsten denke ich, war die Resonanz sehr positiv.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Stärken des Landeskrankenhauses in Waidhofen liegen in der persönlichen, individuellen Betreuung. Dies war mit ein Grund, warum werdende Mütter gerne bei uns entbinden. Zusätzlich bieten wir natürlich auch alternative Geburten an.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Jedes Krankenhaus hat seine Vor- und Nachteile. In Zeiten wie diesen, wo überall der Rotstift angesetzt wird, hat sich ein Konkurrenzkampf entwickelt. Wenn ein Krankenhaus zu wenige Geburten aufweist, kann es sein, daß die Abteilung geschlossen wird, wie es im Waldviertel bereits geschehen ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Aufgrund der vielen Tag- und Nachtdienste ist es nicht immer ganz einfach, mit einigen Abstrichen ist es mir aber stets gelungen, die beiden Bereiche zu vereinbaren.Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Fortbildung war und ist für mich immer sehr wichtig. Ich verwendete im Durchschnitt ca. zwei Wochen pro Jahr für externe Fortbildung und las sehr viel Fachliteratur.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Den Hebammenberuf sollte man wirklich nur ergreifen, wenn man die Berufung dazu verspürt. Verspürt man jedoch eine Berufung zur Geburtshilfe, ist der Beruf der Hebamme eine ganz wunderschöne und großartige Tätigkeit.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Da ich nun in Pension bin, sind meine Ziele natürlich mehr privater Natur. Ich möchte mehr auf mich und auf meine Partnerschaft achten, mehr reisen und ein wenig zur Ruhe kommen. Ich werde aber auch in der Zukunft für Geburtsvorbereitung und -begleitung zur Verfügung stehen.
Ihr Lebensmotto?
Tue Gutes.