Zum Erfolg von Johann Aigner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich mit meinen Fähigkeiten als Uhrmachermeister anderen Menschen Freude bereiten kann, ist das für mich persönlich ein Erfolg. Wichtiger Bestandteil des Erfolges ist auch ein funktionierendes privates Umfeld.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich könnte sicher noch mehr tun, aber das möchte ich gar nicht. Ich bin mit der Situation, wie sie jetzt ist, vollkommen zufrieden und sehe mich im Rahmen meiner Möglichkeiten auch als erfolgreich. Oder vielleicht noch wichtiger: Ich hatte bisher keine größeren Mißerfolge.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin ein konsequenter Mensch - das, was ich mir vornehme, ziehe ich durch. Was ich im Kopf habe, setze ich auch praktisch um. Mein Standort im 19. Bezirk trägt sicher auch viel zu meinem Erfolg bei. Es gibt nämlich weit und breit keinen Kollegen, der ähnliche Serviceleistungen wie ich bietet. Damit meine ich nicht unbedingt meine Spezialwerkstätte für Groß- und Antikuhren - dafür bin ich ohnehin in ganz Wien bekannt -, sondern kleine Dienstleistungen wie Batterie- oder Uhrbandwechsel.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich glaube nicht, daß ich durch Imitation eines anderen Uhrmachers erfolgreicher wäre. Jeder hat seine eigene Methode, zu arbeiten und sein Geschäft zu führen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater war auch Uhrmacher, und ich stand schon am Uhrmachertisch, als ich noch nicht einmal darüber schauen konnte. Ich durfte ihm helfen und kleine Handreichungen machen. Das gefiel mir alles sehr gut, und daher war mein Weg in diesen Beruf durch meinen Vater fast schon vorgezeichnet. Durch ihn lernte ich auch sehr viel über den richtigen Umgang mit Kunden und den Verkauf.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die schönste Anerkennung erhalte ich von den Kunden, wenn sie mit meiner Arbeit zufrieden sind und mich im besten Fall auch weiterempfehlen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine große Stärke ist die Dienstleistung. Jeder, der ein Problem mit seiner Uhr hat - egal ob Armbanduhr, Standuhr, Pendeluhr oder ein antikes Stück - kann zu mir kommen, und ich werde versuchen, sie zu reparieren, sofern es in einem vertretbaren wirtschaftlichen Rahmen ist. Ich berate meine Kunden fair, und wenn eine Reparatur zu teuer ist, rate ich davon ab.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin seit 1990 selbständig und muß mich nicht mehr mit jedem Auftrag selbst belasten. Größere und aufwendige Reparaturen kann ich an meine zwei Mitarbeiter, die zeitweise aushelfen, übertragen, und dadurch bleibt mir auch Zeit für das Privatleben. Zwei Mal pro Woche höre ich pünktlich um 18 Uhr zu arbeiten auf und widme mich meinen sportlichen Hobbies. Das brauche ich als Ausgleich. Generell muß ich aber sagen, daß ich ohne die Unterstützung und das Verständnis meiner Frau nicht so erfolgreich sein könnte.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Meine Weiterbildung ist „learning by doing“ - ich lerne immer wieder Neues hinzu. Außerdem lese ich sehr viel. Für Kurse oder Seminare bleibt mir keine Zeit, da ich sonst das Geschäft zusperren müßte.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Der Mitbewerber ist nicht wirklich ein Thema, denn ich kann auf einen großen Stammkundenkreis zurückgreifen. Meiner Erfahrung nach, schätzen die Kunden eine fachliche Kompetenz gepaart mit optimaler Serviceleistung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
In meinem Beruf zählen nicht nur die handwerklichen und fachlichen Fähigkeiten, sondern vor allem der gute und richtige Umgang mit den Kunden. Ich kann noch so ein guter Uhrmacher sein, wenn ich die Kundschaft nicht freundlich betreue, wird sie nicht wiederkommen. Ich rate jedem Jugendlichen, den dieser Beruf interessiert, diesen auch zu erlernen, denn die Nachfrage ist vorhanden. Zum Großteil herrscht bei den Jugendlichen die Meinung vor, dass der Uhrmacher ein aussterbender Beruf ist, denn in jedem Mobiltelefon ist eine Uhr integriert. Besonders jene Kollegen, welche sich auf die Reparatur von alten Uhren spezialisieren, werden auch in Zukunft keine Arbeitsplatzsorgen haben, denn die Praxis zeigt, dass der Markt nach wie vor diese Spezialisten verlangt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel, als selbständiger Uhrmachermeister halbwegs erfolgreich zu sein, habe ich erreicht. Diese Zufriedenheit und diesen Lebensstandard möchte ich weiterhin halten - und gesund bleiben.