Zum Erfolg von Johannes Reiter
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich bedeutet Erfolg, mit meiner Arbeit zufrieden zu sein und meinen Patienten helfen zu können. Ich wollte niemals Klinikvorstand werden, sondern immer schon in die Praxis gehen, wo ich mein Fachwissen der Bevölkerung unmittelbar zur Verfügung stellen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich als erfolgreich, ja. Im Sinne meiner Definition von Erfolg bin ich zufrieden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meines Erachtens zählt vor allem eine gute Ausbildung, und zwar nicht nur auf medizinischem Gebiet, sondern ganz allgemein, um sich in dieser Welt besser zurechtzufinden und sich eine gewisse Offenheit zu erwerben. Im Gymnasium und im Internat wurde neben der schulischen Bildung auch sehr großer Wert auf die soziale Komponente gelegt, was ich sehr zu schätzen wußte. Natürlich hatte auch die familiäre Umgebung eine große Bedeutung - ich wuchs in einer Arztfamilie auf und wurde dadurch natürlich geprägt, obwohl ich zunächst keineswegs Orthopäde wie mein Vater werden wollte. Schließlich ist es mir ein Anliegen, mich mit den Problemen anderer Leute zu beschäftigen, wofür ich wohl eine gewisse psychologische Grundvoraussetzung mitbringe. Ich hatte auch das Glück, daß meine Familie Verständnis für meinen Beruf zeigte und stets hinter mir steht.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Wohl schon ziemlich früh. Ich war schon als Student recht erfolgreich, obwohl ich zu Beginn des Studiums gleich zwei Mal bei Prüfungen durchfiel, aber dies war wohl auch eine Art heilsamer Schock, denn ab diesem Zeitpunkt ging alles glatt.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Für mich erfolgreiche Entscheidungen waren vor allem die Berufswahl und die Wahl meiner Ehefrau, wobei ich nicht weiß, ob man dies als „Entscheidung“ bezeichnen kann. Natürlich treffe ich im Berufsalltag zahlreiche Entscheidungen, die erfolgreich sind.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater war wohl sehr prägend, denn natürlich nahm ich mir ein Beispiel an ihm, insbesondere was den Umgang mit den Patienten und deren Betreuung betrifft. Aber auch meine Frau, die für mich durch ihre universelle Bildung und ihre Weltoffenheit bestimmend ist, beeinflußte meinen Weg wesentlich. Auch mein Mathematiklehrer am Gymnasium war für mich von besonderer Bedeutung. Er war durch einen Autounfall schwer gehandikapt und hatte eine Art, auf uns Schüler einzugehen, die mich sehr stark beeindruckte.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein gesundheitspolitisches Problem in Österreich - sowohl für uns Ärzte als auch für die Patienten - ist die überbordende Bürokratie. Man benötigt ein eigenes Lexikon, um in jeder Situation nachzulesen, was man eigentlich tun oder sagen darf. Natürlich nimmt auch das Problem der Haftungen zu, doch muß ich hier sagen, daß Ärzte, die eine gute menschliche Beziehung zu ihren Patienten haben, in diesem Bereich sehr viel weniger Schwierigkeiten haben. Ein Problem für die Spitalsärzte ist jenes der Anonymität, was auf eine zu hohe Frequenz in den Spitälern zurückzuführen ist. Dennoch möchte ich betonen, daß ich unser Gesundheitssystem trotz seiner Schwächen für prinzipiell sehr gut halte.
Welche sind die Stärken Ihrer Ordination? Ich denke, daß ich einerseits meinen Beruf ganz gut beherrsche und andererseits in meinem Viertel gut integriert bin. Darüber hinaus kann ich auch ziemlich flexibel reagieren, ich vergebe Termine nicht erst in sechs, acht Wochen. Oft kann der Patient gar nicht beurteilen, wie gut der Arzt selber ist, er nimmt vor allem das Umfeld wahr. Sehr wichtig ist auch, daß ich mir Zeit für meine Patienten nehme, obwohl dies vom System nicht unbedingt honoriert wird.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Anfangs wohnten wir nicht in diesem Haus. Nach zwei Jahren ergab sich die Gelegenheit, hier auch eine Wohnung auszubauen, sodaß ich jetzt eine Minute vor Arbeitsbeginn meine Wohnung verlasse und eine Minute nach Arbeitsschluß zu Hause bin, was ein großer Vorteil ist. Zudem laufe ich nicht Gefahr, die beruflichen Sorgen nach Hause zu nehmen: Sobald die Ordinationstüre hinter mir geschlossen ist, bin ich Privatmann.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Eine gute Ausbildung und ein guter Zugang zu den Menschen sind meines Erachtens die wohl wichtigsten Punkte.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte mit 65 in Pension gehen, ohne mich vollkommen zurückzuziehen. Dann werde ich mehr für Familie und Hobbies da sein, und darauf freue ich mich schon.