Zum Erfolg von Paul Simon
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich ist es ein Erfolg, wenn der Patient am Ende seines Krankenhausaufenthaltes mit deutlich verbessertem Gesundheitszustand, wenn nicht sogar geheilt nach Hause geht. Das ist unser tägliches Erfolgserlebnis. Erfolge sind aber natürlich auch Fortschritte in Forschungsprojekten. In den letzten 20 Jahren hat es gerade im Bereich der Herzchirurgie unglaubliche Entwicklungen gegeben. Ursprünglich hatte mich dieses Fach zu Beginn überhaupt nicht interessiert. Heute bin ich sehr froh, daß ich hier gelandet bin, denn die Fortschritte sind einfach faszinierend, und ich bin an Projekten beteiligt, die versprechen, die Herzchirurgie um Riesenschritte weiter zu bringen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich im wesentlichen als zufrieden. Es ist einfach wichtig, daß man das, was man tut, gerne tut und mit dem Erreichten nach Möglichkeit zufrieden ist.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich wußte von Beginn an, daß ich mich irgendwie aus der Masse herausheben müßte, um etwas Interessantes machen zu können. Ich wußte auch, daß ich nicht einfach niedergelassener Arzt werden wollte, sondern daß mein Weg jener der Forschung sein müsse. Als mein Chef mich hier empfing, tat er dies mit den Worten: So, und jetzt zeige, was in Dir steckt! Ich empfinde es auch als Privileg, daß ich meine Forschungen meinen Interessen entsprechend durchführen kann, ohne mich um irgendwelche Zahlen zu kümmern. Die Publikationen entstehen dann als Konsequenz daraus, nicht umgekehrt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ab dem Zeitpunkt, da meine Mutter mir als Kind sagte: Du bist ein Sonntagskind! Früher hatte ich oft das Gefühl gehabt, daß ich vor allem viel Pech hätte. Ab diesem Zeitpunkt wußte ich, daß es mir in meinem Leben gut gehen würde. Es war ein einschneidendes Erlebnis für mich.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich hoffe, daß ich fast täglich erfolgreich entscheide. In meiner Sparte ist man täglich gezwungen, schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Die Herzchirurgie bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Leben und Tod, und da geht es jedes Mal um wesentliche Entscheidungen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ganz sicher wurde ich durch meinen Vater geprägt, der mir die Freude am Arztsein jeden Tag vermittelte. Ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen, als Medizin zu studieren. Im übrigen hatte ich das Glück, in einigen Kollegen echte Vorbilder zu finden. Zu Beginn meiner Karriere war es vor allem Prof. Moll, der mich förderte und mir auch den Weg in die USA ebnete.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Eine wichtige Anerkennung war für mich die Habilitation, die ein Meilenstein auf meinem Weg war. Darüber hinaus gibt es selbstverständlich die Anerkennung der Patienten, aber auch der Fachkollegen, die jeweils ein großer Ansporn ist.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Unser größtes Problem sind sicher die finanziellen Ressourcen. Die Herzchirurgie ist ein extrem kostenintensiver Bereich, die Patienten werden immer älter, und man gibt uns zu verstehen, daß die Mittel nicht mehr werden. So verlangt man von uns Ärzten, Entscheidungen zu treffen, die eigentlich gesellschaftspolitischer Natur wären.Welche sind die Stärken Ihrer Abteilung? Unsere Stärke ist vor allem die Vielfalt - es gibt praktisch nichts, was hier nicht angeboten wird, was vor allem Prof. Wollner zu verdanken ist, der es seinen Oberärzten einfach erlaubt, sich ihren Möglichkeiten entsprechend zu entwickeln, ohne zu enge Vorgaben zu machen, oder sie daran zu hindern, in bestimmten Bereichen auch besser zu werden als er selbst.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Das ist ein sehr wichtiges Thema, aber ich sehe die Konkurrenz als wichtigen Motor. Es ist sehr stimulierend, wenn ein Kollege etwas Neues gefunden hat. Jeder gönnt dem anderen, daß er weiterkommt, denn es wirft ein positives Licht auf die gesamte Abteilung.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mehr oder weniger. Meine Frau war auch Herzchirurgin, und da es schwierig war, unsere Nachtdienste zu vereinbaren, steigt sie jetzt auf die ästhetische Chirurgie um. Es geht nur mit einer sehr strengen Einteilung, mit einem Au-pair-Mädchen, das bei uns lebt, sowie der Hilfe der Schwiegereltern und einem intakten Freundeskreis.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich lese täglich Fachliteratur, besuche im Schnitt alle sechs Wochen einen Kongreß und habe zahlreiche Verpflichtungen als Referent.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Eine Zeitlang wollte ich unbedingt eine Abteilung leiten, weil ich mir das zutraue, doch fehlt mir dafür die Fähigkeit zum Lobbying. Ich bin mit meiner Arbeit hier sehr zufrieden, aber es gibt zwei Stellen, die mich eventuell interessieren würden. Ich möchte diese nur durch Arbeit erreichen.