Zum Erfolg von Meinhard Heim
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich persönliche Zufriedenheit, mir gewisse Wünsche erfüllen zu können und nicht am Rande des Existenzminimums arbeiten zu müssen. Ich setze Erfolg aber nicht automatisch mit Reichtum gleich. Es ist wichtig, eigene Vorstellungen und Visionen zu realisieren. Wenn das gelingt, wird man selbstbewußter und stärker.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
In meiner Jugend war ich das unangepaßte, schwarze Schaf in der Familie. Trotzdem habe ich meinen Weg gemacht und mir alles selbst erarbeitet, ganz ohne Protektion oder finanzielle Unterstützung von zu Hause. Daher sehe ich mich schon als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft. Wer sich selbständig macht, muß bereit sein, im Privatleben zurückzustecken. Als Grafiker muß man natürlich auch gute Ideen haben, die auf der Höhe der Zeit sind. Wie überall im Leben gehört auch zum Erfolg eine Portion Glück - ich lernte zur richtigen Zeit die richtigen Menschen kennen, die mir einige Türen öffneten. Außerdem ging ich immer den Weg der kleinen Schritte und lieferte mich nicht durch Aufnahme von zuviel Fremdkapital den Banken aus. Ich finanzierte meine Investitionen durch erwirtschaftete Gewinne und nicht durch Kredite.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Gerade der Beginn meiner beruflichen Selbständigkeit war ein schwieriger Lebensabschnitt, da mich meine Frau verließ und ich unser Kind mit Unterstützung meiner Mutter großzog. Dazu arbeitete ich oft 30 Stunden am Stück, um eine Deadline einzuhalten. Trotzdem fühlte ich mich frei in meinen Entscheidungen und damit auch erfolgreich.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Zu Beginn meiner Karriere als Freiberufler arbeitete ich unter anderem für das Atelier Waldert, und von Herrn Waldert konnte ich eine Menge lernen. Auch die Gründer des Falstaff Verlages, die beiden Herausgeber Prof. Hans Dibold und Dr. Helmut Romé, waren durch ihr Vertrauen in mich und unsere langjährige Zusammenarbeit wichtige Persönlichkeiten auf meinem Berufsweg.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Der Termindruck wird für uns Grafiker immer größer. Viele Auftraggeber glauben, wir drücken auf dem Computer nur ein paar Tasten, und schon ist alles fertig. Wir bekommen die Unterlagen, Texte und Fotos meist viel zu spät, müssen aber den Abgabetermin unsererseits strikt einhalten, weil die Druckmaschinen ja reserviert sind. Daher sind extra Nachtschichten oder Wochenendarbeiten für Grafiker keine Seltenheit.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die größten Stärken unseres Ateliers sind Flexibilität und ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Mit einigen Grafikstudios habe ich Partnerschaften, wo wir uns bei Engpässen gegenseitig aushelfen. Sonst habe ich mit den Mitbewerbern wenig zu tun.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich arbeite zu Hause, daher sind Beruf und Privatleben schon rein räumlich nicht getrennt. Das hat viele Vorteile, aber auch Nachteile - beispielsweise wenn Kunden noch spätabends anrufen. Aber im großen und ganzen gibt es keine größeren Probleme. Meine Kraft schöpfe ich aus der funktionierenden Beziehung mit meiner zweiten Frau.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
In unserer Branche muß man ununterbrochen lernen, da sich die Computertechnik und die Programme ständig weiterentwickeln. Ich besuche Fachmessen, lese Computerzeitschriften und informiere mich im Internet. Manchmal kommt auch ein EDV-Trainer zu mir, der mich in die Neuheiten einschult. Das ist zwar teurer als ein externer Kurs, dafür wesentlich effizienter und sinnvoller.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Für einen Grafiker ist es wichtig, seine eigene Eitelkeit in den Griff zu bekommen. Im Vordergrund stehen die Vorstellungen des Kunden und nicht die künstlerische Selbstverwirklichung. Kontinuität, Einsatzbereitschaft und Verläßlichkeit sind in dieser Branche essentiell, und ein junger Einsteiger muß diese Qualitäten zunächst ein oder zwei Auftraggebern gegenüber beweisen, um sich auf Dauer einen Kundenstock aufzubauen. Auch Auslandsaufenthalte sind durchaus sinnvoll, um andere Arbeits- und Sichtweisen kennenzulernen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe fast alle Ziele erreicht - ich arbeite selbständig in einem Beruf, der mir Spaß macht, habe ein schönes Wohnatelier und bin finanziell unabhängig. Wenn ich mich aus dem Beruf zurückziehe, möchte ich wieder mehr reisen und vielleicht wieder zu malen beginnen.
Ihr Lebensmotto?
Trotz aller Ziele muß man das Leben nehmen, wie es kommt, und es auch genießen können. Pläne und Wünsche sollte man zu realisieren versuchen - aber nicht krampfhaft.