Zum Erfolg von Herbert Jilg
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich ist Erfolg ein Wort, das lediglich aussagt, daß etwas erfolgt ist. Warum sind so viele angeblich erfolgreiche Menschen unglücklich, warum ist die Selbstmordrate unter ihnen höher? Die entscheidende Frage lautet: Was will ich, daß erfolgt? Erfolg ist ja wertneutral. Ich kann auch als Bankräuber erfolgreich sein, wenn es mein Ziel war, 50.000 Euro zu erbeuten, und mir dies gelingt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Auf meine persönliche Wirkung kommt es an! Diese persönliche Wirkung ist aber kein nebuloses Konvolut, sondern läßt sich klar definieren: Es ist eine Kombination aus äußerem Erscheinungsbild und innerer Einstellung. Aus diesen beiden Faktoren ergibt sich meine Körpersprache. Was aber bestimmt meine innere Einstellung? Legen Sie ein ein Meter breites Brett zwischen zwei Stühle und fragen Sie, wer sich darüber zu gehen getraut. Es wird kaum jemand ablehnen. Wenn Sie das Brett aber zwischen die Flachdächer zweier Hochhäuser, die 200 Meter hoch sind, legen, wird niemand darüber gehen. Was hat sich also geändert? Das Brett ist ja noch immer einen Meter breit. Die Vorstellung! Meine Vorstellungen bestimmen und programmieren damit mein Verhalten. Für den Erfolg ist also entscheidend, mit welchen Vorstellungen ich durch das Leben gehe. Und welche Vorstellungen sind für den Erfolg wesentlich? Die wichtigsten lauten: Realitäten akzeptieren, Probleme sind unsere Chancen, Wir leben für die Veränderung; Richte den Blick immer auf dein Ziel; Von innen heraus 'Ja' zu deinem Ziel sagen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich bin ein Mensch, der immer weiter strebt und mit dem Erreichten nicht zufrieden ist. Stehe ich auf dem Gipfel eines Viertausenders, sage ich mir: Sehr gut, aber wie schön muß es erst auf einem Fünftausender sein?
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Kommunikations- und Persönlichkeitstrainer Rudolf Obrecht führte und begleitete mich auf dem Weg zu einer tieferen Einsicht der wesentlichen Dinge im Leben - ein wichtiges Teilstück.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ein Beispiel: Ich kam einer Abteilung der Voest preislich etwas entgegen. Am dritten Tag des Trainings sagte der Chef zu mir: Ich will nicht nur die gebuchten zwölf, sondern alle Mitarbeiter der Abteilung trainieren lassen und zahle gern den regulären Preis. Das war eine tolle Anerkennung.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Anfänge der Kommunikations- und Unternehmensberatung waren sehr bemüht, aber im Laufe der Jahre stiegen viel zu viele Anbieter in diese Branche ein. Leider ist dadurch das Niveau gesunken, weil es etliche schwarze Schafe gibt, die nur auf schnelles Geld aus sind. Viele Firmen sind heute - durchaus zurecht - den Beratern gegenüber mißtrauisch und skeptisch geworden, ob der finanzielle Aufwand auch in einer vernünftigen Relation zum Nutzen steht. Das größte Problem ist aber, daß unsere Arbeit nur über eine Umwegrentabilität meßbar ist. Daher sind wir auf das Bewußtsein und den Weitblick von Geschäftsführern/-partnern angewiesen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Meine Trainings haben einen ganzheitlichen Ansatz, sonst würden sie nicht funktionieren. Das beginnt mit sogenannten Achtsamkeitsübungen, wo wir in einen ganz feinen Wahrnehmungsbereich gehen. Erst in diesem “Super-Learning-Zustand“ sind die Teilnehmer wirklich aufnahmebereit. Wenn Menschen etwas ändern sollen, muß ich ihren Verstand gewinnen, das zu probieren. Sie müssen verstehen, warum etwas auf diese oder jene Art gemacht werden soll. Danach wird in Rollenspielen trainiert und geübt. In dieser Phase arbeite ich mit den Leuten wie ein Regisseur. Ein Training besteht aus drei Blocks zu je zwei Tagen, mit jeweils ca. einmonatiger Praxisphase dazwischen. Eingebettet ist es in eine entsprechende Vorbereitung und Nachbetreuung.
Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Mein Fokus ist nicht Wer macht was?, sondern Wie kann ich mein Nutzenpaket noch verbessern?
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das war zu Beginn meiner Beratertätigkeit sehr schwierig, da ich die Menschen auch in meinem privaten Umfeld sehr genau beobachtete und versuchte, mein Wissen auch in meinem persönlichen Bereich anzuwenden. Das war aber auf Dauer für die Mitmenschen und mich selbst belastend. Ich werde in puncto Kommunikation zwar immer aufmerksam bleiben, heute sehe ich Dinge aber schon wesentlich entspannter.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein junger Trainer muß sich vor allem bewußt sein, daß er erst am Anfang einer lebenslänglichen Höhenwanderung steht und der Gipfel noch lange nicht in Sicht ist. Im Mut und der Demut liegt die Ausstrahlungskraft für die anderen. Niemand erwartet von einem Dreißigjährigen, daß er alles weiß.
Welche Ziele haben Sie sich jetzt gesteckt? Am 1. Juli 2008 werden sich zwei der berühmtesten Leute dieses Planeten aus dem Tagesgeschäft zurückziehen: Einer heißt Herbert Jilg, der andere Bill Gates, den Sie vielleicht auch kennen. Ab dann gebe ich nur mehr Trainings, die mir besonderen Spaß machen. Ansonsten werde ich häufiger am Meer sein, viel Schifahren und mein Buch fertigstellen.
Ihr Lebensmotto?
Zusammengezählt wird immer erst am Schluß. Auf dem Grabstein der Mutter eines meiner Freunde steht der Satz: Meine Arbeit ist getan. Wenn man das eines Tages auch über mich sagt, bin ich zufrieden.