Zum Erfolg von Ludwig Polsterer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Mit dem, was man tut, zufrieden zu sein und Freude daran zu haben, sowie seine Ziele zu erreichen, sehe ich als Erfolg. Meine Maxime lautet: Wer glaubt, gut genug zu sein, hat aufgehört, besser zu werden. Das Streben nach Höherem, das Stecken neuer Ziele ist der Motor des Erfolges. Ich könnte mich in einem Nine to Five-Job nicht wohl fühlen. Es muß immer eine Challenge, ein kleiner Kampf dabei sein, um einen Erfolg zu erzielen. Erfolg definiert sich daher nicht nur über Geld.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, durchaus. Es soll mir nie schlechter gehen als jetzt!
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich wurde in eine Unternehmerfamilie geboren, das prägt. Was jetzt gut ist, wird immer gut sein - diesen Satz gibt es bei mir nicht, das akzeptiere ich nicht. Veränderung ist das zentrale Thema, Eingehen auf Marktgegebenheiten und Trends. Ich suche mir stets große Herausforderungen in den Unternehmen, wo die Latte hoch, aber erreichbar hoch liegt. Diese Probleme und Aufgaben löse und bereinige ich, dann wende ich mich dem nächsten Ziel zu. Es ist eine meiner Stärken, daß ich in relativ kurzer Zeit beurteilen kann, ob ein wirtschaftliches Problem in einer Firma lösbar ist oder nicht. Ich weiß, was ich kann, ich weiß, welches Know-how ich benötige, um einen Problemfall zu lösen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Man muß auch auf die Emotio, den Bauch, hören - neben der Ratio auch das intuitive Element zulassen und dann auf Hard Facts überprüfen. Wenn Sie ein intuitives Gefühl in Worte kleiden, machen Sie es zu einem Testobjekt für Fakten und Tatsachen. Dann wissen Sie, welche Fragen Sie stellen müssen, und werden auch zum Großteil richtige Antworten erhalten.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ende 1999 wagte ich mit viel Risiko und hohem persönlichen finanziellen Einsatz einen entscheidenden Schritt und kaufte mir ein eigenes Unternehmen. Seit 2003 ist diese kleine, feine High-Tech-Firma in der Nähe von Wuppertal dort, wo ich sie haben wollte, und ich kann sehr gut davon leben. Dieses Gefühl der Freiheit ist mir unheimlich viel wert. Wenn jemand für sich und sein eigenes Unternehmen arbeitet, hat er eine ganz andere Denkweise und Motivation als jemand, der angestellt ist. Das ist der entscheidende Unterschied.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich habe zwei Vorbilder, meinen verstorbenen, geschäftlich höchst erfolgreichen Onkel Dr. Ludwig Polsterer, sowie meinen geschäftlich ebenfalls sehr erfolgreichen Vater. Mein Onkel sagte zu mir: Was du nicht mit Liebe tust, wird nichts, und mein Vater meinte: Du mußt immer Handschlagqualität haben! Voller Einsatz bei hoher Businessethik sind meine zentralen Verhaltensnormen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn ein Geschäft im Interesse beider Parteien perfekt abgeschlossen wird und man mir dazu gratuliert, empfinde ich das als schöne Anerkennung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
In meinen Managementpositionen war es immer mein Bestreben, um mich herum Mitarbeiter zu haben, die in ihrem Spezialistentum um Klassen besser sind als ich. Nur wenn sie ihre Arbeit richtig und fachlich einwandfrei machen, weiß ich, daß ich meine Verantwortung richtig wahrnehme. Dazu gehört auch, sich der Mitarbeiter mit ihren beruflichen sowie privaten Problemen persönlich anzunehmen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich arbeite durchschnittlich 80 Stunden pro Woche. Zur Regeneration unternehme ich zwei Mal im Jahr für vier Wochen schöne Reisen. In dieser Zeit bin ich nur in dringenden Fällen erreichbar. Der hohe Arbeitseinsatz ist für mich aber kein Problem, weil mir mein Beruf große Freude bereitet und mir Befriedigung verschafft. Den Urlaub brauche ich nicht, um mich von einer monatelangen mentalen Frust- und Streßsituation zu erholen, sondern um mich körperlich zu regenerieren.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
In den letzten fünf Jahren waren es etwa vier Wochen jährlich, die ich für Weiterbildung aufwendete. Meine Lieblingsuniversität ist das Institute for Management Development, eine Post-Graduate-Universität in der Schweiz. Dort tragen auch kurzfristig verpflichtete internationale Top-Manager vor, und zwar auf eine ungemein praxisorientierte Weise. Es gibt immer wieder neue, interessante Lehrinhalte.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Bilde dich umfassend und intensiv aus. Die Wirtschaftsuniversität Wien bietet erstaunlich gute Möglichkeiten, um sich im Lande auszubilden oder auch ein bis zwei Semester günstig im Ausland studieren zu können. Danach empfehle ich einige Jahre Praxis in einem Unternehmen, das sich in einer Umbruchphase befindet. Dort geht es ans Eingemachte, es ist psychisch belastend, und man muß sich voll einsetzen. Das ist die beste Schule. Ein wichtiger Tip dazu: Nimm nie ein Problem des Unternehmens persönlich, sondern sieh es als objektives Problem, das zu lösen ist. Hast du deinen Weg gefunden, gehe ihn konsequent, arbeite hart und spare soviel wie möglich. Dann mache dich selbständig. Es gibt nichts Schöneres.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Im privaten Bereich konnte ich alle Ziele erreichen, die ich mir gesteckt habe. Geschäftlich habe ich gemeinsam mit meinem Hauptpartner Heinz Brasic ein großes Ziel: Wir wollen ein mittelgroßes bis großes Unternehmen kaufen, das wir sieben bis zehn Jahre lang professionell führen, um es dann an den größeren Mitbewerb zu verkaufen.