Zum Erfolg von Michael Ostermann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der Erfolg im Berufsleben zeigt sich nach außen hin durch die erreichte Position und deren Verantwortungsbereich. Ich sehe den persönlichen Erfolg im Gefühl etwas Gutes bewirkt zu haben. Man darf dabei aber nie vergessen, egal in welcher Führungsebene man tätig ist, dass man nur ein Zahnrad des Betriebes ist. Jede Führungskraft sollte sich bewusst sein, dass der Erfolg darin zu sehen ist, einen Beitrag zu leisten, damit das gesamte betriebliche Gefüge funktioniert und das eigene Zahnrad mit den anderen Zahnrädern zusammenwirken kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich der Meinung bin, dass ich meine Ziele erreicht habe. Wenn ich ein Unternehmen wegen eines Jobwechsels verlassen habe, begleitete mich die Reputation, dass ich immer hart, aber fair handelte. Die Mitarbeiter haben zu einem Großteil meinen Fortgang sehr bedauert. Diese Situation war auch eine Bestätigung für meinen persönlichen Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich glaube, dass zahlreiche Parameter für meinen Erfolg ausschlaggebend waren. Bei meinem ersten Job nach dem Maschinenbaustudium, arbeitete ich als Entwicklungsingenieur bei einem Automobilzulieferer, wo diverse Berechnungen im Vordergrund standen. Bei dieser Tätigkeit konnte ich circa 90 Prozent meines erlernten Fachwissens verwenden. Selbstverständlich musste ich aber auch noch Vieles dazulernen. Je höher man in der hierarchischen Ebene nach oben steigt, desto mehr entfernt man sich von dem, was man im Studium erlernt hat. Man betritt neues Terrain und man sollte gegenüber diesem immer offen sein. Herausforderungen sollte man im positiven Sinne sehen. Kleinkariertes Denken führt nicht zum Erfolg, vielmehr zeigt meine Erfahrung, dass bereichsübergreifende Aktivitäten zum Erfolg führen. Für die Themen, mit welchen ich mich gegenwärtig auseinandersetze, benötige ich circa drei Prozent meines fachhochschulischen Wissens, der Rest betrifft „People-Management". Ich bin ein großer Fan des „Managements by Objectives", eine Führungstechnik wo man gemeinsam die Ziele definiert und dabei den Mitarbeitern die Autorität gibt, diese Ziele zu erreichen. Natürlich gilt es die Zielerreichung bzw. die Wege zu den Zielen zu beobachten um unter Umständen auch korrigierend eingreifen zu können. Das Thema „Mensch" ist ein wichtiger Erfolgsfaktor und als Führungskraft kann man nur dann erfolgreich sein, wenn die Belegschaft ihre Aufgaben erfüllt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ein klassisches Vorbild im eigentlichen Sinne hatte ich nie. Es gab allerdings viele Persönlichkeiten, welche mich in mannigfaltiger Hinsicht beeindruckt haben und von denen ich auch einiges mitnehmen konnte.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Mitarbeiter, welche ich selbst aussuche, sind für leitende Funktionen, im Regelfall für die Geschäftsführung der jeweiligen Werksleitungen vorgesehen. Dieser Personenkreis gehört der zweiten Führungsebene an. Diese Persönlichkeiten können sich selbst die Mitarbeiter für die dritte Führungsebene aussuchen und tragen auch dafür die Verantwortung. Fallweise schau ich mir diese Personen auch näher an, um mir eine Meinung zu bilden. Im Ernstfall würde ich von einem Vetorecht Gebrauch machen, welches ich aber noch nie in Anspruch genommen habe. Der Anspruch für mich selbst ist, dass ich jederzeit bereit bin, für meine Ergebnisse die Verantwortung zu übernehmen, wobei ich auch klar definiere, mit welchen Managern ich direkt zusammenarbeite und darauf bestehe diese auch selbst auswählen zu können.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wichtig ist, dass man immer im Hinterkopf behält, dass wir alle nur Menschen mit individuellen Stärken und Schwächen sind. Meiner Erfahrung nach, sollte man Mitmenschen respektvoll begegnen, auch wenn man eine Vorgesetztenfunktion ausübt. Diese Vorgesetztenfunktion hat außerhalb des beruflichen Alltags nichts verloren. Wenn ich einen Mitarbeiter am Abend in einem Lokal treffe, dann sind wir zwei Menschen, welche sich auf Augenhöhe gegenüberstehen. Im Laufe meiner Karriere erlebte ich, wo Erfolg korrumpiert und manche Mitmenschen Erfolg dazu nutzen, sich als Besserwisser zu betrachten. Dieses Verhalten liegt mir komplett fern und ist auch falsch.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Ich vertrete die Meinung, dass man immer vom Mitbewerber lernen kann. Wir führen sehr dezidierte Wettbewerbsanalysen durch, und schauen uns genau an, was der Mitbewerb macht und in welcher Richtung er sich entwickelt. Wenn er sich in eine andere Richtung entwickelt als wir, dann gilt es den eigenen Weg zu hinterfragen und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Es kann aber auch dazu führen, dass wir nach dieser Analyse des Wettbewerbes noch mehr von der Richtigkeit unseres Weges überzeugt sind, auch wenn dieser ein anderer sein sollte.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Der primäre Fokus des Unternehmens ist die innovative Auseinandersetzung mit der Fahrzeugsicherheit. In der Entwicklung wird mit Instrumenten gearbeitet, die dem Letztstand der Technik entsprechen. Die einzeldokumentierten Produkte werden mit einem Höchstmaß an Automation und Rückverfolgbarkeit unter dem Einsatz von innovativen Prozesstechnologien hergestellt. Unser Unternehmen hat vor vielen Jahren mit der Erzeugung von Gasspeichern begonnen und bei den Generatoren können wir auf einen Technologievorsprung verweisen. Das fehlende Wissen haben wir uns durch Übernahme anderer Unternehmungen angeeignet, bzw. eingekauft. Wir haben den Willen zu expandieren und unser spezielles Fachwissen gepaart mit Top-Technologie hat uns auch geholfen in kurzer Zeit sehr erfolgreich zu werden.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Der Idealzustand wäre, wenn man auf Erfolg sowohl im Berufsleben als auch im privaten Umfeld verweisen kann. In meiner Funktion gibt es keinen Acht-Stunden-Tag; daher gilt es beide Bereiche abzuwägen und die Prioritäten zu setzen. Im Laufe meiner Karriere wurden die Dienstreisen immer mehr und auch der Wohnort wurde mehrmals gewechselt. In meinem Job ist es so, dass man nie längere Zeit an einem Ort bleibt. Auf Grund dieses Zustandes haben meine Frau und ich entschieden, dass die Familie an einem Ort bleibt und ich derjenige bin, welcher verreist. Es wäre nicht gut, wenn meine Frau und die Kinder alle paar Jahre ihre sozialen Kontakte abbrechen müssten und in ein neues Umfeld verpflanzt würden. Ich pendle zwischen meinem Arbeitsort und der Heimstätte in der BRD und dies funktioniert sehr gut. Dies ist aber nur möglich, wenn die Familie diesen Zustand akzeptiert, um meine Karriere weiterführen zu können.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Am Beginn meiner Karriere gab es Phasen, wo ich ein- bzw. zweimal jährlich Schulungen besucht habe. In den ersten fünf Jahren, war es so, dass eine der beiden Schulungen, fachspezifische Themen zum Inhalt hatte und die zweite, sich mit Managementaufgaben bzw. kaufmännischen Themen auseinandersetzte. In den letzten zwanzig Jahren suchte ich nur sporadisch Weiterbildungen auf, denn ich verfolge die Methode des „learning by doing". Leider zeigt die heutige Welt immer mehr Tendenz, Schranken aufzubauen. Dies ist kompletter Nonsens! Wir leben in einer global vernetzten Welt, in der man offen für andere Kulturen sein sollte und auch die Bereitschaft haben sollte, von anderen Kulturen zu lernen. Diese Offenheit muss man unbedingt mitbringen, wenn man Karriere machen möchte.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ungeachtet des Berufs ist es wichtig über eine solide Allgemeinbildung zu verfügen. In zweiter Linie kommt die fachspezifische Ausbildung zu tragen, die den persönlichen Interessen der jeweiligen Person auch entspricht. Aus eigener Erfahrung kann ich der nächsten Generation den Rat mitgeben, dass es für eine Karriere unbedingt notwendig ist, Fremdsprachen zu erlernen. Ohne englischer Sprache wird es keinen Job bei einem internationalen Unternehmen geben! Mir waren während der Schulzeit die Fremdsprachen ein Graus! Heute ist es absolut notwendig fließend in Englisch kommunizieren zu können. Ideal wäre noch eine Zweitsprache. Ich spreche zwischenzeitlich neben meiner Muttersprache Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch und kann auf Basics der russischen Sprache verweisen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Priorität haben unsere ambitionierten Wachstumsziele! Wir haben vor einigen Jahren klein begonnen und wachsen jährlich zwischen fünfzig und hundert Prozent! Auch in diesem Jahr werden wir nochmals um ca. fünfzig Prozent wachsen. Wir bauen permanent neue Werke und Ende des Jahres 2020 wird sich unsere Mitarbeiteranzahl, weltweit auf über 3.000 erhöhen. Im Allgemeinen gilt es, qualifiziertes Wachstum zu forcieren und die hochgesteckten Ziele mit einer Top-Mannschaft zu erreichen.