Zum Erfolg von Christian Tucek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolgreich zu sein bedeutet in meinen Augen, sich in den Spiegel schauen und mit seinen Mitmenschen in würdiger Art und Weise umgehen zu können. Der geschäftliche Erfolg ergibt sich dann daraus. Erfolg ist ein bißchen so, wie wenn ich an einem Apfelbaum vorbeikomme: dann habe ich die Wahl, entweder den Baum zu schütteln oder zu warten, bis der Apfel reif ist. Ich bevorzuge die zweite Möglichkeit, was natürlich von meiner Beschäftigung mit der asiatischen Philosophie beeinflußt ist. Diese Einstellung ermöglicht auch eine gewisse Gelassenheit. Erfolgreich fühle ich mich im Beruf natürlich auch bei einer gelungenen Konzeption, einer tollen Headline; immer dann, wenn ich das Gefühl habe, authentisch gewesen zu sein. Dabei ist mir eine gewisse Unabhängigkeit von Lob und Tadel wichtig.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, würde ich schon sagen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ein gewisser Reifeprozeß. Natürlich waren auch Mißerfolge wichtig, denn wenn man darüber reflektiert, kann man daraus vor allem lernen. Es ist wichtig, ohne Absicht zu beobachten und zu nehmen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Immer wieder zwischendurch. Der erwähnte Reifeprozeß dauert seine Zeit. Es fällt mir schwer, diesen Zeitpunkt genau zu fixieren. In den letzten fünf Jahren hatte ich sicher öfters deutliche Erfolgserlebnisse. Natürlich spielt hier auch die vielzitierte Work-Life-Balance eine Rolle.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Natürlich war es eine bewußte Entscheidung, mich der asiatischen Philosophie zuzuwenden, doch ist sie mich auch irgendwie angesprungen. Es war sicher eine wichtige Entscheidung in meinem Leben, mich darauf einzulassen und das Leben von einer vollkommen anderen Warte aus zu betrachten. Man lernt dabei auch, sich selber besser zu verstehen. Daß dies auch berufliche Konsequenzen haben würde, war mir damals noch gar nicht so bewußt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Der damalige Werbeleiter der Firma Michelfeit, Herr Norbert Handler, hatte zweifellos eine gewisse Mentorenfunktion für mich. Wir verstanden uns menschlich sehr gut, und die gesamte Unternehmenskultur des Hauses Michelfeit, der Umgang mit den Mitarbeitern, wirkte positiv prägend auf mich.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Beförderungen, Gehaltserhöhungen und die Übertragung von Verantwortung waren wichtige Formen der Anerkennung für mich. Es gibt aber auch das Feedback meiner Mitarbeiter, vor allem wenn sie Vergleichsmöglichkeiten haben.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Die Diskrepanz zwischen den Anforderungen des Berufes und dem dabei oft auf der Strecke bleibenden Privatleben. Es wird hart gearbeitet und auf der anderen Seite gehen die privaten Beziehungen in die Brüche.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Als fast hundertprozentige Tochter der Raiffeisen-NÖ-Wien-Holding verfügen wir auf dem Sektor der Finanzdienstleister über kommunikative Stärken in den Bereichen der klassischen Werbung, der PR und der New Media im Sinne unseres Slogans Mehr Wirkung. Weiters besteht unsere Stärke auch im Full-Service-Gedanken, auch wenn dies nicht unbedingt ein neuer Ansatz ist. Entscheidend ist natürlich auch, wie man auf dieser Klaviatur spielt. Nähe, Vertrauen, Sicherheit, diese drei Worte versinnbildlichen die Flexibilität unseres Unternehmens.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich kann immer nur das Bestmögliche anbieten. Entscheidend ist die Briefing-Kultur, das heißt, daß jede Agentur nur so gut sein kann wie das Briefing, das sie erhält. Im Prinzip ist jedoch auf dem Markt Platz genug für alle.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Vor allem durch das Bewußtsein. Es gibt da keine strenge Trennung, ich lebe mein Leben bewußt als Ganzes, was mich jedoch nicht daran hindert, in meiner Freizeit vom Beruf auch abzuschalten.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung umfaßt sowohl den Besuch externer Kurse als auch die laufende Fortbildung on the job. So komme ich insgesamt wohl auf ca. 20 Prozent der Zeit.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, beruflich weiterhin mit der Agentur erfolgreich zu sein und den positiven Aufbau voranzutreiben. Wir sind durchaus auch damit konfrontiert, daß der Prophet im eigenen Lande nichts gilt, und so haben wir natürlich auch Expansionspläne ins Ausland.