Zum Erfolg von Peter Kopetzky
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich konnte bis jetzt für mich noch keine adäquate Definition finden. Vielleicht bedeutet es für mich Erfolg, wenn ich in der Früh erwache und sagen kann, daß der vorige Tag ein guter war. Vielleicht wenn ich nach einem sehr langen Arbeitstag müde mein Unternehmen verlasse und ein gutes Gefühl verspüre, daß könnte es möglicherweise dem Erfolg zuzuschreiben sein. Das schönste Resultat des Erfolges sind die begeisterten Gesichter meiner Tanzschüler.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
The Show must go on, egal ob zwei oder 20 Personen etwas lernen möchten. Ich kann immer erst danach reflektieren, was geschehen ist. Primär muß ich immer darauf achten, ob die Tanzinteressierten genug gelernt haben und ob ich auch immer richtig reagiert habe. Wenn ich diese Fragestellungen trotz meiner Müdigkeit noch bejahen kann, war ich auch erfolgreich. Reichtümer konnte ich mir zwar nicht erwerben, ich werde jedoch manchmal als reich bezeichnet, da ich schuldenfrei agiere.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Sehr wichtig für das heutige Unternehmertum ist, daß man viele Dinge selbst erledigen und sich dadurch Geld ersparen kann. Ich führe bei unseren technischen Anlagen alle Adaptierungen und Anpassungen selbst durch. Neben meinem technischen Interesse bin ich auch kulturell sehr engagiert, schreibe Artikel, Bücher und führe Regie. Um heute erfolgreich sein zu können, muß man intelligent, wachsam und wendig sein. Diese Vorzüge ermöglichen es, Marktnischen zu finden und zu nutzen. Talent ist wichtig, macht jedoch allein den Erfolg noch nicht möglich. Fleißig sein Tagwerk zu vollbringen und ständig weiterzulernen ist ebenso wichtig zur Erhaltung des Geschaffenen. Es gibt viele talentierte Menschen, die jedoch nicht an sich arbeiten und sich so weit unter ihrem Wert verkaufen. Nur wer sich ständig weiterentwickelt und sich immer neues Wissen aneignet, überlebt die Auswirkungen unserer Zeit. Außerdem sollte man nie erwarten, daß andere Menschen etwas für einen tun. Auch muß man sich seiner Vorbildfunktion gewahr sein. Jeder in meiner Familie mußte, ehe er Tanzmeister werden durfte, einen anderen Beruf erlernen. Mein Großvater war Tänzer an der k.k. Hofoper in Wien und Feldwebel bei den k. u. k. Hoch und Deutschmeistern, ein damals sehr achtbarer Beruf, mein Vater Apotheker, und ich erlernte den Beruf des Technikers. Zur Zeit renoviere ich ein altes Haus und lerne beispielsweise viele Details von Maurern, Installateuren Elektrikern und anderen Handwerkern. Ich bin ständig bereit, Neues in mein Bewußtsein einfließen zu lassen. Wenn ich das Überleben des Unternehmens als Erfolg betrachte, dann war die Anpassung an den Markt ausschlaggebend. Nicht ich, sondern meine Kunden entscheiden letztlich über meinen Erfolg im Leben. Wir sind ein kleines Familienunternehmen, daher war für mich als Unternehmer die EU-Erweiterung völlig uninteressant.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ich schätze die Originalität und denke, daß jeder Mensch seinen eigenen Weg zu finden hat.
Gibt es jemanden der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Gattin und ich prägen uns tagtäglich gegenseitig. Sie tanzte jahrelang im aktiven Turniertanz (Rock'n'Roll-Akrobatik) und hat - so wie ich - die Tanzmeisterausbildung absolviert. Auch sie arbeitete zuvor in einem anderen Beruf. Ihr Wissen ergänzt meines, und umgekehrt. Weiters werden wir natürlich auch durch unsere Schüler immer wieder aufs Neue geprägt.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Wir erleben einen wirtschaftlichen Niedergang, den wir nur mit Mühe bewältigen werden. Die Menschen suchen sich, da sie entweder keine Arbeit oder kein Geld haben, billigere Vergnügen, als die Kunst des Tanzes zu erlernen. Das Problem in meiner Branche ist, daß wir zur Zeit auf keine Modetrends mehr zurückgreifen können. Früher gab es Tanzfilme, denen Tanzmoden folgten, die durch ihre Präsenz unsere Branche unterstützten. Seit dem Revival des Mambos durch den Film Dirty Dancing hat sich leider nichts Neues entwickelt. Ständige Innovation ist die einzige Möglichkeit, überhaupt noch erfolgreich agieren zu können.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich versuche alle Segmente abzudecken und kann dadurch entsprechend darauf reagieren, was gerade gesucht wird. Diese Vielseitigkeit läßt mich in dieser Branche immer wieder auf neue Möglichkeiten stoßen. Ich verfüge in der Zwischenzeit über so große Erfahrung, daß ich einen Kurssaal betrete, die Tanzwilligen betrachte und weiß, was ich zu unterrichten habe.
Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Die Konkurrenz ist durch die Veränderung des Marktes sehr aggressiv geworden. Jeder versucht den anderen auszuspielen, zum Teil werden sehr schmutzige Methoden angewandt. Kunden werden abgeworben und über das Internet wird kontrolliert, was die anderen machen. Ich selbst kümmere mich jedoch nicht allzusehr um die Konkurrenten, da ich mit diesen „amerikanischen“ Methoden nicht konform gehen möchte. Meine eigenen Interessen verschleiere ich, daß die Konkurrenz einfach immer einen Schritt hinter mir bleibt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Eine Vereinbarung ist kaum zu schaffen. Ich ziehe mich immer wieder in unseren Garten zurück und widme mich meiner Lieblingstätigkeit, der Kreativität. Dabei schaffe ich es, mich zu entspannen und neue Kräfte zu aktivieren.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein Talent zu besitzen ist hilfreich, man muß jedoch immer an sich selbst arbeiten und sich ständig universell weiterbilden, nicht nur in seinem Fachgebiet.
Ihr Lebensmotto?
Nichts währt ewig, aber uns gibt es als Firma schon seit 125 Jahren.