Zum Erfolg von Manfred Kastner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Es gibt den wirtschaftlichen Erfolg, der sich messen läßt, und den persönlichen Erfolg. Wirtschaftlicher Erfolg ist abgesehen von Talent auch eine Frage der Nachhaltigkeit und des Durchsetzungsvermögens. Man weiß, was man will, und verfolgt dauerhaft und nachhaltig sein Ziel. Intelligenz gibt es viel, Ideen gibt es viele, aber ohne diese beiden Faktoren ist es schwierig, den Erfolg auch zu generieren.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, erfolgreich schon, aber nicht, um abzuheben, sondern in Demut und Dankbarkeit. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Am wichtigsten waren zweifellos das Studium, hohes berufliches Engagement seit meiner Jugend und in weiterer Folge die Möglichkeit, interessante Menschen kennenzulernen. Glück und Erfolg sind auch eine Frage von Arbeitsquantität. Wer viel leistet und durchhält, hat bessere Chancen. Wenn man älter wird, wird man dann erfahrener und auch geduldiger. Wenn man jünger ist, ist man energiegeladener und hält aus Idealismus mehr aus. Jetzt bin ich geduldiger: Gras wächst nicht schneller, weil man daran zieht. Der Schlüssel des Erfolges ist eine Kombination aus persönlichem und wirtschaftlichem Erfolg - er ist die richtige Mischung aus Mut und Demut, wobei Demut das Schwierigere ist. Wer an das Leben hohe Anforderungen stellt, an den stellt das Leben auch hohe Anforderungen. Das Leben gibt uns ständig ein Feedback, und wenn man darauf hört, muß man die möglichen Optionen, die wir alle in uns tragen, nur aktivieren. In der Bibel heißt es Viele sind berufen und nur wenige auserwählt. Ich denke, alle sind berufen, aber nur die wenigsten lassen sich auserwählen. Wir haben alle die Tendenz, das kurzfristige Glück zu suchen, anstatt den nachhaltigen und langfristigen Erfolg. Eine meiner Stärken ist sicher - abgesehen von meiner Teamorientiertheit - auch die Fähigkeit loszulassen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Immer wieder zwischendurch und dann ab dem Jahr 2000, als ich meine erste Beteiligung an einen strategischen Partner verkaufte. Ich bin zwar noch an fast allen Firmen beteiligt, sei es durch Aktien oder anders, aber ich war immer davon überzeugt, daß Chancen sich multiplizieren, wenn man sie ergreift. Sie vervielfältigen sich auch, wenn man die richtigen Partnerschaften eingeht - und aus den falschen lernt man besonders viel. Erfolg ist sehr vieles, die ersten Geschäftsabschlüsse, das erste Geld, das man verdient, und vor allem die vielen „gemeinsamen Erfolgserlebnisse“. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mentoren hatte ich sicher wenige, aber alle meine Mitarbeiter, meine Partner prägten mich im Laufe meines Berufslebens. Mein erster Partner war sicher wichtig, obwohl wir uns dann getrennt haben. Meine Partnerinnen im Finanz- und Energiebereich spielen sicher ebenso eine große Rolle.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung bekommt man ständig - durch das Gefühl der Mitarbeiter und Partner, gemeinsam und kreativ voranzuschreiten, und das Gefühl der Kunden, daß man auch mit Herz und Seele bei ihnen ist. Da ich immer für neue Ideen offen bin und sie in der Regel auch schnell umsetze, ist deren Realisierung für mich eine besondere Freude. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Meine Philosophie lautet: Jedes Problem trägt seine Lösung schon in sich. Beispiel Mikrofinanzierung: Die Armen sind bereits die Lösung ihres Problems, man muß ihnen nur die Mittel geben. Ein grundsätzliches Problem ist wohl, daß Geld derzeit eine Stufe zu wichtig genommen wird. Aber auch das wird sich wieder korrigieren. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Starke Führung und ein gutes Team. Den wirklichen Unterschied machen immer die Mitarbeiter, also die Menschen aus. Wenn man diese Einstellung hat, dann werden andere Potentiale freigesetzt. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Nett und positiv. Ich führte nie einen Konkurrenzkampf, ich glaube an Win-Win-Situationen. Der Markt ist nicht statisch, sondern dynamisch. Es ist Platz für alle. Im übrigen lernt man ja auch von der Konkurrenz. Die Österreicher gehen im allgemeinen sehr fair mit der Konkurrenz um.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe ständig neue Ziele. Das wichtigste Ziel ist es, mir selbst ständig näher zu kommen und der Frage, wer ich bin und wohin ich will.