Zum Erfolg von Ahmet Hamidi
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, das, was ich als vernünftig, logisch und zielführend erkannt habe, auf die bestmögliche Art zu erreichen. Erfolg zu haben bedeutet weiters, mit der eigenen Leistung zufrieden sein zu können, aber auch, daß die eigenen Tätigkeiten und Leistungen von außen anerkannt werden. Wesentlich ist, sich nicht mit dem Erreichten zu begnügen, sondern stets weiter nach immer größeren Zielen zu streben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Noch nicht ganz, auch wenn ich mich im Vergleich mit anderen vielleicht doch als erfolgreich betrachten kann.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Maßgeblich für meinen Erfolg war die Erziehung, die ich genießen durfte. Diese war vor allem auf Liebe aufgebaut; Angst und Haß hatten in unserer Erziehung keinen Platz. Liebe, Zuneigung und Geborgenheit waren Leitmotive in unserer Familie. Meine Eltern lehrten uns, jeden Menschen zu lieben, und auch, daß wir als Vertreter Gottes auf dieser Erde alle Geschöpfe Gottes zu hegen und zu pflegen, zu achten und nach Möglichkeit im Gleichgewicht zu halten hätten. Diese Erziehung geben wir auch an unsere Töchter in dieser Form weiter.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich fühlte mich erfolgreich, als ich meine Ziele stufenweise erreicht hatte, ohne jemandem Schaden zuzufügen. Ich konnte beobachten, daß die Menschen gerne zu mir kommen - auch mit privaten Problemen - und bei mir Geborgenheit und Hilfe suchen, was für mich bedeutet, vertrauenswürdig zu seine.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater, der Professor für Welttheologie war, diente mir immer als Vorbild. Er war ebenso als religiöser und sozialer Mensch aktiv, gleichzeitig aber auch ein erfolgreicher Geschäftsmann. Auch meine Mutter war mir ein besonderes Vorbild. Als sie uns über Mädchen und Frauen erzählte, erklärte sie uns, daß diese wie Rosen seien, die man zu hegen, zu pflegen, anzuschauen, von Zeit zu Zeit auch zu gießen, aber nie zu strapazieren habe. Dieses Wort habe ich stets in meinem Herzen behalten, und so habe ich stets die Stellung der Frau in meinem Leben gesehen. Der Gesandte Gottes, Mohammed (Friede sein mit ihm), sagte: „Das Paradies liegt unter den Füßen eurer Mutter.“ Im Berufsleben wurde ich auch von Prof. Geyer als Mensch, als Mediziner und Wissenschaftler sehr nachhaltig geprägt.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Mein Vater sagte stets, daß nur jene keine Probleme hätten, bei denen das Leben nicht richtig funktioniere; normal funktionierende und denkende Menschen haben immer Probleme. Der Sinn unserer Existenz liegt in der Lösung der Probleme, die sich uns stellen. Ich sehe keine unlösbaren Probleme, die Lösung ist stets nur eine Frage der Zeit, der Aufklärung, der Beseitigung der Unwissenheit und schließlich der Zuneigung.Welche sind die Stärken Ihrer Ordination? Meine Stärke besteht darin, daß ich in alle meine drei Berufe verliebt bin, und daß meine Frau mich auch in diesen drei Bereichen unterstützt. Ich freue mich, wenn meine Patienten zu mir kommen und mir sagen, daß sie dankbar sind. Ich habe Patienten aus allen Kulturen, Kurden, Araber, Armenier, Österreicher, Türken, Perser, Juden, Christen, Moslems, in meinem Wartezimmer trifft die Welt aufeinander - ein echter Ort der Integration. Alle sind friedlich, freundlich und nett und warten auf ihre Behandlung. Ich betrachte die Menschen nicht nur als Patienten und schenke nicht nur der Krankheit Beachtung, sondern berücksichtige stets auch die soziale und psychische Lage und habe einen holistischen Zugang zum Menschen. Ein Arzt, der erfolgreich sein will, muß meiner Meinung nach immer die psychische Seite einbeziehen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich nehme fünf, sechs Mal pro Jahr an internationalen Kongressen und an internationalen Studien teil. Was es mir erleichtert, all das unter einen Hut zu bringen, ist die Tatsache, daß ich in verschiedenen Sparten tätig bin und von meinem Vater lernte, leicht abzuschalten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die nächste Generation wird es schwer haben, aber man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Überall gibt es kriegerische Auseinandersetzung, Haß, Neid, Terror, Unsicherheit. Wir dürfen uns nichts vormachen und müssen die neue Generation darauf vorbereiten, insbesondere durch Bildung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es gibt unerreichbare und erreichbare Ziele. Man muß zwischen ideal und real unterscheiden. Bei den erreichbaren, realen Zielen ist es unabdingbar, Prioritäten zu setzen. Mein Hauptziel als Familienvater ist es, eine friedliche und glückliche Familie zu haben, in der die Kinder eine gute Bildung erhalten. Ich wünsche mir, daß meine Patienten die bestmögliche Behandlung bekommen. Die Anzahl der Erkrankungen steigt stetig, die Therapiemöglichkeiten werden aber natürlich auch immer besser. Ich hätte gerne mehr Zeit zur Verfügung, aber man kann die Umstände nicht ändern.