Zum Erfolg von Josef Wiesbauer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, meine Ziele zu erreichen. Dazu muß ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein; für mich gibt es keinen Zufall. Wesentlich ist, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, sondern Schritt für Schritt dorthin zu gelangen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich war immer ein Optimist, aber auch ein Realist. Was ich anstrebte, konnte ich auch erreichen. Dabei steckte ich mir meine Ziele immer höher, damit der Ansporn groß genug war. Da ich mich auf Marktlücken spezialisierte, war ich der Konkurrenz stets eine Nasenlänge voraus.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Mein Vater war klug und hat mich nicht allzu sehr verwöhnt, sondern mich sozusagen ins kalte Wasser gestoßen. Das tat mir gut, weil ich gefordert wurde. Natürlich gab es Startschwierigkeiten, so mußte ich mir den gesamten Kundenstock selbst aufbauen. In der Selbständigkeit muß man flexibel sein, sowohl beruflich als auch als Mensch. Flexibel bedeutet in dem Fall anpassungsfähig, das heißt, sich für die Interessen anderer zu begeistern und sich in diesem Punkt Allgemeinwissen anzueignen, um mitreden zu können. Ich bin vor allem ein guter Zuhörer und eigne mir auch so einiges an Wissen an. Und ich habe durchwegs ältere Freunde, mit Gleichaltrigen habe ich mir meist schwer getan.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich mußte einige schwere Tiefschläge verarbeiten, außerdem bin ich ein Mensch, der großteils in Extremen lebt - einen Mittelweg kenne ich nicht. Ich war ein Phantast und habe mir viele irdische Güter geschaffen, aber an meinem Körper Raubbau betrieben. Zudem litt ich damals an einer schweren Krankheit, wodurch sich die Wertigkeiten neuerlich verschoben. Heute kann ich wieder lachen, doch meine Einstellung zum Leben und zu den Dingen hat sich verändert. Ich bin dankbar, daß ich vieles lernen durfte.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ab jenem Zeitpunkt, als Mundpropaganda die Werbung ersetzte und zu greifen begann. Eine wesentliche Rolle spielte auch meine Gastfreundschaft, da sich aus geselligem Beisammensein Geschäfte entwickelten.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ja, es gab einen väterlichen Freund, der in Wirtschaftskreisen einen Namen hatte. Von ihm bekam ich den Rat, den Betrieb klein zu halten, aber bestens ausgerüstet, um eine gute Auftragslage zu garantieren. Ursprünglich hatte ich ja vor, einen großen Betrieb aufzuziehen, wofür die Weichen bereits gestellt waren. Heute bin ich heilfroh, daß ich auf ihn gehört habe.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Zumindest unsere Elterngeneration hat zu wenig Anerkennung bekommen - war sie es doch, die Österreich wiederaufgebaut hat. Das wird viel zuwenig gewürdigt. Diese Werte werden der Jugend nicht weitergegeben, und viele moralisch-ethischen Grundsätze gehen verloren.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Mit den großen Möbelketten kann ich in der Produktion und mit dem Preis nicht mehr mithalten. Da sich jedoch viele Menschen nur mehr diese Möbel leisten können, wird es auch für mich immer enger. Ich habe aber auch Nischen entdeckt und fertige extravagante Einzelstücke auch für berühmte Kunden.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Als diskussionsfreudiger Mensch, der viel Wert darauf legt, zuzuhören und verstanden zu werden. Ich möchte aber niemandem meinen Willen aufzwingen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich habe zu meinem Gesellen ein menschliches Verhältnis aufgebaut. Unsere Zusammenarbeit funktioniert nach dem Prinzip Geben und Nehmen. Das ist auch im Privatleben und in der Partnerschaft anwendbar.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mit den Jahren habe ich gelernt, abzuschalten. Ich beschäftige mich mit Malerei und Meditation. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Da ich ein Mensch bin, der ständig lernt und den Dingen auf den Grund gehen möchte, wende ich sehr viel Zeit für meine Weiterbildung auf. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Prinzipiell ist es fast unmöglich, heute noch Ratschläge zu geben, da alles schon zu weit fortgeschritten ist. Das Pendel wird jetzt ausschlagen, und die Jungen müssen gänzlich von vorne beginnen. Die Jugend muß dahin erzogen werden, daß sie einmal Verantwortung übernehmen kann. Dazu braucht man sie nicht mit Samthandschuhen angreifen, sie muß lernen, sich durchzusetzen. Der bequemere Weg ist nicht immer der beste. Ich rate jedem, abzuschalten und sich von den Medien nicht manipulieren zu lassen. Die Angstmache ist hier ein Thema, weil dadurch die Menschen leichter lenkbar sind. Ein Querdenker kann ich nur sein, wenn ich unabhängig bin, was bei uns fast nicht mehr möglich ist.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Innere Ruhe zu finden ist das Wichtigste in unserer Zeit, doch kaum jemand bringt dies zuwege. Ich möchte den Dingen auf den Grund gehen und herausfinden, wie es in meinem Gegenüber wirklich ausschaut.
Ihr Lebensmotto?
Es ist keine Kunst, Blinde zu heilen. Aber es ist eine Kunst, Sehenden die Augen zu öffnen.