Zum Erfolg von Christa Homan
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Wenn ich am Ende meines Lebens zurückblicke und sagen kann, daß die meisten meiner Hoffnungen und Wünsche, die ich beeinflussen konnte, in Erfüllung gegangen sind, sehe ich dies als Erfolg. Damit meine ich das gesamte Paket, nicht nur den Beruf. Es ist auch als Erfolg zu sehen, daß unsere Kinder dank unserer Bemühungen gut geraten sind.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe in Beruf und Privatleben immer mein Bestes gegeben. Man kann zwar nicht immer gewinnen, trotzdem ist mir vieles gut gelungen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Als Anwalt kommt es darauf an, Vertrauen beim Klienten zu schaffen und jene Leistung zu erbringen, die er erwartet, oder sogar etwas mehr. Ich verteidige aber nur Menschen, wo ich den Fall mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Gott sei Dank bin ich in der glücklichen Lage, mir das aussuchen zu können. Die Grundlage für den Erfolg wird aber schon in der Familie gelegt. Von zu Hause bekam ich Energie, Disziplin und Optimismus mit, vielleicht bin ich aber auch in diese Richtung veranlagt.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich sehe die Situation vollkommen geschlechtsneutral - wer der bessere Anwalt ist, soll den Job bekommen. Qualifikation, Leistung und Vertrauen sind die entscheidenden Parameter, nicht das Geschlecht. Als ich junge Rechtspraktikantin bei Gericht war, gab es nur sehr wenige Damen, und mancher Richter wußte mit Frauen in diesem Job nichts anzufangen. Damals hörte ich schon Sprüche wie: „Kann der Vater oder Ehemann Sie nicht ernähren?“ Zu dieser Zeit mußte man sich als Frau schon besonders beweisen und immer gut vorbereitet sein. Ich empfand es aber nie als Nachteil, wenn ich ursprünglich unterschätzt wurde.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich empfand mich schon in der Kindheit als erfolgreich, weil mir meine Familie das Gefühl vermittelte, daß ich ein wichtiger und liebenswerter Mensch bin.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die beste Entscheidung meines Lebens war, meinen Mann zu heiraten.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Ohne Zweifel Originalität. Natürlich kann man von seinen Vorbildern etwas mitnehmen, muß dies aber auf seinem Weg auf seine eigene Art umsetzen - und dann ist es schon wieder Originalität.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater war ein erfolgreicher und bekannter Rechtsanwalt. Von ihm bekam ich das Rüstzeug, worauf es in diesem Beruf als Anwalt und als Mensch ankommt. Er drängte mich nie, Anwalt zu werden, sondern ließ mir alle Wege offen. Ich entschied mich trotzdem für die Anwaltskarriere, weil es mir Spaß macht und ich Menschen gerne helfe.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die schönste Anerkennung sind für mich kleine Dinge wie der Brief eines ehemaligen Häftlings, dem ich versuchte, nach seiner Entlassung eine Stelle zu vermitteln. Wenn er mir schreibt, daß es mit dem Job geklappt hat, er noch immer dort arbeitet und sich für meine Unterstützung bedankt, freut mich das besonders.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Wenn man sich für etwas einsetzt, wird man auch eine Lösung finden.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich bin ein positiver Mensch und hoffe, auch als solcher wahrgenommen zu werden.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Klienten, die zu mir kommen, wissen, daß ich kompetent und seriös bin. Ich bin bekannt dafür, mich für jeden Klienten hundertprozentig einzusetzen. In besonderen Fällen übernehme ich Mandate auch ohne Honorar.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Nachdem ich drei Kinder zur Welt gebracht hatte, reduzierte ich aus familiären Gründen mein Arbeitspensum. Heute übernehme ich nur mehr jene Fälle, die mich interessieren und die mir Spaß machen. Qualität geht vor Quantität. Ich substituiere auch nicht an andere Anwälte, weil ich das Vertrauen, das der Klient in mich setzt, rechtfertigen möchte. Mein Mann ist als Vorstandsvorsitzender der Teich AG beruflich ebenfalls sehr erfolgreich, trotzdem hat er mich zu Hause immer unterstützt. Er war sich auch nicht zu gut, den Kindern in der Nacht die Windeln zu wechseln.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mein Rat geht zunächst an die Eltern: Laßt eure Kinder mit viel Liebe aufwachsen und erzieht sie zu selbstbewußten Menschen, damit sie sich im Leben positionieren können und ein Gefühl für Anständigkeit und Ehrlichkeit entwickeln. Sobald Kinder da sind, wird wahrscheinlich nur einer der beiden Ehepartner die ganz große Karriere machen können.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Als Anwältin möchte ich möglichst viele schwierige Fälle gewinnen. Außerdem bin ich nebenbei in diversen Stiftungen und Vereinen tätig, was mir große Freude macht. Diese Aktivitäten möchte ich möglichst lange ausüben. Ich habe mit „Die Schmetterlingsmaus“ auch ein Kindertheaterstück geschrieben, und es wäre mein großer Wunsch, daß es aufgeführt wird und mein Enkel es sehen kann.
Ihr Lebensmotto?
„Mut verloren - alles verloren! Da wäre es besser: nicht geboren“. Dieser Leitsatz von Goethe hat mir in schwierigen Situationen schon oft geholfen.