Zum Erfolg von Erich Lederer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist ein dehnbarer Begriff, der rein subjektiv wahrgenommen wird. Im Moment gibt es für mich drei Bereiche, wo ich Erfolg haben kann: zum einen im Beruf, zum zweiten bei der Feuerwehr, und zum dritten im Privatleben. In meinem Beruf habe ich dann Erfolg, wenn ich meinen Schülern Werte wie Kollegialität und Hilfsbereitschaft und auch eine gewisse Art von Selbstdisziplin mitgeben kann. Diese Selbstdisziplin, die in letzter Zeit ziemlich nachgelassen hat, sollte wieder eine größere Rolle spielen. Ich versuche meinen Schülern beizubringen, nicht gleich bei den ersten Schwierigkeiten aufzugeben. Erfolg bedeutet für mich auch, den Schülern der zweiten Leistungsgruppe etwas mitgeben zu können - und wenn ich dann später erfahre, daß diese Schüler maturiert haben, dann ist dies für mich eine Bestätigung meiner Arbeit. In der Lage zu sein, jungen Menschen über eine gewisse Schwelle zu helfen, bedeutet für mich Erfolg. Ich merke dann, daß ich meine Arbeit gut mache und nicht auf dem falschen Weg bin. Wenn ich sehe, daß meinen Schülern das Wissen, das ich ihnen vermittle, Spaß macht, dann freut mich das. Natürlich gibt es in diesem Bereich auch noch den Erfolg bei den Lehrerkollegen. Wenn ich von meinen Kollegen Anerkennung und Wertschätzung erfahre, dann fühle ich mich auch erfolgreich. Diese Anerkennung ist natürlich auch sehr wichtig für einen selbst. In meiner Funktion als Feuerwehrkommandant ist Erfolg schon etwas schwieriger zu betrachten, da wir natürlich erst in Situationen eintreten, wo das Unglück schon passiert ist. Erfolg haben wir dann, wenn wir eine Schadensbegrenzung erreichen können und keine gröberen Fehler machen. Die Einsätze sind oft sehr kompliziert und verlangen ein umfassendes Spezialwissen. Wenn ein LKW brennt, der Spraydosen geladen hat, so müssen wir dies zuerst wissen, damit wir korrekt reagieren können. Als Erfolg erachte ich auch, wenn alle Feuerwehrmänner gesund von einem Einsatz zurückkommen. Wir sind hier vielseitig gefragt, da wir uns neben der Autobahn befinden und auch dort immer wieder zu Notfällen gerufen werden. In meiner Position bin ich hauptsächlich mit der Organisation der Feuerwehr befaßt. Da ich mich nicht mehr an jedem Einsatz beteilige, sondern diese koordiniere, muß ich mich auf meine Leute verlassen können. Erfolg im privaten Bereich bedeutet momentan für mich, daß meine Ex-Frau und ich es trotz Scheidung geschafft haben, Eltern zu bleiben. Wir sind zwar keine Partner mehr, aber haben beide unsere Verantwortung als Eltern wahrgenommen. Wir entscheiden Dinge, die unsere Kinder betreffen, gemeinsam. Wir haben ein gutes Gesprächsklima, und darauf bin ich schon sehr stolz. Es ist sicher nicht einfach, trotz Problemen in der Partnerschaft der Verantwortung den Kindern gegenüber gerecht zu werden. Aber ich muß sagen, daß uns dies sehr gut gelungen ist. Erfolg im privaten Bereich bedeutet für mich somit, die familiäre Situation so in den Griff bekommen zu haben, daß alle Beteiligten sich dabei wohl fühlen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich bin verantwortungsbewußt und verfüge über die notwendige Selbstdisziplin. Natürlich muß ich in meinem Beruf und in meiner Position als Kommandant über Kommunikationsstärke und eine gute Menschenkenntnis verfügen und gut mit den verschiedensten Menschen umgehen können. Bei der Feuerwehr ist jede Bevölkerungsschicht vertreten, der Doktor arbeitet ebenso mit wie der Handwerker. Da ist es nötig, eine gemeinsame Basis zu finden, um den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr den jeweiligen Sachverhalt zu vermitteln, ohne sie vor den Kopf zu stoßen. Man muß schon ein gewisses Fingerspitzengefühl mitbringen und sich auf die verschiedensten Persönlichkeiten einstellen können. Weiters stehe ich zu meinen Entscheidungen und trete für meine Überzeugungen ein. Bis zu dem Punkt jedoch, wo ich für mich bestimmt habe, daß etwas so gemacht wird und nicht anders, lasse ich mich schon beraten. Ich bin sehr interessiert und lasse auch andere Meinungen zu. Wenn ich allerdings eine Entscheidung getroffen habe, dann bestehe ich auch darauf, daß es so gemacht wird, da letztendlich ja auch ich den Kopf dafür hinhalten muß. Weiters bin ich sehr konsequent bei der Umsetzung meiner Ziele und verfüge über eine gewisse Art von Anpassungsfähigkeit. Ich fühle mich in Kritiker hinein und hinterfrage sie.
Ihr Lebensmotto?
Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. (Goethe, Faust)