Zum Erfolg von Josef Leckel
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, mich kontinuierlich zu verbessern und weiterzuentwickeln - wozu auch gehört, Fehler zu machen und aus diesen zu lernen. Eine wesentliche Voraussetzung für Erfolg ist meines Erachtens der Spaß an der Arbeit, und in diesem Sinne habe ich auch nie einen Job gesucht, sondern immer nur eine Herausforderung. Wenn die persönliche Zufriedenheit nicht mehr gegeben war, dann strebte ich eine Veränderung an und widmete mich einer neuen beruflichen Aufgabe.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Rahmen meiner Definition kann ich mich als erfolgreich bezeichnen - auch wenn ich auf das zurückblicke, was ich bis heute erreicht habe, oder mich mit Schul- oder Arbeitskollegen vergleiche. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Der wichtigste Erfolgsfaktor ist die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen. Mich zeichnet ein starkes Interesse an neuen Themen, Methoden und Arbeitsweisen aus - auch in anderen Branchen -, und die tägliche Weiterbildung gehört für mich einfach dazu, auch im Urlaub. Mein Ehrgeiz ließ mich jede Herausforderung annehmen, vielfach habe ich sogar in Geschäftsbereichen begonnen, von denen ich zu Beginn keine Ahnung hatte (z.B. im Leasinggeschäft) und mir das nötige Rüstzeug dann mit der Zeit aneignete. Auch bei Western Union nahm ich die Herausforderung an, das Unternehmen in Osteuropa mitaufzubauen, lernte Russisch und ging nach Moskau. Ohne diese kulturelle Offenheit und Flexibilität, die in weiterer Folge auch Rücksichtnahme, Verständnis und Toleranz umfaßt, ist es meiner Meinung nach schwierig, über einen gewissen Erfolgslevel hinauszukommen. Auch die Freude am Beruf ist ein wesentlicher Faktor. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? In jedem Unternehmen suchte ich mir Personen, an denen ich mich orientierte und die Ursache ihres Erfolges zu ergründen versuchte. Sehr geprägt wurde ich bei meinem zweiten Arbeitgeber vom Seniorchef des Unternehmens, der bis heute mein Vorbild ist, was unternehmerisches Denken und Handeln betrifft. Was ich von ihm lernte, versuche ich bis heute in den täglichen Prozessen umzusetzen. Auch aus negativen Erlebnissen konnte ich für mich letztlich sehr viel Positives mitnehmen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Indem ich ihnen einen Vertrauensvorschuß gebe und Eigenverantwortung übertrage. Dazu gehört aber nicht nur, die Mitarbeiter aufzufordern, sich einzubringen und ihre Meinung kundzutun, sondern ebenso wichtig ist auch, Zielvorgaben zu setzen und die Erwartungen des Unternehmens zu formulieren. Ein Mitarbeitergespräch vor Weihnachten reicht mit Sicherheit nicht aus; Feedback, Lob und Kritik müssen laufend artikuliert werden. Es ist ein leichtes, einen Mitarbeiter, der nicht die erforderliche Leistung erbringt, zu entlassen, doch die wahre Herausforderung liegt darin, das Potential eines Mitarbeiters zu erkennen, zu nützen und persönlich zu seiner Entwicklung beizutragen. Das dient nicht nur der eigenen Zufriedenheit und Bestätigung, sondern macht auch sehr stolz.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich denke, daß meine Mitarbeiter mich nicht nur als Führungskraft, sondern auch als Teamplayer sehen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Für meine Mitarbeiter und mich sind Zwölf-Stunden-Tage nichts Ungewöhnliches, und dementsprechend gestaltet sich leider meine Work-Life-Balance. Ich versuche zwar, mir das Wochenende freizuhalten, aber es kommt durchaus vor, daß ich mich auch dann bei einem Kaffee in Ruhe meinen Unterlagen widme. In der Natur suche ich den Ausgleich zur Hektik im Beruf und kann bei meinen Hobbys wunderbar abschalten. Da meine Familie meine Hobbys teilt, kann ich so auch Zeit mit Frau und Kindern verbringen. Ohne den Rückhalt meiner Familie, ohne die Unterstützung meiner Frau wäre ich wohl heute kaum so erfolgreich. Wir haben zusammen schon viel gemeistert, etwa meine beruflichen Auslandsverpflichtungen. Das Wissen, daß der Partner immer dahintersteht und Sicherheit und Geborgenheit vermittelt, hat mich sehr gestärkt. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man kann seine Karriere nicht planen, sondern nur versuchen, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Ich gehöre wahrscheinlich zu den wenigen in Österreich, die drei Banken von Null weg aufgebaut und in der ersten Wachstumsphase begleitet haben. Ich war nie daran interessiert, mich ins gemachte Nest zu setzen, sondern wollte immer die Hemdsärmel aufkrempeln und etwas bewegen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
In beruflicher Hinsicht ist es mein Ziel, die Bank in die nächste Entwicklungsphase zu begleiten. Wir befinden uns gerade in einer spannenden Situation, in der es darauf ankommt, die richtigen Maßnahmen einzuleiten, um das Wachstum in den nächsten drei bis fünf Jahren bestmöglich zu bewerkstelligen. Mit dem geschäftlichen Wachstum geht natürlich auch ein personelles einher, und diese große Verantwortung gilt es zu meistern. Ein persönliches Ziel ist es, die Zukunft meiner Kinder gesichert zu wissen.