Zum Erfolg von Klaus Brückner
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich kann mir heute erlauben, einen Fehler zu machen, weil ich dazu stehe. Ich weiß, daß es nur ein Fehler ist, der aber nicht zu einem Problem ausarten muß. Weil ich keine überspannten Forderungen an meine Umgebung stelle und nicht behaupte, im Besitz der allgemeingültigen Wahrheit zu sein, habe ich diese bestimmte Freiheit, die auch Teil des Erfolges ist. Ich habe gute Chancen, ohne Magengeschwür und ohne Herzinfarkt bis ins Pensionsalter zu kommen. Erfolg bedeutet für mich auch, mir die Projekte aussuchen zu können. Ich habe für verschiedene Bereiche Spezialisten engagiert. Ein anderer Aspekt des Erfolges ist die mentale und finanzielle Absicherung, obgleich ich mich im landläufigen Sinne nicht als reich bezeichne. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich absolvierte die HTL mit einer Mischung aus betriebsführenden Gegenständen und Maschinenbau. Dieser Mix war eine glückliche Fügung, denn so kann ich das Geschäft betriebswirtschaftlich erfolgreich führen, habe aber gleichzeitig eine Ahnung von Konstruktion und Technik. Diese unterschiedlichen Tätigkeiten sind mir sehr wichtig, denn ich könnte mich nicht, wie beispielsweise ein Buchhalter, nur auf eine bestimmte Sache konzentrieren. Da würde ich dahinvegetieren. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Unsere Krankenversicherung ist nach einem klassischen Schema aus den 50er- und 60er-Jahren aufgebaut und hat eine rein bürokratische Struktur verinnerlicht. Wir sollen hochflexibel reagieren, aber finanziert wird bürokratisch zum Quadrat. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich suche Mitarbeiter nach der Persönlichkeit aus, das heißt, sie müssen zu mir und zum Unternehmen passen. Wenn ich einen Mitarbeiter zum Kunden schicke, muß der Patient das Gefühl haben, er hat es mit einer ähnlichen Persönlichkeit wie ich es bin zu tun. Natürlich ist der Mitarbeiter ein anderer Mensch, aber die Einstellung und das Gesamtbild der Firma müssen gewahrt werden. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir sind eine kleine Firma mit einem vierköpfigen Team - dadurch sind wir extrem flexibel, und zwar nicht nur zeitlich, sondern auch vom Geist und vom Kopf her. Wir gehen sehr individuell auf unsere Kunden ein, kein Patient ist wie der andere. Es gibt zwar viele Ähnlichkeiten, aber man darf nicht den Fehler machen zu glauben, die Menschen seien deswegen gleich. Die Ärzte, mit denen wir zusammenarbeiten, wissen das genauso wie wir. Dadurch können wir Dinge für den Patienten umsetzen, die für ihn nicht einmal erahnbar waren. Eine weitere Stärke liegt darin, daß wir zu den Kunden nach Hause gehen. So sehen wir genau, in welchem Umfeld er sich bewegt, wie die Gegebenheiten sind und wo die Probleme liegen. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Die Branche ist ja recht überschaubar und besteht im Wiener Raum aus sechs bis acht Firmen. Man kennt sich also persönlich, und zwar mit allen Stärken und Schwächen. Da wir aber alle mit denselben Geschäftspartnern zu tun haben, nämlich mit den Krankenkassen, die ja wesentlichen Anteil an der Finanzierung tragen, müssen wir auch solidarisch auftreten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Schlecht. Zuerst bin ich mit meinem Beruf verheiratet, dann kommen meine Kinder und meine Frau. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Jungen Leuten würde ich raten, sich zwei oder drei Jahre auf Reisen zu begeben und die Welt kennenzulernen. Das geht natürlich nur, wenn man zwischendurch jobbt. Ich glaube, während dieser Zeit kann man Erfahrungen sammeln, die weit über denen eines Studiums liegen. Einen solchen sozialen Lernprozeß unter außergewöhnlichen Umständen und in anderen Kulturkreisen halte ich für wichtig.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich bin ein begeisterter Paragleiter und möchte meine fliegerischen Aktivitäten in Richtung Ultraleichtflugzeuge erweitern. Sollte ich eines Tages in Pension gehen, wäre es ein Traum, mit einem solchen Leichtflugzeug bis nach Australien zu fliegen. Falls eines unserer Kinder das Geschäft übernehmen will, möchte ich es schaffen, mich wirklich zurückzunehmen und nicht den Obergescheiten zu spielen. Ungefragt Ratschläge zu geben, ist ganz furchtbar.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen - das betrifft speziell den Umgang mit den Mitarbeitern. Ich lasse ihnen die Freiheit, ihre eigenen Vorstellungen und Lösungen zu erarbeiten. Solange der Kunde damit zufrieden ist, bin ich es auch.