Zum Erfolg von Rudolf Hajek
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist eine gewisse Befriedigung, wenn ich für meine Leistungen auch Dank bekomme. Wenn mir etwas gelingt, bin ich dankbar und freue mich über Anerkennung von außen. Daran erkenne ich, daß meine Arbeit etwas bewirkt und positiv ankommt. Ich setze mir kleine, erreichbare Ziele, aus denen sich meist wieder neue, übergeordnete Ziele ergeben. Die Zufriedenheit entsteht durch kleine Erfolge.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich schwelge nicht in nostalgischen Gefühlen, sondern blicke zukunftsorientiert und positiv nach vorne, auch wenn es zwischendurch einmal wirtschaftlich schwierigere Zeiten gibt. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Man darf nie mit geschlossenen Augen durch die Welt gehen. Ich wollte als junger Mann nicht gleich in die vier Wände des väterlichen Betriebes eingesperrt werden, sondern hatte den Drang, zuerst ein bißchen die Welt kennenzulernen und neue Einblicke in den Beruf zu gewinnen. Trotz aller späteren Erfolge blieb ich bescheiden und bin nach wie vor selbstkritisch. Ich spüre, wenn ich bei einem Projekt etwas besser hätte machen können.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Erst als ich von meinen Auslandsaufenthalten zurück in den väterlichen Betrieb kam, hatte ich das Gefühl, in meinem Beruf etwas leisten und Menschen Freude bereiten zu können. Seither fühle ich mich auch erfolgreich. Ein besonderes Erfolgserlebnis hatte ich aber schon davor: Als der damalige Bundeskanzler Julius Raab starb, erhielt unsere Firma den Auftrag, den Blumenschmuck für die Aufbahrung zu arrangieren - und ich durfte den Kranz des Bundespräsidenten stecken. Er sah traumhaft aus und wurde von den Menschen als schönster Kranz gelobt, was mich sehr stolz machte. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? An erster Stelle möchte ich hier meine Frau Annemarie nennen, die für meinen Lebensweg ein wichtiger und prägender Mensch war und ist. Auch der holländische Blumen-Designer Cock Veldhous war eine wichtige Persönlichkeit. Er hatte sehr große Aufträge, reiste viel herum und nahm mich häufig mit - das war eine tolle und überaus lehrreiche Zeit. Prägend war auch der österreichische Florist und Designer Georg Thum. Ihn bei der Arbeit beobachten zu dürfen, war ein faszinierendes Erlebnis.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die schönste Anerkennung sind die glänzenden Augen und leuchtenden Gesichter der Menschen, wenn sie unsere Blumenarrangements sehen. Natürlich freue ich mich auch über Anerkennung von Fachleuten und Berufskollegen aus der Kammer und der Innung. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Heute können die Kunden schon an jeder Tankstelle oder im Kaufhaus Blumen kaufen, wo meist weder die Beratung noch die Qualität stimmen. Dadurch wird die Wertigkeit der Blumen herabgesetzt.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ein Betrieb ohne gute Mitarbeiter ist kein gesunder, harmonischer Betrieb. Ich brauche sowohl in der Familie als auch am Arbeitsplatz Harmonie. Es ist auch ein sehr schwerer, schmerzlicher Prozeß, sich von Mitarbeitern zu trennen - sei es, wenn sie uns auf eigenen Wunsch verlassen oder wir aus wirtschaftlichen Gründen eine Kündigung aussprechen müssen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Wir bilden in unserem Betrieb ständig Lehrlinge aus, bis heute werden es wohl knapp 70 junge Menschen sein, die den Beruf bei uns erlernten. Es war mir von Anfang an ein Anliegen, mich um die Ausbildung unserer Fachleute für die Zukunft zu kümmern. Mit jungen Leuten zu arbeiten macht aber auch einfach riesigen Spaß. Bei der Auswahl von Lehrlingen sind nicht gute Noten und Zeugnisse unbedingt ausschlaggebend, sondern der persönliche Eindruck, Auftreten, Freundlichkeit und Umgangsformen. Aber erst bei der praktischen Arbeit in Rahmen von Schnuppertagen stellt sich dann heraus, ob jemand für den Beruf geeignet ist oder zu unserer Firma paßt.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Soziale Kompetenz und eine angenehme Arbeitsatmosphäre spielen in unserem Unternehmen eine große Rolle. Die Motivation erfolgt hauptsächlich über Freundlichkeit und einer Portion Humor, gepaart mit der erforderlichen Strenge - so lernen die Mitarbeiter auch, Kritik anzunehmen. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir bieten das gesamte Spektrum der Floristik und sind auf keinen bestimmten Bereich spezialisiert. Aufgrund unserer Erfahrung erhalten wir aber viele größere Aufträge für Dekorationen bei Festen, Hochzeiten und anderen Veranstaltungen. An oberster Stelle stehen bei uns Qualität, Zuverlässigkeit, Kreativität und Originalität. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Absolut korrekt, das erfordert schon meine Funktion als Bundesinnungsmeister. Wer gute Arbeit leistet, wird auch gelobt. Das sehe ich aber nicht als Pflicht, sondern empfinde es wirklich so.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin kein Unternehmer, der sich völlig von seinem Beruf unterjochen läßt. Freizeit und Familie sind mir sehr wichtig, speziell in der Natur, in den Bergen oder bei Urlauben tanke ich wieder Kraft. Mit meiner Frau verbinden mich ja auch der gemeinsame Beruf und die Liebe zu den Blumen. Wir haben privat einen schönen, großen Garten, um den wir uns mit Hingabe kümmern. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Jeder, der die Chance dazu hat, sollte zunächst Erfahrungen im Ausland sammeln und die Welt kennenlernen. Auch meinem Sohn Josef, der die Firma eines Tages übernehmen wird, habe ich dazu geraten, und er wurde durch seine Auslandsaufenthalte zum Top-Floristen geformt. Wer den Beruf des Floristen erlernt, nur um Geld zu verdienen, ist in dieser Branche falsch. Entscheidend ist, daß man mit Herz und Seele dabei ist. Sollte sich jemand zur Selbständigkeit entschließen, ist der Weg über einen ruinösen Preiskampf der falsche.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte weiterhin mit soviel Spaß und Freude an meinem Beruf tätig sein wie bisher. Wenn ich mich eines Tages aus dem Geschäft zurückziehe, dann werde ich nicht leise im Hintergrund verschwinden, sondern mich mit meinem Wissen und meiner Erfahrung weiterhin laut zu Wort melden - und hoffe, auch gehört zu werden.
Ihr Lebensmotto?
Lerne zu klagen ohne zu leiden.