Zum Erfolg von Karl Pisa
Was ist für Sie Erfolg? Selbstfindung: aufgrund des Interesses für ein Gebiet auf diesem etwas bewirken zu können. Schreiben war mein Jugendziel, das führte mich zum Journalismus und zur Schriftstellerei. Erfolg ist für beide, gelesen zu werden, im Buchbereich Rezensionen und das Urteil kompetenter Menschen, nicht so sehr Auflagen und Honorare. Erfolg war auch immer, mit wichtigen Leuten in Kontakt gewesen und von ihnen geschätzt worden zu sein sowie ihr Vertrauen gehabt zu haben.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Rückblickend, insofern als alles Sinn hatte, aber ich war nicht so erfolgreich wie ein Chefredakteur eines Massenblattes. Ich bekam Anerkennung von Menschen, die mir wichtig waren, und mein Leben war vielseitig und spannend.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich mit 50 den Job als Chefredakteur des Wirtschaftsverlages annahm, dabei blieb mir genug Zeit, um Bücher zu schreiben, das war in der Politik nicht möglich. Staatssekretär zu werden war kurzfristig eine falsche Entscheidung, ich konnte dabei aber viel Erfahrung sammeln.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Im Journalismus habe ich eine gute Nachrede, in der Politik aber den Ruf, nicht immer gewinnen zu können - ich war nie der Mann mit Plebs Appeal, der die Massen bewegt, wurde aber als Generalstäbler immer anerkannt.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Ich habe mich schnell als Schreiber entpuppt, dieser Trend zeichnete sich schon früh ab, dazu kommen Kenntnisse in Politik, Ökonomie und Formulierungskunst. Neben praktischer Erfahrung habe ich auch immer viel gelesen. Als Journalist ist man ein Halb-Halbwissender, dem die Dolmetschfunktion zufällt, von den Spezialisten das Fachchinesisch ins leichter verständliche Deutsch zu übersetzen. Wichtig war Teamwork, in der ÖVP in der Kärtnerstraße waren wir eine verschworene Gemeinschaft. Ich habe rhetorische Fähigkeiten und glaube auch, kreativ zu sein.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Befriedigung war der Einblick - how it works, vor allem in der Politik.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Meine Karriere war nicht geplant, viel war Glück und Zufall; die politische Laufbahn hat sich durch die journalistische Nähe zur politischen Führung der ÖVP und gostwriting ergeben.
Welche Rolle spielen Familie und Mitarbeiter?
Ohne Mitarbeiter geht nichts, ich habe aber immer die Linie vorgegeben. Die Familie ist ein unverzichtbarer Rückhalt.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? In langen Gesprächen erhebe ich den Background der Mitarbeiter, ich will den Newcomer als Ganzes kennenzulernen. Beim Journalisten sind Begabung, Kontaktfähigkeit und Fähigkeit zur Selektion wichtig. Er muß ein Sieb im Hirn haben, in dem das Wichtigste hängenbleibt. Wichtig ist auch die Bereitschaft, sich ständig Wissen anzueignen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ziele vorgeben und auf systematische Verfolgung achten, darstellen des Betriebes und seiner Philosophie - Betonung der Wichtigkeit jedes einzelnen Jobs. Als Journalist des Wirtschaftsverlages ist man für viele Betriebe mitverantwortlich, da man Informationen weitergibt. Wesentlich ist auch die Fähigkeit zur Konfliktbereinigung. In der Politik ist das Morgengebet wichtig, damit man schon am Beginn jeden Tages weiß, worum es geht, und das auch an die Mitarbeiter weitergeben kann.
Kennen Sie Niederlagen?
Die Wahlniederlage 1970.
Wie gehen Sie damit um?
Ich habe aus Niederlagen gelernt, auch wenn man in der Politik das Gefühl hat, daß es nicht viel nützt. Demokratie kann es aber nur geben, wenn es Veränderungen gibt.Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? Ich bin fleißig und gab schon in der Schule Nachhilfe. Nach dem Krieg habe ich bei Null begonnen, habe ständig mehrere Jobs und alle erdenklichen Arbeiten angenommen. Auch in den zehn Jahren meiner Pension habe ich - aus Interesse und Spaß an der Arbeit - viel getan. Kraft schöpfe ich auch aus meiner Großfamilie, aus Natur- und Kunsterlebnissen und politischer Überzeugung - in der man aber auch Enttäuschungen erleben kann.
Ihre Ziele?
Wer sich keine Ziele steckt, bleibt auf der Strecke. Ich habe noch zwei bis drei literarische Pläne, aber keine Biografien, für die ich jeweils drei Jahre arbeiten müßte.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Positive Pressemeldungen, Gratulationen vieler Politiker und positive Buchrezensionen.
Ihr Lebensmotto?
Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie (Nietzsche). Ich lebe nach der Floß-Philosophie - es gibt nicht einen einzigen Sinn im Leben, er muß wie ein Floß aus mehreren Stämmen bestehen, um tragfähig zu sein.
Haben Sie Vorbilder?
Nur unerreichbare - sonst wären es keine.
Anmerkung zum Erfolg?
Als ich 1945 in das Berufsleben einstieg, konnte ich nichts planen - heute würde meine Karriere anders aussehen. Bei mir war alles learning by doing, heute wäre es ein fächerübergreifendes Studium und systematische Vorbereitung. Die Berufswahl wäre nach wie vor Journalist.