Zur Karriere von Thaddäus Egghardt
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich habe, wie man so sagt, den Weg als Ziel gewählt, und mein Lebensweg hat sich Gott sei Dank so gestaltet, wie ich ihn mir vorstellte. Ich wurde in eine für ländliche Begriffe begüterte Familie hineingeboren. Nach Abschluß der Volksschule Murau 1965 haben meine Eltern mir den Besuch des Stephaneums in Bad Goisern ermöglicht. Dort wurden wir neben dem Schulbesuch auch zur Selbständigkeit erzogen, lernten unser Bett zu machen, die Schuhe zu putzen und Wäsche zu waschen. Mit 15 Jahren war ich im Verhältnis zu anderen Jugendlichen wesentlich reifer, und das erwies sich für meinen weiteren Berufsweg als großer Vorteil. Ich besuchte danach einige land- und forstwirtschaftliche Schulen, erwarb die Qualifikation zum Landwirtschaftsmeister und zählte 1980 zu einem der ersten Forstwirtschaftsmeister der Steiermark; diese Ausbildungsmöglichkeit war erst kurz zuvor eingerichtet worden. Mein Vater war ein einflußreicher Bürger und eröffnete mir dadurch auch die Wege in einige Institutionen wie zum Beispiel die Feuerwehr. Ich konnte im Rahmen von Studienreisen auch einige Monate in den USA moderne Bewirtschaftungsformen landwirtschaftlicher Betriebe kennenlernen. 1983 übernahm ich den land- und forstwirtschaftlichen Betrieb meiner Eltern in Murau. Im Gegensatz zur Auffassung meiner Eltern zur Führung des Gutes habe ich begonnen, die Art der Bewirtschaftung von der intensiven Milchwirtschaft hin zur extensiven Fleischproduktion, der Mutterkuhhaltung, umzustellen. Diese Umstellung eröffnete mir einerseits nicht nur einen großen zeitlichen Spielraum, sondern ersparte auch teure Stallungen im herkömmlichen Sinne, weil nur mehr sogenannte Unterstände beziehungsweise der Zeit entsprechende Stallungen errichtet werden mußten. Das bedeutete auch kürzere Anfahrtswege, weil das Futter nicht mehr zentral gelagert war. Das nun mitten in der Stadt leerstehende Stallgebäude habe ich mit großem Kostenaufwand umgebaut. Es beherbergt nun das Logistikcenter der Post, darin ist auch ein Ausbildungszentrum des Berufsförderungsinstitutes untergebracht. Seit 1985 bin ich laufend im Gemeinderat tätig und übte eine Periode lang die Funktion des Finanzstadtrates aus. In meinen frühen Gemeinderatsjahren haben Verantwortung tragende politische Mandatare mit der Begründung, die Wirtschaftstreibenden in der Stadt schützen zu müssen, die Ansiedlung von Großmärkten verhindert. Diese wurden dann aber in der Nachbargemeinde errichtet. Ich war daher bestrebt, die Steuerkraft dieser Unternehmen nach Murau zu bekommen; so habe ich meine Gründe vermietet und dadurch mehrere Märkte in das Gebiet der Stadt Murau gebracht. Dies ist für mich sowohl ein politischer als auch ein privater Erfolg, da ich ja die Gründe nicht veräußerte, sondern durch langfristige Mietverträge meinen Nachfolgern weiter zur Verfügung stehen. Die Liaison mit Gastwirtin Brigitte Moser hat mich veranlaßt, ihren doch finanziell sehr belasteten Gasthof wieder auf wirtschaftlich tragfähige Beine zu stellen. Von den insgesamt etwa 650 m standen der Gaststätte nur etwa 70 m zur Verfügung, die sonnige Südseite, der überwiegende Teil der Liegenschaft, blieb ungenutzt und war praktisch eine Ruine. Meine Maxime lautet, wenn ich etwas unternehme, muß es auch überdurchschnittlich gut sein. So erteilte ich relativ jungen Architekten den Auftrag zur Um - und Neubauplanung des südseitigen Gebäudeteiles, mit dem Ziel, ein modernes Café oder, wie man heute sagt, eine Lounge zu planen. Für den Entwurf und die Fertigstellung des nun gut angenommen Open Space, ein über die Gebäudefront ausladenden, verglasten und verblechten Holzbau im Jahr 2006 wird uns nun die Geramb-Medaille für kulturelles Bauen vom Land Steiermark zuerkannt. Zusätzlich errichtete ich Gästezimmer, und in einigen Monaten beginnt der Bau behindertengerechter, leistbarer Wohnungen. Nach der Fertigstellung wird das ehemals desolate Gebäude zur ansehnlichen, auch wirtschaftlich sinnvoll genützten Liegenschaft. 1988 begann ich mit dem Holzhandel. Rundholz wird in Lohnsägewerken zu Qualitätsholz verschnitten, die minderwertigen Abfälle dienen wiederum, wenn der Bedarf der Papierindustrie gesättigt ist, meinem Hackschnitzelheizwerk, das meinen Mietern Fernwärme liefert.