Zum Erfolg von Franz Nagl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Für mich persönlich bedeutet Erfolg, etwas Außergewöhnliches zu leisten, das meinen Kunden und mir Freude bereitet, da ich auf Wunsch Unikate anfertige. Mit meinen handwerklichen Fähigkeiten habe ich die Möglichkeit, Geschenke zu meistern, die nicht nur den Auftraggeber, sondern auch den Beschenkten glücklich machen. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und rate jedem, es genauso zu machen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich den Sinn des Lebens erkannt habe. Mein Leben ist sowohl im Privatbereich als auch im beruflichen Sinn erfüllend, und ich würde jeden Schritt genauso wieder machen. Ich finde mich auch deshalb erfolgreich, weil ich neben meiner Tätigkeit als Messerschmied und Schlossermeister auch drei Patente angemeldet habe, und zwar für Laufschuhe, den Gesundheitsbecher und einen hygienischen Klomuschelreiniger. Ich habe noch ca. 20 neue Ideen, vor allem in den Sparten Medizin und Technik. Noch erfolgreicher würde ich nur werden, wenn ich einen Geschäftspartner finden würde, der diese Gedanken mit mir teilt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich hatte am Reinhardt Seminar eine für andere Menschen erfolgreiche Karriere hinter mir und, was heute vor allem zählt, einen sicheren Posten. Trotzdem wußte ich, daß ich auf Dauer dort nicht glücklich werden konnte. Meiner Affinität zu Stahl und meiner handwerklichen Fähigkeit verdanke ich es, daß ich den Mut aufbrachte und alles hinter mir ließ, um das zu tun, was wieder Freude in mein Leben brachte. Dieser Tatsache und der Unterstützung meiner Frau Renate habe ich meine heutige Position zu verdanken.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität ist auf jeden Fall besser. Ich fertige kleine Kunstwerke an, die sowohl Ideen meiner Kunden als auch meine eigenen repräsentieren. Würde ich das nicht tun, wäre ich nur ein Messerschmied, der mit seiner Arbeit nichts Einzigartiges vollbringen kann. Außerdem bin ich ein Mensch, der sich immer nur auf sich selbst verläßt und mit der Meinung anderer sehr vorsichtig umgeht.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich arbeite momentan mit einem bekannten Atomwissenschafter zusammen, dessen Namen ich nicht nennen will. Dieser Mann gab mir die Möglichkeit ein neues Schmiermittel zu erfinden, und somit habe die Gewißheit, daß man, wenn man nur die Begeisterung und das Interesse für eine Sache an den Tag legt, alles schaffen kann, auch wenn man nicht die ideale Ausbildung oder gar ein Studium aufweisen kann.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Der Wiener Wirtschaftsfonds interviewte mich, und bei dieser Gelegenheit konnte ich über meinen Beruf sprechen. Ich hatte auch die Möglichkeit, über meine außergewöhnlichen Arbeiten zu sprechen, wie etwa Jagdmesser, Rasiermesser und Samuraischwerte, die allesamt Unikate sind.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich liefere eine genaue, präzise und gewissenhafte Arbeit, die nicht darin besteht, ganz einfach Stahl zu bearbeiten, sondern weit darüber hinaus geht. Durch mein Privatstudium lerne ich auch die Atomstruktur der Materialien kennen und kann somit Stahl ohne Verletzungen bearbeiten, was sich wieder in der längeren Haltbarkeit und Strapazierfähigkeit äußert. Ich führe einen Einmannbetrieb und habe, ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen, die Möglichkeit, auf alle Kundenwünsche einzugehen. Das ist auch der Grund, warum ich jede Spezialanfertigung, wie ein individuell angefertigtes Messerset, übernehmen und höchste Qualität garantieren kann. Würde ich einen Menschen finden, der die Begeisterung mit mir teilt, wäre ich gerne bereit, diesen auszubilden.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Es gibt in Wien keinen Mitbewerb, der so individuell auf seine Kunden eingeht, was allerdings nichts damit zu tun hat, daß es keiner kann, sondern damit, daß mein Beruf ein aussterbender ist.