Zum Erfolg von Siegfried Mayr
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich sehe es als Erfolg, wenn ich erreiche, was ich mir vorgenommen habe - und zwar ganz egal, in welchem Bereich. Das kann eine Bergtour ebenso sein wie ein schwieriger Geschäftsabschluß. Ich bin der Meinung, daß man sich die Latte nicht unerreichbar hoch legen sollte, Ziele müssen realistisch und erreichbar sein. Dann kann ich den nächsten Schritt machen. Im Beruf können Ziele natürlich auch durch das Unternehmen und die Geschäftsleitung vorgegeben sein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe in meiner beruflichen Karriere mit einem Minimum an Ausbildung das Maximum herausgeholt. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend sind in erster Linie harte Arbeit und eine Portion Glück. Manchmal muß man zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, um eine Chance zu bekommen. Ich bin überzeugt, daß im Leben nicht der Intelligenteste oder der Stärkste gewinnt, sondern der Anpassungsfähigste. Daher nehme ich mir in regelmäßigen Abständen auch die Zeit für Selbstreflexion und eine Standortbestimmung. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Beides - ich kann Bewährtes durchaus imitieren, muß aber das weniger Gute durch Originalität ersetzen. Es ist eine Gratwanderung, und das Schwierigste dabei ist, sich dies bewußt zu machen. Viele Menschen setzen entweder nur auf Originalität oder nur auf Imitation, was in meinen Augen nicht zielführend ist. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Der Aufwand des Know-how-Austausches und der Kommunikation wird bereits so groß, daß man die Vorteile der Globalisierung durchaus in Frage stellen kann. Ein Beispiel: Wenn ich in Europa oder in den USA die Produktentwicklung betreibe, die Fertigung aber aus Kostengründen in einer Fabrik in Südostasien erfolgt, ist der Transfer des Know-hows sehr schwierig und aufwendig. Das erfordert stundenlange Telefonate und hunderte E-Mails täglich, trotzdem besteht die Gefahr von Mißverständnissen. Natürliche Reibungsverluste welche in der Globalisierungsphase Platz greifen, gilt es durch intensive Arbeit in den Griff zu bekommen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Das bevorzugte Ausbildungsniveau ist bei uns eine Fachhochschule. Das ist für unser Tätigkeitsgebiet ideal, weil die Technische Universität in vielen Bereichen zu stark Richtung Wissenschaft geht. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Artesyn ist in diesem Geschäftsbereich (Stromversorgungssysteme für die Telekominfrastruktur) einer von zwei Marktführern weltweit - dann kommt lange nichts. Wir und unser größter Mitbewerber sind die einzigen Unternehmen mit einem internationalen Setup. Unser Ziel ist es nicht, soviele Kunden wie möglich zu gewinnen, wir arbeiten ausschließlich mit den besten und größten Telekommunikationskonzernen in Europa, Asien und Amerika zusammen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist zwar schwierig, aber wenn man diszipliniert ist und sich nicht völlig vom Beruf vereinnahmen läßt, bleibt auch Zeit für das Privatleben.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich denke, jeder junge Mensch ist gut beraten, wenn er sich für einen Beruf entscheidet, der ihn tatsächlich und ernsthaft interessiert. Wenn jemand Elektrotechnik studiert, ohne selbst davon hundertprozentig überzeugt zu sein, ist es verschwendete Zeit. Folgt eurem Talent und nicht irgendwelchen Ratschlägen von Freunden oder Eltern!