Zum Erfolg von Albert Rainer Haselböck
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist eine gewisse Selbstbestätigung, die man braucht, um langfristig in seinem Beruf zu reüssieren. Wenn ich eine Eröffnung in einer von uns gebauten Oper sehe, ist das eine Genugtuung und es ist auch immer ein gewisser Nervenkitzel dabei.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich bin immer ein bißchen im Zweifel, aber die einzelnen Erfolgserlebnisse bauen mich immer wieder auf. Ich bin jetzt fast am Ende meiner Berufslaufbahn angelangt und rückblickend bin ich sehr stolz auf das, was unser Team zustande gebracht hat. In den letzten Jahrzehnten hat sich unser Betrieb von einem kleinen Bühnentechnikbetrieb zu einem weltweiten Unternehmen entwickelt. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend waren irrsinnig viel Glück und die Unterstützung einer guten Mannschaft. Wenn man ein Team für sich begeistern kann und als Leiter akzeptiert wird, kann man immer Erfolg haben. Einer allein ist immer zum Scheitern verurteilt. Die Bühnentechnik wird nirgends gelehrt, die kann man nur im eigenen Betrieb lernen. Nur durch die vielen Jahre hier im Betrieb und mein hohes Maß an Erfahrung kam ich in die leitende Funktion.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Meine Tätigkeit bringt mit sich, daß ich in der Früh nie weiß, was auf mich zukommt. Ich weiß nicht, ob ich morgen nach Caracas fliege oder am Abend in der Volksoper sitze. Ich bin hauptsächlich ein Troubleshooter, erst wenn es Probleme gibt, bin ich gefordert. Ich kann nie mit gewissen Vorstellungen in das Tagesgeschehen hineingehen, meine Aufgabe ist das Lösen von Problemen mit sehr hoher Flexibilität.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn wir als Team sagen können, daß wir ein Projekt gut abgewickelt haben und uns der Kunde bestätigt, daß er mit einem Theater zufrieden ist, ist das die wichtigste Anerkennung. Von den Vorgesetzten gibt es meist keine Anerkennung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die Mitarbeiter spielen die Hauptrolle. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Wir wählen neue Mitarbeiter im Team aus. Meine Schwächen liegen in der modernen Kommunikationstechnik und wenn ich einen neuen Mitarbeiter einstelle, muß ich jemanden heranziehen, der in diesem Bereich bewandert ist und beurteilen kann, ob der neue Mitarbeiter dafür geeignet ist. Das Hauptkriterium bei der Auswahl ist, ob er überhaupt ins Team paßt, das fachlich Know-how kann man ihm beibringen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich bin als Manager und Leiter ein völliger Autodidakt, und so wie ich mich als Auslaufmodel in der Industrie bezeichnen kann, bin ich auch ein Auslaufmodell in meinen Ansichten bezüglich Personalführung. Ich war im Betriebsrat tätig, daher beinhaltet meine Art der Personalführung eine sehr soziale Komponente. Ich nehme mir Zeit, um auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen. Meine Tür steht immer offen und jeder Mitarbeiter kann mit einem privaten Problem eher zu mir kommen als mit einem dienstlichen. Wenn die Mitarbeiter merken, daß man für private Probleme zugänglich ist, hat man einen großen Vertrauensvorschuß. Man muß auch eigene Schwächen zugeben und akzeptieren, daß die jungen Mitarbeiter manche Dinge besser können. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Wir bieten komplette Bühnentechnik - von der Planung über die Lieferung bis zur Montage inklusive Elektrik und Elektronik. Da wir mit vielen jeweils ortsansässigen Partnerfirmen zusammenarbeiten können wir alle Bereiche abdecken. Unser Kundenkreis umfaßt in erster Linie künstlerisch ausgerichtete Leute, die ihre Ideen verwirklichen möchten, daher arbeiten wir nicht mit Standardkomponenten. Jedes Theater ist ein Prototyp, daher gibt es weltweit nicht zwei gleiche Bühnen.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Seit Österreich Mitglied der EU ist und der Markt völlig geöffnet wurde, ist die Konkurrenz sehr stark. Wir sind gerade dabei, eine neue Konkurrenzanalyse zu machen, dabei kamen wir auf weltweit ungefähr 40 Anbieter, wobei wir aber sicher einer der größten sind. Und darauf sind wir als österreichische Firma besonders stolz. Wir sind die einzigen, die ohne Unterbrechung seit weit über 100 Jahren Bühnen herstellen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich versuche es zu arrangieren, daß ich unter der Woche voll dem Beruf zur Verfügung stehen kann, und am Wochenende 100 Prozent der Familie. Früher war ich mehr auf Reisen, da konnte ich das nicht so planen. Ich bin jetzt so lange verheiratet, wie ich in der Bühnentechnik arbeite und das ist ein privater Erfolg. Für den beruflichen Erfolg braucht man private Ausgeglichenheit und die Unterstützung seiner Frau. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Man soll sich vor allem seine Menschlichkeit bewahren. Fehler kann man machen, aber man muß sich in den Spiegel schauen und alle Taten mit dem eigenen Gewissen vereinbaren können. Wenn man Fehler zugibt, sie ausdiskutiert und sich Lösungen überlegt, sind sie schon aus dem Weg geräumt.