Zur Karriere von Franz Lampesberger
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Ich stamme aus einfachen Verhältnissen - mein Vater war Schweißer bei Simmering-Graz-Pauker, meine Mutter Buchbinderin -, daher traf ich mit 14 Jahren die Entscheidung, die Mittelschule abzubrechen und einen Beruf zu erlernen, um zum finanziellen Erhalt der Familie beizutragen. Ich absolvierte eine kaufmännische Lehre bei der Firma Julius Meinl und war bereits mit 18 Jahren Filialleiter. Trotz dieses ersten Erfolges sah ich nach Ableistung meines Präsenzdienstes meine berufliche Zukunft nicht im Lebensmittelhandel. Der Zufall wollte es, daß mich ein Freund in die Filmbranche vermittelte, und so kam ich zur Constantin Film. Damals hatten ja deutschsprachige Filme ihre Hochblüte, Produktionen aus Amerika machten nur einen geringen Prozentsatz aus. Ich war knapp ein Jahr bei Constantin tätig und lernte in dieser Zeit das Filmgeschäft in seinen Grundzügen und von der Disposition her kennen. Danach sollte ich eigentlich, wie bei meinem Firmeneintritt vereinbart, als Vertreter eingesetzt werden und unsere Filme den Kinos anbieten. Der damalige Chef der Firma, Herr Langhammer, meinte dann aber, daß er keinen weiteren Vertreter bräuchte. Daraufhin trennten wir uns, und ich wechselte zu Dr. Polster, der zu dieser Zeit die amerikanische Firma Cosmopol führte, die beispielsweise Renner wie die James-Bond-Filme im Vertrieb hatte. In diese Zeit fiel auch die Eröffnung des Autokinos in Großenzersdorf im Jahr 1967, das ebenfalls zu unseren Kunden gehörte. Dann gab Dr. Polster das Filmgeschäft auf und Cosmopol wurde von der Wiener Stadthalle KIBA übernommen. Ich wurde ebenfalls mit übernommen und war dann von 1969 bis 1976 für die KIBA tätig. Als Vertreter der Produktionen von United Artists besuchte ich Kinos in ganz Österreich und bot dort die Filme an. Dann löste die Wiener Stadthalle KIBA den Filmbereich auf, und ich wechselte als Geschäftsführer zur Gloria Film, die wiederum auf deutschsprachige Produktionen spezialisiert war. Zu dieser Zeit waren aber die US-Filme schon stark im Vormarsch, und 1979 mußte Gloria Konkurs anmelden. Dann gründete ein Geschäftskollege von mir die Fleurfilm, die wir gemeinsam aufbauten und die ich als angestellter Geschäftsführer leitete. Wir kauften Filme im Ausland ein, ließen sie im Bedarfsfall synchronisieren und boten sie mit großem Erfolg am österreichischen Markt an. Im Zuge dieser Aktivitäten lernte ich 1981 einen deutschen Produzenten kennen, der einen Film in Österreich drehen wollte und mir anbot, die Produktionsleitung zu übernehmen. Obwohl ich von dieser Seite des Filmgeschäftes keine Ahnung hatte, war es eine interessante Herausforderung, und ich wagte den Schritt. Bei dem Film Katharina - die nackte Zarin von St. Petersburg handelte es sich um einen erotischen Kostümfilm, ich wickelte die komplette Organisation und Koordination im Hintergrund ab. Das gelang mir sehr erfolgreich, durch geschicktes Verhandeln ersparte ich dem Produzenten eine Menge Geld, und der Streifen wurde ein kommerzieller Erfolg. Ehe ich jedoch mein Honorar abrechnen konnte, kam der Produzent beim Wechseln einer Glühbirne tragisch zu Tode, und ich fiel um meine komplette Gage um, da wir keinen schriftlichen Vertrag hatten. Im Jahr 1985 trennte ich mich von meinem Geschäftspartner bei der Fleurfilm, die wir ja bis dahin noch immer gemeinsam betrieben hatten, und machte mich mit dem Movie Filmverleih selbständig. Diese Firma gründete ich mit einem Partner, der damals das Autokino in Linz besaß. Eines Tages fragte mich Severin Bayer, der damalige Inhaber des Autokinos in Großenzersdorf und ein guter Freund von mir, ob ich ihm das Kino abkaufen möchte. Er wollte in Pension gehen und fand keinen geeigneten Nachfolger. Bei näherer Betrachtung fand ich die Idee gar nicht schlecht, der Preis war günstig, und der Konnex war durch meinen Partner, der ja das zweite Autokino des Landes in Linz hatte, ebenfalls gegeben. Also griff ich zu. Leider ging dieser Partner dann in Konkurs, da er sich mit dem Bau eines Freizeitzentrums übernommen hatte. Das war auch das Ende des Movie Filmverleihs, an dem er mit 50 Prozent beteiligt war, und ich liquidierte die Firma, um noch größere finanzielle Verluste zu vermeiden. So stand ich 1986 alleine mit dem Autokino da, hatte 45.000 m Grund und eine große Leinwand, aber keine Ahnung, wie ich das Geschäft beleben könnte. Eine Zeitlang versuchte ich es mit Veranstaltungen, aber in diesem Metier fühlte ich mich nicht wohl. Im Rahmen einer Amerika-Reise besuchte ich dann in Fort Lauderdale ein Autokino und stellte zu meiner Überraschung fest, daß dort sieben verschiedene Leinwände bespielt wurden. Ich hatte ja schon in den achtziger Jahren das erste Kinocenter Wiens in der Tuchlauben für Fleurfilm gebaut, also lag die Idee nahe, auch mein Autokino zu einem Kinocenter umzubauen. Ich führte Gespräche mit Disney und konnte sie von meiner Idee, das erste Autokino-Center Europas zu bauen, überzeugen. Meine Bedingung war allerdings, daß ich gleichzeitig mit den Kinos in Wien die Uraufführungsrechte bekam, was bis dahin nicht der Fall gewesen war. So entstand das heutige Autokino-Center mit drei Leinwänden und insgesamt 1.000 m Bildfläche. Im August 2007 feierten wir mit einem Riesenfest und 1.500 geladenen Gästen 40 Jahre Autokino. Außerdem führe ich seit 2003 gemeinsam mit zwei Tschechen das Gasthaus Starchant, das auf tschechische Spezialitäten spezialisiert ist und sehr gut läuft. Gastronomische Erfahrung hatte ich schon zur Zeit der Stadthalle KIBA gesammelt, als ich alle Buffets der Kinokette auf eigenes Risiko modernisierte und führte.