Zum Erfolg von Hartmut Liese
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
In meiner Funktion als Betriebsratsvorsitzender versuche ich, für alle Mitarbeiter als Ansprechpartner da zu sein. Ich stelle die Bedürfnisse der anderen vor meine eigenen. Wenn es mir gelingt, die Anliegen der Mitarbeiter ganz oder teilweise durchzusetzen, sehe ich das als Erfolg. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen beim Militär verfüge ich über eine gut ausgeprägte Menschenkenntnis. Meine soziale Kompetenz, die ich schon vom Elternhaus mitbekam, ist sicherlich ein Pluspunkt für meine heutige Tätigkeit. Ich kann mich rasch auf neue Situationen einstellen, rund 98 Prozent meiner Bauchentscheidungen waren bislang richtig. Außerdem bewahre ich mir den gesunden Menschenverstand. Was ich mit meiner Logik und meinem Gerechtigkeitsverständnis abzeichne, funktioniert in der Regel auch. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch, der sich eher hohe Ziele steckt. Das führt natürlich manchmal zu Rückschlägen, davon darf man sich aber nicht abschrecken lassen. Nicht zuletzt haben meine Frau und meine Tochter sehr zu meinem Erfolg beigetragen - sie gaben mir Rückhalt, zeigten Verständnis und nahmen zugunsten meiner Karriere viele Entbehrungen auf sich.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Es treten tagtäglich Mitarbeiter mit einem Problem an mich heran, das meistens mit einem anderen Kollegen zu tun hat. Ich höre mir dann auch den Standpunkt der „Gegenseite“ bzw. des involvierten Umfeldes an, um mir ein Gesamtbild zu schaffen. Danach wird die Situation analysiert und nach einer für beide Seiten befriedigenden Lösung gesucht. Manchmal reicht es schon, nur als Moderator zu agieren. Kommt es zu keiner Entscheidung, muß ich an der Sache dranbleiben. Es ist aber sehr schwer, immer den goldenen Mittelweg zu finden und es allen Mitarbeitern recht zu machen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn es gelingt, das Problem eines Mitarbeiters zu lösen oder Anliegen der Belegschaft durchzusetzen, erhalte ich dafür manchmal Dank und Anerkennung. Trotzdem wird das Engagement, das man für die Mitarbeiter an den Tag legt, viel zu wenig gewürdigt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Zeit beim Militär und auch die ersten Jahre bei One waren sicher nicht familienfreundlich - wenn ich nicht daheim war, mußte meine Frau eben zu Hause alleine anpacken. Trotzdem sprachen wir uns in allen wichtigen Belangen ab, auch bei der Erziehung unserer Tochter. Die wenige gemeinsame Freizeit haben wir dafür sehr intensiv genutzt. Inzwischen hat sich die zeitliche Situation deutlich verbessert, weil ich nicht mehr wochen- oder monatelang von zu Hause weg bin. Als Betriebsrat fällt mir das Abschalten aber wesentlich schwerer als früher, weil es jetzt um zwischenmenschliche Beziehungen und Schicksale geht, die mich teilweise auch privat beschäftigen. Beim Militär gab es einfach Befehle, an die ich mich zu halten hatte. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Es gibt von der Gewerkschaft ein gutes Weiterbildungsangebot, aus dem ich mindestens zwei bis drei interessante Kurse jährlich auswähle und besuche. Der Schwerpunkt liegt dabei derzeit auf arbeitsrechtlichen Themen. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich vermisse bei der heutigen Jugend vielfach den Respekt gegenüber dem Alter. Zu meiner Zeit waren Lehrer, Eltern und Vorgesetzte noch Autoritäts- und Respektspersonen, was inzwischen nicht mehr unbedingt der Fall ist. Viele Jugendliche haben in unserer Konsumgesellschaft auch den richtigen Umgang mit Geld verlernt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Es wird aufgrund der neuen Geschäftsführung einige Veränderungen im Unternehmen geben, aber damit kann ich ganz gut umgehen. Privat lebe ich seit mittlerweile zehn Jahren mit meiner Familie in Österreich, wir haben in Niederösterreich ein Haus gebaut und wollen hier auch zufrieden alt werden.