Zum Erfolg von Thilo König
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist der Ausdruck, der ein extremes Zufriedenheitsgefühl beschreibt und im Moment seines Auftretens Prickeln und Gänsehaut auslöst sowie Energie freisetzt. Mittel- und langfristig gesehen ist Erfolg die Bestätigung, daß eine Vision auch tatsächlich umgesetzt werden konnte. Ich brauche die Vision, um einen Weg einzuschlagen, meine Energie darauf zu konzentrieren und um schlußendlich zu wissen, ob sie von Erfolg gekrönt ist. Meine langfristigen Makroziele stecke ich mir in Zeitspannen von zehn Jahren, und konnte sie bisher auch erreichen. Ich wollte mit 40 Jahren eine Position bekleiden, wo ich völlig selbständig entscheiden kann - auch das ist mir gelungen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich versuche das Leben zu genießen, weil ich zu jedem Zeitpunkt zurückblicken können und mit dem Erreichten zufrieden sein will. Damit meine ich nicht nur den Beruf, sondern meine ganze Persönlichkeit. Ich sehe auch vermeintlich negative Sachen positiv, weil sie mir helfen, in guten Zeiten die Dinge besser zu verstehen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich beschäftige mich als Manager sehr stark mit meinem Umfeld, mit den Menschen, und versuche sie zu verstehen. Dadurch kann ich auch besser einschätzen, wie die Leute in bestimmten Situationen reagieren werden. Grundsätzlich bin ich ein sehr energiereicher Mensch - in vielen Situationen, wo andere Leute vielleicht schon ans Aufgeben denken, kann ich meine Energiereserven mobilisieren. Wie begegnen Sie den Herausforderungen des beruflichen Alltags? Im beruflichen Leben bin ich sehr strukturiert und trenne sehr klar Mikro- und Makrotätigkeiten und -ziele. Ich brauche das Adrenalin, das Kribbeln und die Begeisterung für neue Herausforderungen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Durch meine Lust und meinen Spaß daran, Menschen zu analysieren und zu verstehen, versuchte ich immer, das Beste aus den einzelnen Leuten herauszuholen und mir deren Stärken anzueignen. Es gibt viele Menschen, die mir etwas beibrachten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Als erstes baue ich ein starkes Teamgefühl und eine Team Struktur auf. Parallel dazu muß man die Mitarbeiter sehr genau steuern und sie beschäftigen, weil sie aufgrund der modernen Technologien wie das Internet dazu neigen, ihr Selbständigkeitsgefühl zu verlieren. Ein gesunder beruflicher Streß ist also durchaus angebracht. Gute Kommunikation innerhalb des Teams ist ein wichtiges Instrument der Motivation. Ich fahre eine klare und konsequente Linie. Als ich praktisch aus heiterem Himmel zu Iveco Austria kam, sagte ich zu den Mitarbeitern: Ihr kennt mich nicht, ich kenne euch nicht, aber ich schenke euch hundertprozentiges Vertrauen, weil ich grundsätzlich positiv starten will. Dafür erwarte ich von euch ebenfalls Offenheit, Vertrauen und Engagement. Ich akzeptiere und befürworte jede Kritik, sofern sie konstruktiv ist, das heißt, von Lösungsvorschlägen unterstützt wird. Außerdem setze ich bei unseren Aufgaben und Projekten klare Prioritäten und erwarte, daß die Mitarbeiter die Umsetzung dieser Ziele mit voller Kraft unterstützen. Für mich zählen Fakten und Ergebnisse, alles andere ist verlorene Zeit.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich schrammte zwei Mal sehr knapp an einem Burnout-Syndrom vorbei, hatte extreme Schlafstörungen und dachte die halbe Nacht über alle möglichen Probleme nach. Dazu kamen dann körperliche Symptome wie Kopfschmerzen und Migräne. An diesem Punkt begann ich mein Leben und meine Ernährung umzustellen. Ich zwang mich dazu, regelmäßige Pausen einzuhalten, in denen ich alle beruflichen Probleme bewußt ausblendete. Inzwischen gelingt es mir, eine Linie zwischen Beruf und Privatleben zu ziehen, und ich komme viel besser mit mir selbst zurecht. Das Wochenende gehört meiner Familie und mir - die Kinder und meine Frau leben in Mailand, und ich fliege jedes Wochenende zu ihnen. Es war ein Lernprozeß, bis ich merkte, wie wichtig mir meine Kinder eigentlich sind.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Durchsetzungsvermögen und Einsatz - allerdings gekoppelt mit Geduld und Bescheidenheit. Man kann nicht alles sofort und perfekt erreichen. Erfolg wächst aus harten Zeiten und negativen Erlebnissen, man lernt, diese Mißerfolge als Notwendigkeit zu akzeptieren. Eines bedingt das andere - wie soll ich Erfolg messen, wenn ich nie einen Mißerfolg hatte.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich verfolge neben meiner jetzigen Tätigkeit parallel das Ziel, mich eines Tages selbständig zu machen. Dazu müssen aber die Idee und das Umfeld stimmen. Schon mein Vater und mein Großvater waren Unternehmer, dieses Gen steckt in mir. Leider mußte die Firma aus familiären Gründen geschlossen werden, sodaß ich bis heute dem selbständigen Unternehmertum mit einer entsprechenden Vorsicht gegenüberstehe. Mein nächstes großes Ziel habe ich mit 50 Jahren angepeilt - bis dahin will ich beruflich und finanziell völlig unabhängig sein und mir die Arbeit nur mehr unter dem Aspekt der persönlichen Freude und Herausforderung aussuchen.