Zum Erfolg von Franz Hennerbichler
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Anerkennung von meinen Vorgesetzten, die Akzeptanz als Chef und das gute Verhältnis zu den Mitarbeitern - das ist für mich Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Man sieht das Ergebnis der Arbeit in den einzelnen Phasen, das ist interessant, und man erhält ein unmittelbares Feedback. Mit meiner technischen Kompetenz und meiner Zuverlässigkeit gewann ich das Vertrauen meines Vorgesetzten. Mit Geschäftspartnern und Mitarbeitern versuche ich auf der Basis von Vertrauen und Wertschätzung zusammenzuarbeiten, indem ich auf sie eingehe und mich auf sie einstelle. Die meisten Mitarbeiter kenne ich schon lange, bei schwierigen Situationen helfe ich mit meiner Erfahrung, so gut ich kann. In Anbetracht der Tatsache, dass ich immer im Projektmanagement gearbeitet habe, zählte für mich die operative Tätigkeit, welche eine wesentliche Komponente für den beruflichen Erfolg darstellte. Projektmanagement ohne operativen Bereich kann nie funktionieren.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Am Ende eines Projektes sieht man das fertige Produkt, ich freue mich darüber, und jeder von uns lernt aus den Schwierigkeiten dazu, daher werden Fehler - sei es in der Angebotsphase oder später - erkannt und nicht wiederholt. Für Spezialprojekte bzw. Sonderaufgaben hole ich fehlendes Know-how von Spezialisten oder über das Selbststudium ein. Das Erkennen der Auswirkung von Einzelprojekten auf das Gesamtunternehmen ist mir wichtig, da jeder Projektleiter auch Kosten- und Terminverantwortung trägt. Bei Exportprojekten sind die Verträge wesentlich komplexer, Englisch in Wort und Schrift ist absolut notwendig. Ich finde, man muss immer einen Schritt vorwärts machen, denn die Anforderungen werden komplexer und die Fristen kürzer - mehr Effizienz ist gefordert. Je besser man gewisse Werkzeuge beherrscht, desto leichter fällt einem die tägliche Arbeit.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Es ist die Mischung! Einerseits sind die Arbeitsprozesse vorgegeben und andererseits ist die Kreativität im Projektmanagement gefragt. Kein Kraftwerk gleicht dem anderen Kraftwerk. Somit sind die Arbeitsabläufe im Wesentlichen gleich, aber die Umsetzung und Durchführung der einzelnen Arbeitsschritte unterscheiden sich von Projekt zu Projekt.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Herr Kölliker, ehemaliger Geschäftsführer der Alstom, war mein Mentor. Er förderte mich auf
meinem Weg, und ich konnte viel von ihm lernen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Prokura war eine große Anerkennung, denn dafür war auch die Zustimmung unserer französische Muttergesellschaft notwendig. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Hr.Kölliker wurde ich 2011 zum gewerblichen Geschäftsführer Gewerbe ELEKTROTECHNIK bestellt.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Früher war der Projektleiter zu 90 Prozent Techniker, heute muss er zur Hälfte auch Kaufmann sein, das Berufsbild hat sich verändert. Durch die Vorfinanzierung bei Exportprojekten muss der betriebswirtschaftliche Background vorhanden sein, da vieles parallel läuft - Abwicklung, Finanzierung, Zahlungsmodalitäten und Risikobewertung einhergehend mit der vertraglichen Abstimmung. Viele Mitarbeiter haben große Probleme mit dieser veränderten Projektumgebung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine erfolgreiche Projektabwicklung gelingt nur, wenn jeder Verantwortung trägt, Termine eingehalten werden und alle Mitarbeiter an einem Strang ziehen. Ohne gute Mitarbeiter ist jedes Unternehmen verloren, denn das Fundament sind die Mitarbeiter.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Hohe Arbeitszufriedenheit spiegelt sich in der Kontinuität unserer Mitarbeiter wider. Durch die langjährige Firmenzugehörigkeit pflege ich mit den Mitarbeitern einen kollegialen Umgang, gemeinsame Aktivitäten außerhalb des Unternehmen fördern den Zusammenhalt und den Austausch. Ich versuche je nach Projekt den dafür optimal geeigneten Mitarbeiter einzusetzen, gerade bei Exportprojekten spielen der persönliche Kontakt, die Erfahrung mit der Mentalität und Sprache eine wichtige Rolle. In Mitarbeitergesprächen erfahre ich Sorgen und Vorstellungen meiner Mitarbeiter. Ich fördere sie durch das Übertragen von Verantwortung und versuche jedem Mitarbeiter das Gefühl zu geben, dass er für das Unternehmen wertvoll ist, denn der Verlust guter Mitarbeiter hinterlässt eine große Know-how-Lücke.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
In dieser Branche gibt es im Wesentlichen zwei Mitbewerber, mit denen wir vorwiegend bei internationalen Projekten auch zusammenarbeiten. Im Inlandsgeschäft basiert die Zusammenarbeit auf gegenseitiger Wertschätzung und Fairness.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die langjährige Firmenzugehörigkeit der Mitarbeiter, 80 Prozent stammen noch aus der BBC-Ära, ist ein großes Asset und spricht für ein gesundes Unternehmensumfeld. Die Projektabwicklung führt eine Person entsprechend unserer Philosophie „one face to the customer“ durch, es ist also ein Ansprechpartner von der Bestellung bis zur Übergabe des Projektes verantwortlich.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Eigentlich verbringt man 70 Prozent seiner Lebenszeit im Beruf, ist für mich das Unternehmen eine große Familie. Die zur Verfügung stehende Privatzeit sollte daher optimal genutzt werden, dazu ist ein „Abschalten“ von beruflichen Problemen unbedingt erforderlich.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Das Unternehmen investiert viel in die Weiterbildung der Mitarbeiter. Das Anbot der Alstom University steht jedem offen, darüber hinaus gibt es noch diverse interne Veranstaltungen. Meiner Ansicht nach, stellt die Aus- und Weiterbildung einen laufenden Prozess dar. Auf Grund der technischen Weiterentwicklung in unserem Metier ist es zwingend notwendig, diesen Veränderungen Rechnung zu tragen. Auch im Projektmanagement gilt es am neuesten Stand zu sein.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Unsere Branche benötigt Nachwuchs! Tatsache ist, dass viele junge Menschen die modernen Studienfächer (Kommunikationstechnik, Automatisierungstechnik, etc) bevorzugen. In den letzten Jahren konnte man jedoch feststellen, dass auch die klassische Elektrotechnik wieder mehr in den Focus der Studierenden rückte. Für unser Metier werden Automatisierungstechniker (Software) und Projektmanager mit dem Focus Elektrotechnik gesucht. Speziell im Bereich Projektmanagement sollte man umfangreiche Kenntnisse mitbringen: Mitarbeiterführung, betriebswirtschaftliches und rechtliches Basiswissen bis hin zu technische Fachkompetenz, sollten keine Fremdwörter sein! Herr Wolfgang Anzengruber, Vorstandsvorsitzender von VERBUND vertritt die Ansicht, dass in den Jahren 2019/2020 eine Wende in der Energiepolitik stattfinden wird, d.h. die Wasserkraft wird wieder mehr in den Vordergrund rücken. Viele Projekte liegen zur Zeit in der Schublade, welche aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisiert werden. Tatsache ist, dass Österreich ca. ein Viertel des Stromverbrauches importiert, welcher momentan billiger ist, als ihn im eigenen Land zu produzieren. Wenn man unabhängiger sein möchte, gilt es neue Stromerzeugungsanlagen zu installieren. In der Branche spricht man davon, dass bis zum Jahre 2030, ca. 20 Terrawattstunden benötigt werden und davon sollte ein Drittel aus Wasserkraft resultieren.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mit Jänner 2017 werde ich mich einer neuen beruflichen Herausforderung stellen.