Zur Karriere von Michael Frank
Welche waren die wesentlichsten Stationen Ihrer Karriere?
Nach Abschluß meiner Schulausbildung wollte ich sehr rasch ins Berufsleben einsteigen, und zwar mit dem Ziel, mich selbständig zu machen. Ich konnte mir nie vorstellen, nur Anweisungen eines Chefs auszuführen und keine eigenen Entscheidungen treffen zu können. Daher informierte ich mich bei der Nachfolgerbörse der Handelskammer über Unternehmen, die zum Verkauf standen, und stieß auf die Knopffabrik Edelweiß, die mir als erfolgversprechend schien, weil es damals nur vier Fabriken in Österreich gab, welche die zu dieser Zeit noch existente Bekleidungsindustrie des Landes belieferten. Dort arbeitete ich zunächst ein Jahr lang in allen Abteilungen - von Produktion und Lager über den Außendienst bis hin zur Buchhaltung -, um alle Facetten der Firma kennenzulernen. 1979 übernahm ich die Fabrik, indem ich dem Vorbesitzer 15 Jahre lang eine Leibrente bezahlte. So verdiente ich mir die ersten Sporen als Unternehmer, auch wenn es nicht einfach war - ich war noch sehr jung und immerhin für 70 Mitarbeiter verantwortlich. Nach einigen Jahren setzte der Trend ein, daß die Bekleidungsfirmen ihre Produktionen ins Ausland verlagerten und auch die Knöpfe vor Ort kauften. So wurde die wirtschaftliche Situation immer schwieriger, und ich beschloß 1983, Edelweiß stückchenweise zu verkaufen. Eine Firma im damaligen Jugoslawien kaufte die Maschinenstraßen, ich behielt nur einen Teil für die Produktion spezieller Zwirnknöpfe für Trachtenmode, die ich im Waldviertel mit Heimarbeitern herstellen ließ. Das wurde mir aber auf Dauer zu mühsam, und durch Zufall fand ich dann einen Käufer, der mir den verbliebenen Rest der Firma abkaufte. Ich wollte aber durch meine Kontakte in die Textilbranche weiterhin auf diesem Sektor tätig bleiben und besuchte zahlreiche Fachmessen und Modeschauen, bis ich schließlich auf den damals auftauchenden Trend der Schulterpolster stieß. So gründete ich 1984 die Firma Anderlik & Frank OHG, die Generalvertretungen für Bekleidungszubehör - Schulterpolster, Nähgarne, Stoffe und anderes - inne hatte. Das Geschäft lief höchst erfolgreich, speziell der Schulterpolster-Boom bescherte uns als größtem Anbieter enorme Umsätze. Dementsprechend wuchs die Firma, wir nahmen je nach Modeströmung auch regelmäßig neue Accessoires ins Programm auf. Da aber Österreich als Produktionsland für die Textilindustrie zu teuer war und immer mehr Firmen abwanderten, wurde auch für uns die Situation von Jahr zu Jahr schwieriger, weil wir unsere Ware in die Herstellungsländer verschicken mußten und die Spannen immer geringer wurden. Als ich längerfristig keine Zukunft mehr im Textilbereich sah, verkaufte ich die Firma und landete 1995 durch Zufall über meinen Bruder, der gerade eine Import-Export-Firma für Elektrogeräte gegründet hatte, in der Elektrobranche. Ich arbeitete sieben Jahre als Konsulent für diese Firma namens Delta, wir hatten einige namhafte Generalvertretungen - darunter auch DeLonghi - im Programm und waren recht erfolgreich unterwegs. Trotzdem war es immer eine gefährliche Gratwanderung, weil wir die Ware meist in China einkauften und vorfinanzieren mußten. Ehe wir unser Geld von den österreichischen Händlern bekamen, verging oft ein halbes Jahr. Dann verkündete Herr De Longhi bei einem internationalen Händler- und Importeurmeeting, daß sein Unternehmen die Küchenmaschinenfirma Kenwood gekauft hatte. Ich wußte, daß Kenwood seit 40 Jahren eine Niederlassung in Österreich betrieb und sehr stark am Markt war. Gleichzeitig sah ich unsere Felle als DeLonghi-Importeur davonschwimmen, weil dieser Bereich künftig von DeLonghi mit übernommen werden würde. Also beschlossen wir, den Spieß umzudrehen: Ich flog in die Firmenzentral nach Italien und unterbreitete den Vorschlag, die Marke DeLonghi im Rahmen der bestehenden Kenwood-Organisation in Österreich groß aufzubauen. So begann ich im April 2002 als Sales Director der DeLonghi Division Austria, was aber de facto nur eine kleine interne Einheit von Kenwood war. Zu dieser Zeit begann der Nestlé-Konzern sein Nespresso-System erfolgreich am Markt zu etablieren, und eines Tages bot Nespresso DeLonghi einen Lizenzvertrag zur Herstellung der entsprechenden Espresso-Maschinen für Italien und Spanien an. Hier witterte ich auch für Österreich ein zukunftsträchtiges Geschäft, allerdings hatte Nespresso einen Vertrag mit Saeco. Trotzdem setzte ich alle Hebel in Bewegung, erhielt aber bei vielen Verhandlungen das deutliche Signal, daß ich mit meinen drei Mitarbeitern im Vergleich zu Saeco mehrere Nummern zu klein war. Schließlich sagte ich zu Herrn De Longhi, er solle den Nespresso-Vertrag für Italien und Spanien nur akzeptieren, wenn wir auch Österreich dazu bekämen. Er machte dieses Pokerspiel mit, und wir bekamen im Herbst 2005 den Vertrag - bereits das folgende Weihnachtsgeschäft war ein Riesenerfolg. Dadurch gestärkt war es in weiterer Folge leicht, auch die neuen DeLonghi Espresso-Vollautomaten für ganze Bohnen am Markt zu etablieren. Seither läuft das Geschäft mit DeLonghi in Österreich großartig. Im September 2007 wurde dann unseres spezielles Firmenkonstrukt mit Kenwood und dem Trabanten DeLonghi nach dem Vorbild der anderen Niederlassungen angepaßt und zu einer Einheit zusammengefaßt. Aufgrund meiner Aufbauarbeit und meiner guten Kontakte zur Eigentümerfamilie wurde ich mit der Geschäftsführung der Kenwood Manufacturing GmbH betraut. Bereits in den ersten Monaten meiner Tätigkeit gelang es mir, das Image von Kenwood zu entstauben und eine Trendwende einzuleiten.