Zum Erfolg von Friedrich Schuhböck
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, durch gute Vorüberlegungen und Vorbereitungen sichtbare und nachhaltig erfolgreiche Umsetzungen zu verwirklichen. In der Caritas sprechen wir von Erfolg, wenn Menschen, die in einer schwierigen Lebenslage waren, wieder Zukunftsperspektiven haben und eigenverantwortlich ihr Leben gestalten können.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich als erfolgreich, weil ich rückblickend sagen kann: „Ich habe mitgewirkt sehr viel Not zu beseitigen oder zu lindern, sodass vielen Menschen eine neue Perspektive eröffnet wurde, und in der Auslandshilfe Projekte durchgeführt wurden, die Katastrophenschäden beseitigt, und die Lebensqualität von ganzen Gemeinschaften garantiert oder verbessert haben.“
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wenn ich die Caritas der Diözese St. Pölten als Erfolgsgeschichte bezeichne, dann gibt es einige Points, die für mich diesen Erfolg darstellen. Sehr wichtig finde ich dabei die kompetenten und kreativen Mitarbeiter/innen. Wir haben eine ganze Reihe von Einrichtungen, die Menschen mit psychischen und kognitiven Einschränkungen Stabilisierung und Arbeit vermitteln und sie in ihrer Lebensführung unterstützen. Dazu gehört natürlich auch, dass es sinnvolle und qualitative Hilfsangebote gibt, die nachhaltig wirken. Ausschlaggebend für unseren Erfolg finde ich auch, dass wir uns als verlässlicher Partner unserer Finanziers präsentieren können. Diese sind unsere Spender/innen, die öffentliche Hand und Sponsoren. Dazu kommt natürlich auch eine gute Struktur. Die Caritas hat sich enorm weiterentwickelt hinsichtlich Größe und Inhalte. Auch das große Vertrauen, das der Caritas und ihrer Arbeit entgegengebracht wird, ist ausschlaggebend für den Erfolg.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Punktuell gesehen war für mich das erste Mal Erfolg nach der ersten Jahresbilanz gegeben. Sie ist ja eine Reflexion der Arbeit eines ganzen Jahres – ökonomisch und inhaltlich. Die große Anzahl der Menschen, die wir unterstützt haben, die qualitätsvolle Umsetzung der Finanzmittel, die uns zur Verfügung gestellt werden, der geringe Overhead, das engagierte Mitarbeiten der Dienstnehmer/innen und Ehrenamtlichen und deren geringe Fluktuation, etc. Ich denke das sind Erfolge, auf die man stolz sein kann.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
In meiner Zeit im Gymnasium im Stift Melk, prägten mich einige Persönlichkeiten. Auch im Internat wirkten einige Menschen sehr positiv auf mich ein. Zwei davon waren: der spätere Abt P. Burkhard Ellegast und der inzwischen verstorbene priesterliche Leiter des Internats, Herr Josef Bauer.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Für mich ist ganz wichtig, dass ich als Leitungsperson, persönliche Stabilität und Ausgeglichenheit darstelle. Das denke ich, gelingt mir ganz gut. Als hilfreich empfinde ich die Leitungskonferenzen. Manches kann man natürlich auch nur im Vier-Augengespräch klären.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Da denke ich an zwei Situationen. Zunächst in personeller Hinsicht. Bei dieser Größe der Organisation gibt es oft die Herausforderung, relativ schnell Personalentscheidungen treffen zu müssen. Bei meiner Mannschaft kann ich sagen, dass sehr viele gute und gelungene Entscheidungen getroffen wurden. Auf sachlicher Ebene, wenn es um Weichenstellungen geht, Einrichtungen oder Dienste zum richtigen Zeitpunkt neu zu beginnen oder zu beenden, kann man auch über erfolgreiche Entscheidungen sprechen.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Ich finde beides hat seine Berechtigung. Daher ist das für mich immer situativ zu lösen. Es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die in der großen Caritasfamilie Österreichs oder weltweit schon gut laufen, dann brauche ich sie nicht neu zu erfinden. In anderen Dingen, wo es um Innovatives geht, da ist es ganz wichtig Originalität zu zeigen; z.B. die Entwicklung der Hauskrankenpflege in Niederösterreich wurde von der Caritas entscheidend mitgestaltet. Auch Werkstätten für Menschen mit Behinderungen wurden von uns 1976 ins Leben gerufen und enorm weiterentwickelt. Das sind zwei Beispiele, die anfangs von Originalität geprägt waren.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, dass die Leute im privaten Umfeld mein Engagement und meine Lebenseinstellung kennen. Sie wissen dass meine Arbeit eine große Herausforderung darstellt, und dass das Engagement dazu zeitlich unbegrenzt möglich ist. Ich fühle mich aber auch sehr wertgeschätzt in der Arbeit, die ich zu leisten habe.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das gelingt mir schlecht. Aber ich habe das Glück, dass ich eine sehr verständnisvolle Ehegattin habe. Die Kinder sind schon erwachsen und außer Haus. Ich nehme mir jedoch von Zeit zu Zeit auch die Freiräume, die ich brauche.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Wir haben sehr viele unterschiedliche Anforderungen in unserer Caritasarbeit. Es gibt eine Reihe von Einrichtungen, in denen eine fachspezifische Vorbildung notwendig ist. Was wir als Caritas jedoch grundsätzlich fordern ist, dass unseren Mitarbeiter/innen der hohe Wert der Menschenwürde bewusst ist – unabhängig von Herkunft, Alter, Religion und sozialem Status.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es gibt einige Rahmenbedingungen bei uns, die quasi die Selbstmotivation fördern; sei es die Gleitzeit oder sei es, dass durch kleine Einheiten Rücksicht auf private Situationen genommen werden kann. In unserem Betrieb haben wir in letzter Zeit auch sehr stark die betriebliche Gesundheitsförderung implementiert. Wir geben auch eine angemessene, kollektivvertragliche Entlohnung mit einem ziemlich sicheren Arbeitsplatz. Ich denke auch, dass das vielfache Miteinbeziehen unserer Mitarbeiter/innen in Entwicklungen in ihren Bereichen, ebenfalls sehr motivierend wirkt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Für mich ist das die Sicht auf die Ganzheitlichkeit des Menschen. Wir machen keine Symptombehandlung, d.h. wenn z.B. jemand zu uns kommt, der in einer materiellen Not ist, dann versuchen wir eine Gesprächssituation herzustellen, damit sich der Mensch auch äußern kann über sein privates Umfeld oder über mögliche andere Beeinträchtigungen. Diese versuchen wir dann in unserem Rahmen, begleitend zu unterstützen. Diese ganzheitliche Sicht besonders bei kranken, alten Menschen, bei Menschen mit Behinderung, bei Menschen mit Abhängigkeiten, besonders bei sterbenden Menschen, ist ein ganz wichtiges Element, das auch wieder aus der christlichen Grundmotivation herrührt, die Ganzheit des Menschen ins Auge zu fassen. Es kommt auch vor, dass unsere Personalverrechnung mit Pfändungen zu tun hat. Diese werden nicht einfach administriert. Hier ist klar, dass das Gespräch mit der Person gesucht wird, um herauszufinden, was dahinter steckt. Die Menschen sind dann auch sehr dankbar. Ein weiterer Punkt ist die hohe Motivation unserer Mitarbeiter/innen. Als große Stärke unseres Unternehmens sehe ich auch die österreichweite und weltweite Vernetzung und Präsenz. Das ist z.B. bei Katastrophenhilfen sehr wichtig. Denn wenn ich weiß, dass eine Caritasorganisation mit ähnlicher Struktur, mit gleicher Aufgabenstellung und gleicher Kompetenz dort ihre Arbeit macht, können wir mit deren Hilfe unsere Spendengelder optimal umsetzen.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich sehe Fortbildung auf inhaltlicher, spiritueller und persönlicher Ebene und setze gezielt zwei bis drei Wochen im Jahr dafür ein. Auf der inhaltlichen Seite gibt es vereinzelt Dinge die mich persönlich interessieren und herausfordern bzw. auch welche, die es notwendig machen mich damit zu befassen. Spirituell ist es wichtig für mich, mich einige Tage im Jahr zurückzuziehen, abzuschalten und innerlich aufzutanken. Dann gibt es noch die persönliche Ebene. Das sind Dinge, die mir Spaß machen – klassische Musik und Wandern. Das brauche ich zur psychischen Stabilität.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es müssen die Grundrechte der Menschen, für alle Menschen beachtet werden. Das Abschotten führt in keine Zukunft. Ob es das Flüchtlingsthema ist, ob es das Hungerproblem ist, ob es die Ungerechtigkeiten in den verschiedenen gesellschaftlichen Strukturen sind. Hier denke ich, wenn junge Menschen auf die Zukunft bauen wollen, dann müssen sie miteinander bauen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Da gefällt mir ein Satz, den ich einmal hörte, der heißt: „Ich will Gutes tun und es gut tun, damit es gut tut.“
Ihr Lebensmotto?
„Ich will, dass die Menschen das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10)