Zum Erfolg von Ewald H. Moser
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
In den letzten Jahren entwickelte ich ein Credo: Nicht nur der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens soll für mich selbst und meine Mitarbeiter wichtig sein, sondern auch der Spaß den wir an unserer Tätigkeit haben. An dem Tag, an dem sich ein Mitglied meiner Firma nicht mehr freut zur Arbeit zu kommen, muss ein Gespräch mit mir stattfinden, um diesem Problem Abhilfe zu schaffen. Dieser Philosophie liegt ein Schlüsselerlebnis zugrunde. Das Buch „Big Five for Life“ von John Strelecky, in dem es darum geht, Privat- und Berufsleben so weit als möglich zu vereinbaren. Ich fordere jeden Mitarbeiter nach Abschluss der Probezeit, die sechs Monate dauert, auf: Beobachte genau und gib uns Input. Ich möchte, dass meine Mitarbeiter gern in die Firma kommen und glücklich sind. Denn wenn jemand unglücklich ist, bin ich auch unglücklich, dann entsteht eine schlechte Stimmung. Was aber auch bedeutet, dass die Mitarbeiter zum Team passen müssen. Wir haben viele verschiedene Charaktere: Hektiker, Ruhige, Besonnene, einen guten Mix also, auch im Management. Dort sind wir drei plus eins, ich als Firmengründer und drei Juniormanager, die einmal die Firma im Rahmen eines festgelegten Prozedere, in den nächsten drei bis sechs Jahren übernehmen sollen. Einen Teil der Gesellschaftsanteile haben sie bereits bekommen, die anderen werden folgen. Der erwähnte gute Mix spiegelt sich im Management wieder, wie es in der Firma sein soll, dass die Mitarbeiter eine Vielfalt darstellen. Eine gewisse Art von Kreativität, von Teamwork ist gefragt. Mir ist es wichtig, Privat- und Berufsleben zu vereinen. Dazu haben wir sehr viele Möglichkeiten, zum Beispiel dass die Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, weil sie Kinder haben. Ihre Anwesenheit ist mir wichtig, niemand soll hier seine Zeit irgendwie absitzen. Viel wichtiger ist, dass die Arbeit erledigt wird, und da bin ich sehr flexibel. Die Auswahl der Mitarbeiter treffe ich gemeinsam mit dem Management.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Erstens, dass ich diese Schule absolviert habe, Pharmazie hat mich immer interessiert, und zweitens, authentisch zu sein. Als eines der wesentlichen Kriterien empfinde ich, nicht irgendwas vorzugeben, was man nicht ist. Ein wichtiger Aspekt in der Kommunikation mit anderen Menschen ist es, Witz zu haben, freundlich und pünktlich zu sein. Für uns spricht unsere Dienstleistungs-Zuverlässigkeit, was bedeutet, dass die Qualität passen muss und zeitgerecht abgeliefert wird.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im Sinne meiner Definition - ja. Privat habe ich die liebsten Menschen um mich und im Unternehmen Mitarbeiter, die ich sehr gerne habe, die mich gerne haben. Meine Familie ist sehr glücklich, ich hatte mit meinen großen Kindern immer ein sehr gutes Einvernehmen, unterm Strich sehe ich mich als sehr begünstigten Menschen. Es gab auch schwierige Zeiten. Dass man durch solche Erlebnisse wächst, ist nicht nur eine leere Floskel.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Nein, aber ich hatte 1992 ein Schlüsselerlebnis. Ich lernte vor Jahren eine Dame kennen, die als Consultant in der Branche arbeitete. Sie wusste, wie es in der Pharmaindustrie zugeht, dass Leute, die gar nicht so kompetent sind, trotzdem Erfolg haben. Damals war ich noch Angestellter und dachte mir, das schaffe ich sicher auch, das funktioniert bestimmt. Wenn so viele inkompetente Menschen Erfolg haben, kann ich mich ruhig auch selbständig machen. Mit meinem Basiswissen, meinen Basisqualitäten brauche ich absolut keine Sorgen zu haben. Das soll nicht eingebildet wirken. Zu diesem Zeitpunkt entstand meine Lebensphilosophie: Mach dir keine Sorgen, du wirst sehen, es funktioniert, es wird sich schon ergeben.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist, wenn unser Geschäft so floriert, dass die Kunden zufrieden sind und dass sie wieder zu uns kommen. Es passierte nicht einmal, dass sich Kunden bedankten, uns einluden, was ja jetzt nicht mehr erlaubt ist. Ich bin kein egogetriebener Mensch, das heißt, wir sind nicht PR-aktiv. Es ist dies mein erstes Interview, obwohl ich oft angefragt werde, weil wir immerhin die größte Consultingfirma in diesem Bereich in Österreich sind. Nach Anerkennung heische ich also nicht, ich bin zufrieden mit meinem Team, wir haben bis jetzt auch intern noch keine Notwendigkeit gesehen, uns extra hervortun zu müssen, um eventuell erkannt und anerkannt zu werden. Das ist nicht so wichtig und der Erfolg gibt uns Recht. Bis jetzt kamen wir sehr gut ohne Werbung aus, lediglich auf unsere Website legen wir Wert. Sie soll über uns einiges aussagen und nicht nur eine Auflistung unserer Leistungen abbilden. Ich bin auch ein absoluter Gegner davon, sich in den Social Medias zu präsentieren, ich benutze weder Facebook, noch Twitter, halte von all dem rein gar nichts. Weil ich eine gewisse Freiheit behalten will, denn je mehr du dich nach außen präsentierst, umso durchsichtiger wirst du. Irgendwann genügt mir ein Kartoffel-Handy, so nennt man ein Mobiltelefon mit einer Wertkarte, mit dem man einfach nur telefoniert und nicht geortet werden kann. Ich will mir Anonymität bewahren, unter dem Radar bleiben, vor gewissenlosen Agenten, vor Datensammlern wie der NSA sicher sein. Es gibt Bereiche, wo PR sicher notwendig ist, aber nicht im Pharmabereich, da zählt die Mundpropaganda mehr.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Menschlich und fachlich sollten die Themen rund sein und gefühlsmäßig soll die Chemie stimmen. Wir verbringen mit jedem Bewerber zwei Probetage, um herauszubekommen, ob er zu uns bzw. wir zu ihm passen. Das hat sich bewährt. Dazu setzen wir keinen formalen Fragebogen ein, wir inserieren fast nie, meistens fragen die Leute bei uns an. Sie kommen über Netzwerke zu uns, auf diesem Weg sind wir zu den besten Mitarbeitern gekommen. Zum Beispiel einer der Jung-Manager, ein Freund meiner Kinder, hat den Freund gebracht und den nächsten und den nächsten. Irgendwie hat sich das sehr gut entwickelt. Dazu muss man auch ein bisschen Glück haben. Erfolg bedeutet nicht nur über ausreichend Wissen zu verfügen, Glück gehört eben auch dazu. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, dass ist in der Wirtschaft so, dass ist im Sport so, dass zählt im ganzen Leben.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Unsere Motivation ist vielseitig. Erstens gewähren wir den Mitarbeitern hohe Flexibilität. Wir zahlen ein achtbares Gehalt, nicht so hoch wie in der Big Pharma, aber wir sind die am besten zahlende Consultingfirma unserer Größe. Wir haben alle Sozialleistungen, frisches Obst und zweimal pro Woche gibt es Smoothies für alle Mitarbeiter. Es gibt ja Menschen, die essen kein Obst und Gemüse, aber in Form von Smoothies konsumieren sie es schon. Unsere Mitarbeiter erhalten so viele allgemeine Goodies als möglich, wie Firmenhandy und so weiter. Damit sind sie glücklich und letztendlich sind sie ja das Kapital, welches uns weiterbringt.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Ressourcen Personal und Know How sind unsere Stärken. Da wir kein eigenes Produkt haben, zählen vor allem Verlässlichkeit, qualitativ hochwertige Durchführung unserer Dienstleistung und hohe Flexibilität. Dank unserer großen personellen Ressourcen können wir sehr schnell und spontan eine große Bandbreite an Dienstleistungen übernehmen, extern genauso wie intern. Die Kunden schätzen unsere Freundlichkeit und nehmen unsere Betreuung auch wahr. Alle zwei Jahre veranstalten wir ein Trainimar, eine Informationsveranstaltung für Kunden, mit Kunden, mit Updates über Fachthemen, die bis ins Management reichen. Kreative Programmpunkte wie Persönlichkeitsbildung mit Unterstützung eines Hobbykabarettisten kommen bei den Kunden sehr gut an. Dienstleistungsmäßig unterstützen wir die Firmen in der Arzneimittelzulassung und in der Überwachung. Das macht ein Drittel unseres Umsatzes aus. Gemeinsam arbeiten wir mit den Firmen an Entwicklungen, managen alles, suchen Labors, suchen Produktionsstätten, klinische Prüfstellen und so weiter. Wir unterstützen Entwicklungen von Nahrungsergänzungsmitteln, achten darauf, dass die ganzen Kennzeichnungen stimmen. Unsere Mitarbeiter helfen auch immer wieder bei anderen Firmen aus. Wir haben den Vorteil, dass wenn eine Firma zu uns kommt, hat sie die Problemlösung vielfältig, alles aus einer Hand. Da sind wir gut aufgestellt. Ich wollte nicht auf Dauer alles allein machen, ich möchte Mitarbeiter, die ich anlerne, die ähnliches können wie ich und so hat sich alles gut entwickelt.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Sehr viel Zeit. Ich habe gehört, dass die Fortbildungsstrategie eine sehr eingeschränkte sein kann, dass Mitarbeiter beim Verlassen des Unternehmens sogar Ausbildungskosten zurückzahlen müssen. Bei uns soll jeder Mitarbeiter zumindest einmal im Jahr ein Fortbildungsseminar besuchen und dann an andere Mitarbeiter weitergeben. Bei meiner eigenen Fortbildung geht es weniger um Operatives, mehr um juristische Fragen, mehr ums Management, Coaching-Seminare. Ein- bis zwei Mal im Jahr besuche ich sicher auch ein Seminar.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Wir kennen unsere Mitbewerber, wir haben sie im Radar, es gibt aber keine Anknüpfungspunkte zu Kooperationen, weil wir selbst alles abdecken. Wir sind auch keine Billiganbieter, wir sind schon im obersten Preissegment, Qualität kostet, Leistung kostet, Vielfalt kostet.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ein Manager, der sich selbst nicht managt, ist ein schlechter Manager. Jemand, der in der Firma alles niederreißt und dann daheim nicht präsent ist, liegt falsch. Ich bin auch privat viel unterwegs, habe sechs, sieben Wochen Urlaub im Jahr. Andererseits, wenn man es mit sechzig Jahren noch nicht geschafft hat, hat man irgendetwas verpasst. Und das pflege ich schon seit Jahren. Mein Privatleben besteht aus zwei Durchgängen, ich habe zwei große Kinder und zwei kleine Kinder. Die jüngeren sind zehn und zwölf, da muss man schon präsent sein, sie sind sehr sportlich, da muss ich mithalten, das ist mir einfach wichtig.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Von der Persönlichkeitsstruktur Authentizität, das ist eines der wichtigsten Dinge. Und dass man Spaß hat, Spaß im Leben muss einfach dabei sein.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Bis 63 noch täglich zu arbeiten, die Firma weiterzuentwickeln, sie so an die Jungmanager zu übergeben, damit diese die Firma fortführen können. Danach möchte ich bis 68 halbtägig unterwegs sein und dann die Firma sukzessive übergeben. Noch gilt es, rechtzeitig zu checken, wo geht die Entwicklung hin und am Entwicklungsrad mitzuarbeiten um nicht hinterher zu rennen. Damit waren wir bis jetzt gut unterwegs, ich unterstütze alles, auch wenn es verrückt ist, wenn es nur halbwegs finanziell tragbar ist. Das ist die chronologisch absehbare Perspektive. Drei plus weitere fünf Jahre, dann sollte es eigentlich reichen.
Ihr Lebensmotto?
Es wird sich schon ergeben.