Zum Erfolg von Alfred Koblinger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Meiner Ansicht nach zeigt sich Erfolg im langfristigen Wachstum eines Unternehmens, sowohl ökonomisch als auch qualitativ. Diesen gilt es sicherzustellen, und sich nicht von kurzfristigen Erfolgen blenden lassen bzw. sich damit zufrieden zu geben. Das beginnt mit dem Bewusstsein, dass ich als Führungskraft den unternehmerischen Erfolg nur erreichen kann, wenn es mir gelingt Mitarbeiter zu motivieren und für meine Vision zu begeistern. Als Agentur dem Markt nicht nur kreative Umsetzungen, sondern Lösungen anzubieten, die ihnen Erfolg sichern. Zum Zeitpunkt der Agenturgründung war nicht im Traum daran zu denken, dass hier einmal über 80 Mitarbeiter arbeiten werden. Aber es ist schön, zu sehen, dass unsere Visionen, eine neue Art von Agentur aufzubauen, ein ökonomisches und menschliches Erfolgsprodukt geworden ist. Der Spirit des Teams, die Eigenverantwortung und die Begeisterung, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, ist jeden Tag die größte Belohnung für mich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil es mir gelungen ist, ein Unternehmen aufzubauen, wo alle Mitarbeiter meine Philosophie verinnerlicht haben und tagtäglich im Miteinander umsetzen und dies nun schon über 2-3 Arbeitsgenerationen hinweg. Dies manifestiert sich in unsere Devise: „Love sells - weil erfolgreiche Kommunikation von Herzen kommt“, beginnt beim respektvollen Umgang miteinander und setzt sich fort in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Und schließlich in der Art deren Kommunikation mit den Endkunden. Mit dem bisher Erreichten bin ich mehr als zufrieden.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wie bereits angesprochen, nehme ich nur einen beschränkten Teil des Erfolgs für mich in Anspruch, nämlich frühzeitig die Weichen für den späteren Erfolg gestellt zu haben. Bereits in der Gründungsphase waren wir überzeugt, dass es für ein qualitatives Wachstum notwendig ist, wichtigen Mitarbeitern eine Partnerschaft anzubieten und Verantwortung zu delegieren. So haben wir von Anfang an zwanzig Prozent der Anteile fünf Mitarbeiter angeboten, rückblickend betrachtet eine sehr wichtige Entscheidung. Unsere Erwartungen haben sich schnell bestätigt, selbstverantwortliches denken und handeln, ein kollektiver unternehmerischer Spirit, hat so auch sehr schnell die nächsten Ebenen erfasst. Zweiter Erfolgsfaktor: Fokus auf die qualitative Zusammensetzung eines homogenen Teams, dem ich in voller Absicht mehr Aufmerksamkeit schenke, als unseren Kunden. Je schneller ich nächste Ebenen qualitativ aufrüste, umso besser sind unsere Kunden bedient, einsame Führer schaffen die komplexen just-in-time Umsetzungen nicht mehr. Selbstverständlich war ein rigides Controlling von Anfang an eine weitere Erfolgsgrundlage. Ein starkes Augenmerk auf die Kosten ist in Wettbewerbs-Wildwuchs und bei kaum mehr kostendeckenden Stundensätzen spielentscheidend, man muss nicht überall mitspielen. Speziell in unserer Branche gibt es leider zahlreiche Mitbewerber die offensichtlich ökonomisch fahrlässig agieren. Manche werde diesen ruinösen Wettbewerb auch nicht überleben. Ich bin stolz darauf, dass es auch in der schwierigen Zeit der Krise keine Kündigungswelle gab. In den Jahren 2001 und 2010 ging die gesamte Branche durch eine negative Phase, wo viele Mitarbeiter entlassen wurden. Mein Vorschlag an meine Führungskräfte war, dass auf zwanzig Prozent ihres Einkommens zu verzichten und damit allen Mitarbeitern das Überleben zu sichern. Das zogen wir gemeinsam 6 Monate durch und als es wieder bergauf ging, wurde alles refundiert. Das hat das Urvertrauen zwischen Mitarbeitern auf allen Ebenen gestärkt. Und spätestens dann haben alle Mitarbeiter gelernt, meinen Ausführungen auch zu vertrauen. Respekt und Verantwortung – manifestiert im Agenturclaim: „Love sells“ - sind hier keine leeren Phrasen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Die größten Herausforderungen sehe ich in der Durchsetzung unserer Honorare gegenüber den Kunden. Früher wurde nach Prozenten vom Werbebudget, später nach Pauschalen abgerechnet. Heute nach Stunden, was uns zu einem hart kalkulierenden Dienstleister macht, obwohl wir Kreativität produzieren, was ursächlich nichts mit dem Faktor Zeit gemein hat. Der angesichts schlanker Marketingabteilungen bei den Kunden zunehmend hohen Aufwand, den wir betreiben und auch nachweisen können müssen, sollte auch entsprechend abgegolten werden. Leider gibt es immer mehr Mitbewerber, die alle überleben wollen und teilweise mit sehr geringen Stundensätzen angeblich das Auslangen finden. Meiner Meinung nach, kann man mit einem Stundensatz von € 60,00 aber langfristig keine strategische und kreative Qualität liefern. Gleichzeitig bemängeln Kunden aber, dass zunehmend Praktikanten eingestellt werden, die keine Erfahrung haben. Solche Praktiken sind mit unserer Philosophie nicht vereinbar.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die fachliche Kompetenz allein ist nicht ausschlaggebend! Seit Beginn haben wir nie sogenannte Stars eingekauft. Wir achteten darauf, „Rohdiamanten“ zu finden und auszubilden. Jedenfalls bedeutet uns die menschliche Komponente uns immer viel: passt der oder die Bewerber/in in unser bestehendes Team, steckt eine Persönlichkeit im Menschen, hat er/sie Begeisterungsfähigkeit. Jeder Teamleader sucht sich seine Mitarbeiter nach diesen Kriterien selber aus. Ich komme erst in den letzten fünf Prozent des Bewerbungsprozesses hinzu, um mir ein von den besten 2 Bewerbern zu machen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Die Überlegung, was benötigt der Markt und welche Mitarbeiter sind dafür notwendig, um diese Aufgabenstellung zu bewältigen, steht eindeutig im Vordergrund. Die Erfahrung zeigt, dass mitdenkende und eigenverantwortliche Mitarbeiter die Grundlage sind, um diese Herausforderung zu bewältigen. Bedingt durch die geforderte Eigenverantwortlichkeit agiert der Mitarbeiter so, als wenn es sein eigenes Unternehmen wäre und wächst somit mit der Verantwortung. Der damit fast zwingend eintretende Erfolg ist eine Art Wachstumshormon, welches den Mitarbeiter wieder für weitere Herausforderungen motiviert. Es gibt auch Mitbewerber, die komplett andere Vorgangsweise pflegen, aber trotzdem auch erfolgreich sind. Wir pflegen einen respektvollen Umgang – ich sehe dies als Grundlage für Erfolg! Natürlich feiern wir Erfolge gebührend, machen unvergessliche Agenturausflüge und feiern die Feste, wie sie fallen – insbesondere die Weihnachtsfeier an sehr individuellen Orten mit einem sehr kreativen Programm, organisiert immer von anderen Mitarbeitern.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Dazu möchte ich ein Zitat vom ehemaligen Fußballtrainer Ernst Happel zitieren: „Die Gegners sind mir wurscht! Warum soll ich mich lang mit ihnen beschäftigen? Wenn wir gut vorbereitet sind, werden wir gewinnen“ Es stellt sich höchstens die Frage: Inwiefern ist das Angebot des Mitbewerbers relevanter? Ist er besser oder billiger als wir?
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Unser Slogan: „Love sells“ ist eine persönliche Grundhaltung und betrifft auch mein Privatleben. Ich bin 37 Jahre glücklich mit der gleichen Frau verheiratet und habe mittlerweile zwei Enkelkinder. Die Fähigkeit Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen, hängt trotzdem mehrheitlich von einem verständnisvollen Partner ab. In der Gründungsphase war es nicht so einfach, weil die berufliche Tätigkeit natürlich sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Dafür versuchte ich immer, die restliche Freizeit mit meiner Familie qualitativ sehr intensiv zu leben.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung ist für mich selbst ebenso wichtig wie für meine Mitarbeiter, insbesondere zum Thema Digitalisierung. Für mich ist die Fortbildung ein laufender Prozess, denn man lernt tagtäglich dazu. Stillstand ist Rückschritt. Alle zwei Jahre lassen wir uns von den Mitarbeitern durch eine Rating-Agentur im internationalen Vergleich bewerten und können dabei auf sensationelle Werte verweisen. Einziges Manko: zu wenig Fokus auf Fortbildung. Vor drei Jahren führte ich daher ein intensives Programm für Fortbildungsaktivitäten von Mitarbeitern ein. Dabei nominieren Gruppenleiter Mitarbeiter und motivieren sie an konkreten internen und externen Maßnahmen teilnehmen. Nach der Rückkehr müssen die Mitarbeiter das Gelernte für alle anderen präsentieren. Speziell M Bereich Digitalisierung arbeiten wir seit vielen Jahren ständig daran, auf dem Niveau von Spezialagenturen zu bleiben. Dafür haben wir Spezialisten im Haus, mit denen uns das bisher sehr gut gelungen ist.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Mitarbeiter bei uns sollten Selbstbewusstsein, aber nicht Arroganz mitbringen. Sollen keine romantischen Vorstellung von Werbung haben, es ist ein knallhartes Geschäft geworden. Eminent wichtig: Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und Rückgrat zeigen. Teamfähigkeit sollte für ihn kein Schlagwort sein. Eine Hierarchie im klassischen Sinne existiert bei uns nicht. Je weniger Hierarchie im beruflichen Alltag gelebt wird, umso weniger kann ein Mitarbeiter die Verantwortung auf den anderen Kollegen abschieben. So z.B. bekommen bereits junge Mitarbeiter die Möglichkeit, einen Teil der Erst-Präsentation bei einem Kunden zu übernehmen. Somit wird dem Kunden gleich das Team vorgestellt, das auch zukünftig auch für ihn arbeitet. Obwohl ich die Zukunft unserer Branche aufgrund der Komplexität der medialen und gesellschaftlichen Entwicklung und der zersplitterten und leider nicht konsensfähigen Agenturlandschaft als extrem herausfordernd sehe, möchte ich interessierten jungen Menschen Mut machen, diese faszinierende Branche kennenlernen. Aber sie auch warnen, dass sie viel Kraft und Verständnis für dauernde Veränderungen und neue Herausforderungen und damit eine besondere Leidensfähigkeit mitbringen müssen. Besonderer Einsatz ist gefragt, ein Zehnstundentag ist fast normal. Trotzdem können wir in unserem Unternehmen auf seine sehr geringe Fluktuation verweisen (unter fünf Prozent), was für unsere Branche auch international betrachtet ungewöhnlich ist und mich in meiner Grundeinstellung zu Führung und Motivation bestätigt.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine beruflichen Ziele haben sich mittlerweile positiv erledigt. Vor einem Jahr habe ich beschlossen, mich mit dem 65. Lebensjahr 2019 zurückzuziehen, mich spezifischen Projekten zu widmen. Ich habe meine Anteile verkauft und arbeite bereits intensiv daran, der nächsten Generation die Gesamtverantwortung zu übertragen. Allerdings werde ich sicherlich weiterhin als eine Art Ratgeber und Ombudsmann zur Verfügung stellen, sollte man mich brauchen.
Ihr Lebensmotto?
Wir lieben, was wir tun!